Jetzt geht es wieder los: Mornellregenpfeifer auf dem Wegzug beobachten – Exkursionsangebot für Reisegäste

Jetzt geht es wieder los: Mornellregenpfeifer auf dem Wegzug beobachten – Exkursionsangebot für Reisegäste

Da gähnt er müde …, denn nach einem nächtlichen Flug vermutlich aus dem Norden Skandinaviens kommend, ist er am Vormittag zur Tagesrast und Nahrungsaufnahme auf einem Feld in der Nähe von Werdau im Landkreis Zwickau gelandet, wo der Langstreckenzieher bereits vom Ornithologen Jens Halbauer erwartet (und 2019 fotografiert) wurde. Die hübschen Mornellregenpfeifer (Eurasian Dotterel), die in Europa in den Tundren Skandinaviens brüten, überwintern in Afrika nördlich der Sahara. Zweimal im Jahr treten die Vögel ihre ca. 8.000 bis 10.000 Kilometer lange Reise an, auf der sie traditionelle Zwischen-Rastplätze in der Feldflur nutzen. Diese Rastplätze können über Jahrzehnte genutzt werden, wobei es echt verblüffend ist, dass die Vögel fast immer auf den gleichen Flächen (abhängig auch von der Fruchtfolge), teils auf den halben Hektar genau, zur Rast einfallen!

Nun ist es wieder so weit. Der Sommer ist vorbei und die Zugvögel treten den Wegzug an. In Norddeutschland wurden am 13. August die ersten 12 rastenden Mornellregenpfeifer entdeckt. Bei uns hier in Westsachsen liegen die üblichen Durchzugszeiten der Art zwischen dem 25. August und 5. September mit Schwerpunkt um den Monatswechsel August/September.

Der bekannte westsächsische Ornithologe Jens Halbauer beobachtet seit vielen Jahren das Durchzugsgeschehen der Art in so einem traditionellen Rastgebiet in der Nähe von Werdau. Er kennt die Verhältnisse und die Gewohnheiten der Vögel genau und beobachtet daher dort auch jeden Herbst rastende Mornellregenpfeifer. Mit ihm in dieser Zeit unterwegs zu sein, bietet hohe Chancen, die seltenen Vögel beobachten zu können. Allerdings, eine Erfolgsgarantie kann niemand geben, denn die Tagesverhältnisse, auch was die Wettersituation anbetrifft, kann niemand voraussagen!

Wir laden unsere Bartmeise-Reisegäste zu einer gemeinsamen Exkursion am Dienstag, 1. September, nach 08412 Werdau bei Zwickau ein. Die Exkursion beginnt um 8.30 Uhr in Werdau (Ende gegen 11.00 Uhr). Aufgrund der bekannten Sicherheitsvorkehrungen infolge der Pandemie müssen wir um Anmeldung bitten! Die Teilnahme ist kostenfrei. Mit der Bestätigung der Anmeldung wird auch der genaue Treffpunkt bekanntgegeben. Anreise mit eigenem PKW ist Voraussetzung zur Teilnahme.

Anmeldungen bitte an:

per E-Mail: info@bartmeise.de oder hartmutmeyer11@gmail.com oder per Fax 03723 – 44211.

Hartmut Meyer

Bildautor aller Fotos (2019): Jens Halbauer (Werdau) 

Silberreiher seit 11 Jahren Brutvogel in Ostdeutschland – Exkursion für Bartmeise-Reisegäste zum NSG „Große Rosin“

Silberreiher seit 11 Jahren Brutvogel in Ostdeutschland – Exkursion für Bartmeise-Reisegäste zum NSG „Große Rosin“

Silberreiher am Nest in Niederdorf. Foto: E. Akkermann

Auch wenn der Silberreiher in Deutschland nun bereit seit mehr als 20 Jahren (bis auf die Monate Mai bis Juli) Jahresvogel ist und auch hier in Sachsen im Herbst Ansammlungen von bis zu 600 Vögeln in Fischteichgebieten keine große Seltenheit mehr sind, hat kein anderes deutsches Bundesland so viele Silberreiher wie Mecklenburg-Vorpommern, wo an mind. einem Schlafplatz Maximalzahlen von bis zu 1.600 Silberreihern nachgewiesen wurden. Daher war es vielleicht auch für Profis keine Überraschung, dass der erste deutsche Brutnachweis 2009 für die Art in Mecklenburg-Vorpommern, an der Ostsee, erbracht wurde. Aber für viele Vogelfreunde ist dieser Umstand noch immer noch recht unbekannt.

Unser Reisefreund Frank Vökler, ein bekannter Avifaunist und Vorstandsmitglied der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern OAMV, der die Kolonie betreut, kennt die Geschichte von Anfang an und hat für Bartmeise-Reisen den Verlauf der Besiedlung bis heute nachgezeichnet:

Seit 2005 nahm das Auftreten des Silberreihers in Mecklenburg-Vorpommern (MVP) wie auch in anderen Teilen Deutschlands, deutlich zu. Erstmals seit 2009 brütet die Art in MVP, in Niederhof bei Stralsund in der bekannten Graureiher- und Kormorankolonie. Die Silberreiher brüten hier inmitten der Graureiher teils auf den gleichen Nistbäumen (Rotbuchen). 2015 hatten sich bereits 12 Brutpaare angesiedelt, und in diesem Jahr habe ich bereits 32 Brutpaare mit Nest beobachten können. Die Reiher werden hier alljährlich von mir erfasst. 2015 brüteten auch zwei Paare im NSG „Große Rosin“ am Kummerower See auf Grauweidenbüschen, allerdings leider erfolglos. Zwar werden alljährlich auch weiterhin hier Vögel im Brutkleid festgestellt, eine Brut konnte seither allerdings nicht mehr festgestellt werden. Im NSG „Große Rosin“ sammeln sich alljährlich nach der Brutzeit Silberreiher, die im August/September Höchstzahlen erreichen (Ende Sept. 2015: max. 1.620 Exemplare). Daneben gibt es zahlreiche weitere Schlafplätze an verschiedenen Stellen in Mecklenburg-Vorpommern mit oft mehr als 300-500 Vögeln. Die Tabelle (oben) zeigt das jährliche Auftreten der Art in MVP.

Bartmeise-Reisen lädt seine Reisegäste (und gern auch solche, die es werden möchten) am 29./30. August 2020 zu zwei geführten Exkursionen in das NSG “Große Rosin“ am Kummerower See ein. Die wiedervernässten Polderflächen der Peene am Kummerower See haben sich in wenigen Jahren zu einem Vogelparadies der Sonderklasse entwickelt, welches in Deutschland einzigartig ist. Bruten der Weißbartseeschwalbe (2020 ca. 30 Paare, nach Unwetterereignis vermutlich erfolglos), 40-50 BP Trauerseeschwalbe, dazu Weißflügelseeschwalben zur Brutzeit anwesend, verdeutlichen die herausragende Qualität dieses Schutzgebietes. Der einzigartige Charakter dieser permanent unter Wasser stehenden Polder versetzt den Besucher in eine Art “deutsches Pantanal”. Diesen Eindruck hat unser brasilianischer Mitarbeiter, der Ornithologe und Biologe Adrian Eisen Rupp aus Santa Catarina in Südbrasilien, bei einem Besuch im Jahr 2018 mit den Worten auf den Punkt gebracht: „Es fehlen nur die Wasserschweine, ansonsten Pantanal pur!“

Unsere Exkursionen finden am Sonnabend und Sonntag 29./30. August 2020 statt. Erster Treffpunkt wird am Sonnabend, 29.08., um 17.00 Uhr in Aalbude (Ortsteil von 17159 Dargun) sein, zu einer Abendexkursion in das Gebiet, um Silberreiher am Schlafplatz und die weitere Vogelwelt zu beobachten. Und am Sonntagvormittag steht dann eine weitere gemeinsame Exkursion an, zu der es aus berufenem Munde von Frank Vökler auch viele Inforationen geben wird.

Da vermutlich auch noch Ende August gewisse Schutzmaßnahmen infolge der COVID-19-Pandemie zu beachten sein werden, muss die Teilnehmerzahl limitiert werden. Interessenten müssen sich daher bitte ab sofort verbindlich per Email an info@bartmeise.de anmelden (mit Name/Adresse/Geburtsdatum und Telefonnummer mobil). Und das bitte bis 30. Juli 2020. Der Unkostenbeitrag von 20,00 € pro Person ist nach Bestätigung der Anmeldung zu überweisen.

Details zum Ablauf, zu den genauen Treffpunkten etc., werden nach der Bestätigung der Anmeldung gegeben.

In der Gemeinde 17159 Dargun bzw. in der Umgebung des Kummerower Sees, zwischen Demmin und Malchow (Umkreis 20km) gibt es zahlreiche Pensionen, Hotels, Gasthöfe und Ferienwohnungen, die genutzt und von Jedermann nach Bedarf selbst gebucht werden können.

Hartmut Meyer

info@bartmeise.de

Klimaveränderungen bringen neue Vogelarten auch ins Erzgebirgsvorland: „Start frei“ für die Bienenfresser

Klimaveränderungen bringen neue Vogelarten auch ins Erzgebirgsvorland: „Start frei“ für die Bienenfresser

Nachdem wir uns seit mehr als 20 Jahren schon an den Silberreiher fast als Ganzjahresvogel „gewöhnt“ haben, bringt das spürbar milder werdende Klima auch weitere „südliche“ Vogelarten als Brutvögel nach Sachsen, und sogar hier ins eigentlich kühle Erzgebirgsvorland. Nach Wendehals und Wiedehopf sind nun auch die Bienenfresser (European Bee-eater) so weit, dass wir sie zu den regelmäßigen Brutvögeln zählen können.

In diesem Jahr gibt es im Tal der Zwickauer Mulde zwischen Glauchau und Rochlitz wieder zwei besetzte Brutplätze, zusammen mit 2019 insgesamt drei Brutplätze. Im Moment sind insgesamt fünf Brutpaare erfolgreich und füttern teils große Junge, die in den nächsten Tagen ausfliegen werden. Und dabei ist es nicht auszuschließen, dass unentdeckt noch weitere Brutansiedlungen vorhanden sein könnten, zumal sich im Mai an einem der beiden aktuell besetzten Brutplätze bis zu 16 Altvögel aufhielten. Dafür spricht auch, dass die Vögel, was den Brutplatz anbetrifft, relativ anspruchslos sind, wenn die Bodenbeschaffenheit für das Graben der Bruthöhle ausreicht.

Als Höhlenbrüter haben die Bienenfresser nur wenige Feinde, allerdings erscheint das angesichts eines Turmfalken, der heute einem fütternden Bienenfresser bis an den Eingang seiner Bruthöhle hinterherjagte und versuchte, dort einzudringen (Foto: A. Kretschel), relativ zu sein.

Nachdem die Art in Sachsen im Vergleich zum Nachbarland Sachsen-Anhalt, wo sich der aktuelle Verbreitungsschwerpunkt für die Art in Deutschland befindet, bisher nur moderate 60-100 BP im Elbtal und in Nordsachsen aufwies, bewegen sich die Bestände in diesem Jahr deutlich nach oben. Um die 350 Brutpaare sind aktuell 2020 für Sachsen bekannt. Tendenz steigend! Und angesichts der Tatsache, dass sich ehemals häufige Brutvögel wie Kiebitz und Rebhuhn … mehr und mehr von uns verabschieden, eine zumindest tröstliche Entwicklung.

Bis Ende April 2021 müssen wir uns in den nächsten Tagen von den hübschen Bienenfressern verabschieden. Rasch nach dem Ausfliegen der Jungvögel verlässt die Art ihren Brutplatz und tritt den Wegzug in die afrikanischen Winterquartiere an.

Auf unseren Reisen dorthin, in die Steppengebiete Afrikas, z.B. nach Kenia im September, können wir jederzeit mit Beobachtungen von Bienenfresser und Wiedehopf rechnen. Auch dort sind die hübschen Vögel immer ein Farbtupfer in der Landschaft.

Hartmut Meyer
CEO Bartmeise-Reisen

Bienenfresser in der Presse (Freie Presse Chemnitz, lokal und Sachsen, 11.08.2020)

Alle Fotos: Andreas Kretschel (Pressefotograf).

Der Wiedehopf als neuer Brutvogel im Zschopautal bzw. im Ergebirgsvorland – eine Folge des Klimanwandels?

Der Wiedehopf als neuer Brutvogel im Zschopautal bzw. im Ergebirgsvorland – eine Folge des Klimanwandels?

Eine erfolgreiche Brut vom Wiedehopf (Eurasian Hoopoe) in Landkreis Mittelsachsen, in

einem Kleingarten in Ortslage im Zschopautal/Landkreis Mittelsachsen, bei der in diesen Tagen die flüggenJungvögel in einer Baumhöhle in einem alten Obstbaum gefüttert werden, stellt eine weitere neue Entwicklung in der sächsischen Vogelwelt dar. Zwar ist der Wiedehopf (Foto re.: F. Seifert) vor allem in den klimatisch begünstigten Heidegebieten in Ostsachsen (punktuell auch in Nordsachsen) ein regelmäßiger, wenn auch nicht häufiger Brutvogel auf Truppenübungsplätzen, in der Bergbaufolgelandschaft und in angrenzenden Dörfern, jedoch wurden in Sachsen bisher keine Bruten außerhalb der genannten Gebiete bekannt, schon gar nicht im Erzgebirgischen Becken und seinen Flusstälern bzw. im angrenzenden Erzgebirgsvorland im Landkreis Zwickau und im Chemnitzer Umland.

Vermutlich lässt die aktuelle Brut im Raum Kriebstein auf eine Entwicklung schließen, die im Zusammenhang mit den klimatischen Veränderungen zu sehen ist, auf die auch die derzeitige Ausbreitung der Art im sächsischen Elbtal zurückzuführen sein könnte. Nachdem es auch im angrenzenden Landkreis Zwickau aktuell Brutzeitbeobachtungen von der Art gibt, wurde in der vergangenen Woche per Zeitungsaufruf die interessierte Bevölkerung aufmerksam gemacht, nach der Art in Privatgärten etc., die bei Kartierungen bzw. Beobachtungsgängen nur schwer berührt werden können, zu achten. Erstaunlicherweise erbrachte dieser Presseaufruf konkrete Angaben zu mindestens vier seit Mai und bis jetzt besetzten Wiedehopf-Revieren: Zwei im Umland der Großstadt Chemnitz und zwei im Tal der Zwickauer Mulde im Landkreis Zwickau. In fast allen Fällen handelt es sich um ländliche, dörfliche Strukturen. Die Reviere befinden sich meist in der Umgebung von Bauerngehöften mit altem Baumbestand, mit offenen Schuppen, Holz- und Strohlagern, mit Viehhaltung (Schafe, Rinder) und mit Obstgärten. Auch wenn im Moment noch kein weiterer Brutnachweis (mit Jungvögeln) erbracht werden konnte, gelten die seit Wochen bestehenden Vorkommen als Revierpaare. Das stellt in der Tat eine bemerkenswerte Entwicklung dar, die vielleicht auch im Einklang mit einem seit diesem Jahr wieder leichten Anstieg von Großinsekten zu sehen ist. Zumindest bei der Brut in Mittelsachsen wurde beobachtet, dass die Altvögel viele Insekten, insbesondere Libellen und große Würmer, füttern. Foto: ruf. Wiedehopf jetzt im Juni in Niederlichtenau. Foto: privat.

Unser Aufruf an alle Beobachter in Sachsen außerhalb der bekannten Brutgebiete: Unbedingt auf die Anwesenheit dieser Vogelart, die bei erfolgreicher Brut jetzt im Juni flügge Jungvögel haben müsste, achten. Und das auch in den kommenden Jahren! Meldungen nimmt der Verein Sächsischer Ornithologen e.V. www.vso-web.de und hier Eberhard Flöter e_floeter@web.de gern entgegen. Mehr zur Art als Brutvogel in Deutschland bei Gedeon et. al (2014): “Altas Deutscher Brutvogelarten”, (Seiten 362/363). 

Der Wiedehopf ist bei unseren Reisen in Südeuropa, in Bulgarien und am Kerkinisee, ein häufiger Brutvogel und im Herbst auch regelmäßiger Durchzügler. Gerade im September bei unserer Reise zum Vogelzug am Schwarzen Meer in Bulgarien sollte dieser hübsche Vogel häufig als Durchzügler zu sehen sein.

Hartmut Meyer

Eine aktuelle Publikation zum Wiedehopf im südlichen Brandenburg aus “Die Vogelt” von Möckel & Raden finden Sie hier: Möckel_Raden_Wiedehopf_Südbrandenburg_Vogelwelt_042019

Startfoto: Wiedehopf als Durchzügler im Lkr. Zwickau. Foto: Jens Halbauer.
Ungewöhnliches mehr aus unserer Vogelwelt: Was macht der Mauersegler als Brutvogel in einem Knorpelkirschaum?

Ungewöhnliches mehr aus unserer Vogelwelt: Was macht der Mauersegler als Brutvogel in einem Knorpelkirschaum?

Dass der Mauersegler (Common Swift) in grauer Vorzeit vermutlich ausschließlich in Baumhöhlen (und Felsen) gebrütet hat, lässt sich gut vermuten. Mindestens seit dem Menschen größere Behausungen bauen und bewohnen und die Industriekultur Einzug hielt, hat sich die Art dem Menschen eng als Gebäudebrüter angeschlossen. Und das wird ihr heutzutage leider allzu oft zum Verhängnis, da bei Gebäudesanierungen meist gezielt alle Hohlräume verschlossen werden. Ebenso wie beim Kleingärtner-Wahn, das Gras alle sechs Tage auf englischen Standard mähen zu müssen, siegt heute oft der Zwang, auch nur jede Ritze am Haus zu verschließen … um der EU-Norm XYZ irgendwie gerecht zu werden.

Ob die Entdeckung einer Mauerseglerbrut in einer Buntspechthöhle hier in der sächsischen Kleinstadt Hohenstein-Ernstthal eine Art „zurück zu den Wurzeln“ bei der Art ist, muss völlig offenbleiben. Schließlich gab es vor einigen Jahren auch noch eine kleine Baumbrüterkolonie in großen Bäumen in Mitteldeutschland (Literatur dazu siehe unten), wohl als Relikt aus der früheren Zeit. Ersatzmaßnahmen wie das Aufstellen von Mauersegler-Laternen, wie hier im Bild (unten) in Oberlungwitz, führen, wenn der Standort optimal ist, meist zu einem guten Erfolg und helfen der Art auch.

Dass sich der Mauersegler im zweiten Jahr in Folge in einer Buntspechthöhle in ca. 4 Meter Höhe in einem Kirschbaum in einem innerstädtischen Hausgarten seine Kinderstube eingerichtet hat, ist jedoch absolut ungewöhnlich! Weder in der regionalen sächsischen Literatur noch in den neuzeitlichen Datensammlung beim Verein Sächsischer Ornithologen e.V. bzw. beim Landesamt für Umwelt und Geologie (SMUL) ist je ein derartiger Brutplatz bekannt bekannt geworden!

Dieser Fund in westsächsischen Kleinstadt Hohenstein-Ernstthal am Rande des Erzgebirges reiht sich also ein in die anhaltenden Veränderungen, die unsere heimische Vogelwelt derzeit permanent erfährt.

Noch am Montag (13.07.) hat das Paar seine Jungvögel im Kirschbaum gefüttert. Andreas Kretschel gelangen die hier gezeigten ungewöhnlichen Bilder. Und wenn am 30. Juli die Masse der Mauersegler in den Süden Afrikas aufbricht dann könnten vielleicht „zwei Jungvögel davon berichten, dass sie nicht in einem schnöden Mauerloch, sondern einem gut gepflegten Knorpelkirschenbaum das Licht der Welt erblickt haben.“

Ein großes Dankeschön gilt der Familie Schenk aus Hohenstein-Ernsttahl, die den Brutplatz in ihrem Garten 2019 entdeckten und das Umweltamt des Landkreises darüber informierten! Außerdem hat die Familie bei der Sanierung ihres Hauses im Dachbereich weitere Brutplätze für die Art geschaffen, die auch genutzt werden.

Bei unserer Reise im September in die Savannen Ostafrikas, nach Kenia, haben wir – vor Mai 2021 –  wieder Chancen, „unsere“ Mauersegler zu sehen. Vielleicht sogar die Kirschbaum-Brüter? Aber das bleibt ein Geheimnis. Unsere Reise nach Kenia in die Masai Mara zur großen Tierwanderung kann nach heutigem Kenntnisstand durchgeführt werden. Noch sind vier Plätze verfügbar.

Mauersegler_baumbr._Vogelwelt2004

Mauersegler_VogeldesJahres203_OrniKalender_BNicolai

Hartmut Meyer

Alle Fotos: Pressefotograf Andreas Kretschel

 

Mausersegler-Brutkolonie (mind. 12 BP) in der Mauersegler-Laterne in 09358 Oberlungwitz, Abteistraße.

“Kuckuckskinder” und Buschrohrsänger im Knöterich – ertaunliche Neuigkeiten aus unserer Vogelwelt

“Kuckuckskinder” und Buschrohrsänger im Knöterich – ertaunliche Neuigkeiten aus unserer Vogelwelt

Wer von uns hat sich nicht schon über den Staudenknöterich (Fallopia spp.), einer aus Südostasien eingeschleppten Pflanze (Neophyt) geärgert, der jegliche Bach- und Flussufer zuwuchert und sich sogar in die Fläche ausbreitet? Bei den Wasservogelzählungen z.B. verdeckt die wuchernde Pflanze die Sicht auf die Wasservögel, was die Zählungen erheblich erschwert. Gleichzeitig stellte man aber auch fest, dass die Knöterich-Bestände den Wasservögeln Schutz bieten gegen das zunehmende Begängnis von Spaziergängern mit Hunden. Und zur Brutzeit wunderte man sich eine Weile über Mönchsgrasmücke, Amsel, Goldammer, Neuntöter und Sumpfrohrsänger, deren Gesänge regelmäßig an solchen Standorten zu hören waren, obwohl es dort vermeintlich gar keine geeigneten Brutmöglichkeiten gab!

Junger Kuckuck im Nest des Teichrohrsängers im Juni 2020, aber hier neu im Knöterich. Man beachte die Nestbauweise. Foto: Jens Hering

Unser Vereinsfreund und VSO-Vorstandsmitglied Jens Hering war der erste, der sich die Mühe gemacht und die Knöterich-Bestände näher untersucht hat. Eine zugleich ziemlich schmutzige Angelegenheit, auf allen Vieren durch die Bestände zu kriechen, noch dazu nicht ganz ungefährlich, da Wildschweinrotten hier ebenfalls sehr gern ihre Domizile aufschlagen. Was Hering ans Tageslicht gebracht hat, war eine kleine Sensation und in der deutschen Vogelkunde bis dato unbekannt! Die oben genannten Vogelarten, insbesondere Sumpfrohrsänger (Marsh Warbler, Acrocephalus palustris), bilden ausgedehnte Brutbestände im Knöterich-Dschungel in höchsten Siedlungsdichten! Und in diesem Jahr hat sich in einer kleinen Kontrollfläche entlang der Zwickauer Mulde im Landkreis Zwickau, um die Gemeinden Remse und Crossen, herausgestellt, dass die Sumpfrohrsänger im Knöterich unseren immer seltener werdenden Kuckuck ideale und perfekte Kinderstuben bieten! Allein fünf Sumpfi-Nester mit einem „Kuckuckskind“ konnten in den vergangenen Tagen gefunden werden, alle im Knöterich!

Hering hat bereits dazu publiziert, in Fachmagazinen (Der Falke, Die Vogelwarte – siehe unten) und in der Tagespresse, um auf die neue und bisher unbekannte Bedeutung dieser Pflanze als Brutplatz für unsere heimischen Vögel hinzuweisen. Und nun müssen wir alle gemeinsam versuchen, Behörden, Kommunen, Agrarbetriebe und Grundstückseigentümer davon zu überzeugen, dass das Abmähen der Knöterichbestände zur Brutzeit (Mai bis Juli) eine massive Vernichtung von Vogelbruten darstellt und unbedingt unterbleiben muss! Die Bestände können jederzeit nach der Brutzeit gemäht werden, denn bis zur Brutsaison im kommenden Jahr bildet der Knöterich als schnell wuchernde Pflanze wieder seine für die Vogelbruten notwendige Dichte aus.

Buschrohrsänger im Knöterich, Juni 2020. Digiskopie-Foto: T. Augst.

Weitere Überraschungen bleiben nicht aus! In diesem Jahr gab es sogar den ersten Nachweis einer Teichrohrsängerbrut (European Reed Warbler, Acrocephalus scirpaceus) in Knöterich, wobei Jens Hering auch erstmals eine völlig neue Nestbauweise für die Art, die nirgends in der wiss. Literatur beschrieben ist, nachweisen konnte. Und, sogar der Buschrohrsänger (Blyth’s Reed Warbler, Acrocephalus dumetorum), eine Vogelart aus der Ostpaläarktis, die in diesem Jahr wieder einen Vorstoß nach Mitteleuropa gemacht hat und in Sachsen gleich an zwei Stellen (Werdauer Wald und im Elbtal) festgestellt (fotografiert, Tonaufnahmen, Beringung) wurde, hält sich seit Mai bereits inmitten eines Siedlungsgebietes an einem mit Knöterich bewachsenem Flussufer im Elbtal auf und singt dort fleißig. Der Vogel ist, wie bei der Beringung festgestellt wurde, unverpaart.

Buschrohrsänger bei der Beringung, Juni 2020. Foto: J. Hering

Bei weiteren Untersuchungen im Knöterich dürften neue Überraschungen zu erwarten sein. Aber schon jetzt ist die Bedeutung dieser vielgehassten Pflanze als Brutplatz für unsere heimische, teilweise sogar bedrohte Vogelwelt, eine Sensation!

Über solche und weitere Neuigkeiten zur heimischen (und auch zu internationalen) Vogelwelt informieren wir auch stets bei unseren Reisen rund um die Welt! Im September/Oktober 2020 in Kenia, im September und Oktober 2020 auch zum Vogelzug in Bulgarien und Griechenland sowie in Marokko (per heute EU-weit wieder als Reiseland ohne Einschränkungen zugelassen).

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung. Wir haben für alle Reisen noch Plätze verfügbar (exklusive Einzelzimmer für Griechenland im Oktober, die bereits ausgebucht sind).

Hartmut Meyer

Titelfoto: Junger Kuckuck im Nest des Teichrohrsängers, klassisch im Schilf. Foto: A. Kretschel.

Literatur: 

Hering 2019_Fallopia & Brutvögel_Der Falke

Hering 2019_Fallopia & Brutvögel_Die Vogelwarte

 

Rosenstare in Deutschland unterwegs – bemerkenswerter Einflug nach Süd- und Norddeutschland im Gange

Rosenstare in Deutschland unterwegs – bemerkenswerter Einflug nach Süd- und Norddeutschland im Gange

Wer jetzt in der Natur unterwegs ist sollte die Starenschwärme genauer anschauen! Insbesondere solche, die in diesen Tagen in Kirschbäume mit reifen Früchten einfallen. Seit einigen Wochen schon werden insbesondere im Süden Deutschlands, in Bayern und Baden-Württemberg, und natürlich auch auf Helgoland die hübschen Rosenstare beobachtet. Die Art kommt hauptsächlich in den mittelasiatischen Steppengebieten vor und brütet dort vagabundierend kolonieartig. Fast jedes Jahr kommt es im südlichen Europa, schon ab Ungarn, zu mehr oder weniger großen Einflügen der Art, die unter günstigen Nahrungsverhältnissen dann auch brüten können. In zentralen Mitteleuropa, hier bei uns in Deutschland, trat die Art bisher eher selten auf. Meist können ab Spätsommer einzelne, schlicht hellbraun gefärbte Jungvögel in Starenschwärmen beobachtet werden. Der aktuelle Einflug von Vögeln im Brutkleid im Mai und Juni ist bemerkenswert, da es sich um Altvögel handelt. Ein Zusammenhang mit den klimatischen Veränderungen ist sehr wahrscheinlich. R. Steffens et al. in „Die Vogelwelt Sachsen“ (1998) verzeichnet aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Einzelnachweise in Sachsen, die aber auch Gefangenschaftsflüchtlinge vermuten lassen.

Die hübschen Vögel scheinen genau zu wissen, wann sie wo sein sollten. In Nordgriechenland, z.B. im Nationalpark Kerkinisee, treffen die Vagabunden ab Mitte Mai ein, und zwar genau dann, wenn die leckeren Maulbeeren reif sind. Im Volksmund werden diese Stare dort auch als „Maulbeerfresser“ bezeichnet. Jedes Jahr am Kerkinisee, wenn Bartmeise-Reisegruppen in der zweiten Maihälfte unterwegs sind, gelingen gute Beobachtungen. Dann werden gezielt die reifen Maulbeerbäune angefahren (die nicht nur für die Stare eine Delikatesse sind), und es dauert nicht lange, dann sind die wirklich sehr attraktiven Vögel zu sehen.

In diesem Jahr, in dem das weltweite Reisen bis in der Herbst hinein eher verhindert sein wird und man sich auf europäische Ziele konzentrieren muss, bieten wir neue Kurzreisen zum Höhepunkt des Vogelzuges am Schwarzen Meer in Bulgarien Ende September und an den Kerkinisee nach Nordgriechenland Ende Oktober an. Europa ist wieder offen, diese Reisen sind problemlos buchbar.

Hartmut Meyer

Titelfoto: Rosenstar im Brutkleid und Trupps von Rosenstaren aktuell am Schwarzen Meer bei Durankulak/Bulgarien. Fotos: Pavel Simeonov.

Nachwuchs beim “Europäischen Naturwunder” Rotmilan – Afrikanische Naturwunder im September zu erleben

Nachwuchs beim “Europäischen Naturwunder” Rotmilan – Afrikanische Naturwunder im September zu erleben

 

Rotmilan mit Jungvögeln im Nest. Startfoto: Rotmilan-Paar mit Futter am Nest. Fotos: Andreas Kretschel

Jetzt im Juni sind wieder die  Jungvögel erfolgreicher Rotmilan-Bruten in den Nestern zu sehen. Auch wenn diese Greifvogelart z.B. hier in Südwestsachsen zwischen Februar und Herbst ein alltäglicher Anblick ist, so ist der Rotmilan aber ein ganz besonderer Vertreter unserer Greifvogelwelt. Er ist der einzige echte europäische Endemit, kommt also hauptsächlich nur in Zentraleuropa vor mit Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland im Osten, und in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen besonders. Im Rahmen eines Greifvogelmonitorings werden in Teilen Südwestsachsens jedes Jahr die Nester erfasst und zahlreiche Jungvögel beringt und markiert. Noch ist die Art weit verbreitet und kommt teilweise in hohen Siedlungsdichten vor. Ein Alarmsignal dürften aber die sinkenden Nachwuchszahlen sein, die auf Nahrungsmangel in unserer lebensfeindlichen Agrarlandschaft hindeuten. Hoffen wir, dass Schutzprojekte für die Art und ein langsames Umdenken hin zu mehr ökologischer Vielfalt Hilfe auch für diesen Edelstein in unserer Natur, diesen wunderschönen Greifvogel bringt. Autor der hier gezeigten Fotos ist Pressefotograf Andreas Kretschel aus Hohenstein-Ernstthal, dem ich dafür sehr herzlich danke.

Gepard mit Beute in der Masai Mara. Foto: Birgit Beckers.

Naturwunder außerhalb Europas sind bald wieder auf Bartmeise-Reisen zu erleben. So in Kenia z.B. im Maisa Mara-Nationalpark, wo wir uns auf das grandiose Naturwunder Migration Zehntausender Gnus zu neuen Weidegründen freuen dürfen. Im einzigen Tieflandsregenwald von Kenia, im Kagamega-Forst, warten zahlreiche endemische Vogelarten, ebenso wie am Mount Kenia. Zwei der schönsten Seen im Großen Afrikanischen Grabenbruch, der Lake Baringo und der Lake Bogoria stehen auch im Reiseplan. Während der Lake Baringo mit Süßwasser aufwartet, dürften mit etwas Glück über 1 Million Zwergflamingos im Salzwassersee Lake Bogoria zu erwarten sein. Diese Reise beginnt am 10. September. Noch sind Plätze buchbar.

Und ab 19. Oktober steht ein neues Afrika-Abenteuer in den trockenen Norden Kenias zu den Vögeln des Somali-Bioms im Programm. Erkundet wird die Vogelwelt zwischen Samburu- und dem geheimnisvollen Abedare-Nationalpark. Außerdem erinnert diese Reise an die berühmte Löwin “Elsa” aus dem Tierfilm “Frei geborgen – Königin der Wildnis”, der seinerzeit die Menschen in aller Welt emotional berührte. Auch hier sind noch Plätze buchbar (Reiseprogramme zum Download).

Hartmut Meyer

Jungvogelzeit beim “fliegenden Edelstein” – afrikanische Eisvögel im September im Programm

Jungvogelzeit beim “fliegenden Edelstein” – afrikanische Eisvögel im September im Programm

Nachdem der Eisvogel (Alcedo atthias; Common Kingfisher) der „fliegende Edelstein“ Europas, nach

Junge Eisvögel nach dem Ausfliegen am Lungwitzbach/Lkr. Zwickau. Fotos: Andreas Kretschel

einigen milden Wintern in Folge, die kaum Verluste an Altvögeln forderten, hier in Südwestsachsen aktuell recht hohe Siedlungsdichten aufweist, ist es jetzt wieder soweit: In geeigneten Lebensräumen der Art sind in diesen Tagen die Jungvögel ausgeflogen. Entlang der Flussläufe insbesondere der Mulde, der Zschopau, der Chemnitz aber auch an kleineren Bachläufen sowie an Teichen und Stauseen kann die Art beim Füttern der Jungen beobachtet werden. Diese sind nach dem Ausfliegen zwar sofort selbstständig und können selbst jagen, sitzen aber oft noch gemeinsam knapp über dem Wasser im Ufergebüsch oder Wurzeltellern und warten auf Futter. Oft sind die Männchen der hoch territorialen Art damit beschäftigt, den Nachwuchs noch einige Tage bei Laune zu halten, während die Weibchen bereits wieder ein Gelege gezeitigt haben. Einige Tage nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel dann auch gezielt aus den Revieren der Elterntiere vertrieben.

Wer jetzt mit offenen Augen in der Natur unterwegs ist und seine Ohren spitzt, der kann die markanten Bettelrufe der Jungvögel und die hohen „tjiii“-Rufe der Altvögel unverkennbar vernehmen, und mit etwas Geschick auch solche Szenen, wie von Andreas Kretschel (Pressefotograf) festgehalten, entdecken und beobachten.

Während unserer nächsten Reise ins ostafrikanische Kenia im September stehen auch die dortigen Eisvögel, Verwandte unserer europäischen Art, im Programm. In Kenia können bis zu 12 Arten erwartet werden, wobei unsere Reiseroute die Lebensräume von mindestens acht (8) Arten berührt. Noch sind einige Plätze für unsere Reise zu den Naturwundern im Großen Afrikanischen Grabenbruch (10. bis 25.09.2020) risikofrei buchbar.

Hartmut Meyer

Reisebericht Brasilien: Vogelwelt im Pantanal, in der Steppe und im Südamazonas

Reisebericht Brasilien: Vogelwelt im Pantanal, in der Steppe und im Südamazonas

Reisebericht über die Reise ins brasilianische Pantanal nach Mato Grosso vom 10. bis 27. Oktober 2019

Donnerstag/Freitag, 10./11. Oktober: Die lange Reise bis ins Pantanal
Alle Reisegäste treffen sich am 10. Oktober aus München, Basel, Leipzig, Dresden und Hamburg kommend in Frankfurt im Gate zu LH-Flug 599 um 22:55 Uhr nach Sao Paulo. Nach 11 Stunden und 15 Minuten Flugzeit trifft der Lufthansa-Jumbo fast pünktlich gegen 5:30 Uhr (11.10.) in der südamerikanischen Metropole Sao Paulo ein. Wie immer ist das Umsteigen hier mit langen Wegen verbunden, sodass die Zeit bis zum Weiterflug nach Cuiabá, dem Tor zum Pantanal, wie im Fluge vergeht. Es bleibt noch Zeit für einen Kaffee, dann beginnt GOL das Boarding. Wieder pünktlich um 10:00 Uhr startet die Maschine zum 2-Stunden-Flug in die Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso, wo wir gegen 11:00 Uhr Ortszeit (- 1h Differenz zu Sao Paulo) eintreffen; ohne Verluste an Menschen und Material (Gepäck!) konnten die rund 14 Stunden Gesamtflugzeit mit zweimal Umstiegen ab Deutschland bewältigt werden. Adrian, unser Birdguide und Bartmeise-Geschäftspartner für Südamerika, steht bereit, und zügig wird unser Mercedes-Sprinter beladen. Im gegenüberliegenden Einkaufszentrum wechseln die Reisegäste günstig Euro in Brasilianische Real, und dann wartet auch schon das Mittagessen in einer typischen brasilianischen Churrasceria (Foto: H. Meyer). Ein riesiges Buffet hält auch Salate, vegetarische Speisen und selbst Sushi in reicher Auswahl bereit. Und am Tisch muss der Gast mittels grüner oder roter Karte signalisieren, ob er noch mehr von den köstlichen Fleischspießen, die permanent gereicht werden und zwischen Rind, Schwein, Lamm, Wild, Huhn usw. wechseln, verzehren möchte …

Nach dieser Stärkung starten wir die Fahrt zu unserer ersten Lodge, die ungefähr 100 Kilometer entfernt liegt. Nach der Durchfahrt durch die letzte Kleinstadt werden die Straßen enger, die Gegend mehr und mehr ländlicher. Dann erreichen wir das „Tor zum Pantanal“ (Foto li.: H. Meyer), hier stoppen wir kurz für ein Foto, und dann endet auch schon die ausgebaute Straße und die berühmte „Transpanteneira“, die am Cuiabá-River endet, beginnt. An der Zufahrt zur Lodge begegnen uns die ersten Vogelarten des Pantanals. Erstaunt schauen wir einer Rotfuß-Serima (Red-legged Serima) beim Sandbad zu, denn die hätten wir hier nun nicht als erste Art erwartet! Aber der Oktober markiert den Höhepunkt der Trockenzeit im größten Feuchtgebiet der Erde, und daher fühlt sich dieser Steppenvogel in den endlosen Weideflächen offenbar sehr wohl. Hellbraune Chacalote (Gray-crested Chacalote), eine zu den Töpfervogelarten gehörende wichtige Spezies, lärmt in den trockenen Bäumen. Der erste Endemit, der Rotbrustguan (Chenstnut-bellied Guan, Foto li.: A. Eisen Rupp) fliegt uns über den Weg und lässt sich gut beobachten. Wir erreichen gegen 17.00 Uhr unsere Lodge, wo wir für die ersten beiden Nächte diese Rundreise einchecken. Das Wetter hat mit um die 35°C „Backofen-Charakter“, ist aber trocken und ruhig und daher auszuhalten. Vor der Rezeption in der Lodge begrüßen uns Horden von Wasserschweinen, die typischen Säuger, und beobachten, wie wir unsere Bungalows beziehen …

Sonnabend, 12. Oktober: Tag- und Nacht-Safari (mit Jaguar) und Vogelwelt am Bento-Gomes-Fluss
Kurz nach 5.00 Uhr morgens bricht hier der Tag mit dem Gesang der Rotbauchdrossel (Roufus-bellied Thrush) an, und unser erster Tag beginnt ebenfalls schon 30 Minuten später mit Vogelbeobachtung in der Umgebung der Lodge (Foto: H. Meyer) Wir laufen bis zum Waldrand und suchen eine seltene Spechtart, die hier ihre nördlichste Verbreitung in Brasilien hat. Und wir haben auch Glück und können ein Paar vom Kaktusspecht (White-fronted Woodpecker) gut beobachten. Der ebenfalls nicht häufige Virginiauhu (Great Horned Owl) hat in einem Greifvogelnest erfolgreich zwei Jungvögel großgezogen, die sich, eben flügge, zusammen mit einem Altvogel zeigen. Riesen-, Seiden- und Chopistärlinge (Giant-, Shiny Cowbird & Chopi Blackbird) bevölkern die Futterplätze der südamerikanischen Rinder in den Weideflächen.

Gegen 8:00 Uhr nach dem Frühstück setzten wir unseren Beobachtungstag fort und starten hinein in den lichten Wald, der sich nach den Weideflächen in Richtung Fluss anschließt. Hier können wir weitere Vogelarten wie Chacoguan (Chaco Chachalaca), Picuitäubchen (Picui Dove), Goldsaphirkolibri (Gilded Hummingbird), Rötelkuckuck (Little Cuckoo) und den Brasilzwergkauz (Ferruginous Pygmy-owl) beobachten. Große Freude bricht bei allen Beobachtern aus, als direkt über unserem Weg in einem Baum sitzend der Riesentagschläfer (Great Patoo, Foto.: J. Hottinger) entdeckt wird, der sich auch bestens fotografieren lässt. Diese mehr als Schleiereulen große, ungewöhnliche Vogelart ist zwar weit verbreitet, aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise aber meist nur schwer zu finden. Die Mittagspause genießen einige Gäste schlafend in den Hängematten vor den Zimmern oder im Pool, der bei diesen hohen Temperaturen einfach einlädt.

Nach der Mittagspause birden wir in Richtung Bento-Gomes-Fluss (Bahia Puival), der in der Nähe der Lodge eine ca. sieben Kilometer lange See-artige Verbreiterung aufweist. Viele typische Wasservogelarten des Pantanal wie Rosalöffler (Roseate Spoonbill), verschiedene Reiher- und Ibisarten, Waldstorch (Wood Stork) und Jabiru, Witwen– und Rotschnabel-Pfeifgans (White-faced- & Black-bellied Wisthling-duck), Großschnabelseeschwalbe (Large-billed Tern) usw. lassen sich beobachten. Der Fischbussard (Black-collared Hawk) ist hier eine häufige Art. Über die Beobachtung des seltenen Halsbandaras (Yellow-collared Macaw) freuen wir uns sehr. An Säugetieren sehen wir Nasenbär, Schwarzgesichts-Krallenäffchen ebenso wie Brüll- und Kapuzineraffen.

Einen zauberhaften Sonnenuntergang (Foto: H. Meyer) genießen wir heute schließlich von einem Beobachtungsturm aus auf einer über einen langen Holzsteg erreichbaren Insel. Wie eine Zauberwelt erscheint der Blick über diese einzigartige Landschaft und ihre Vogelwelt, die in den Uferbäumen Schlafplätze bezogen hat, zum Ausklang eines erlebnisreichen Tages. Nach dem Abendessen stehen aber noch eine Nachtexkursion auf Nachtschwalben und Eulen sowie nächtliches Tierleben im Programm. Mit einem offenen Safarifahrzeug gehen wir auf Entdeckungstour in die Dunkelheit. Im Scheinwerferlicht zeigt sich erneut der Riesentagschläfer, der jetzt in der Dunkelheit doch etwas aktiver ist und sich davon macht. Ein hübscher Zebrakauz (Black-banded Owl) lässt sich gut beobachten, und wir treffen auch auf zwei Nachtschwalbenarten: Pauraquen- und Zwergnachtschwalbe (Pauraque & Little Nightjar). Die Fleckschwanz-Nachtschwalbe (Spot-tailed Nightjar) können wir leider nur hören.
Auf der Rückfahrt sehen wir dann einen Krabbenfuchs am Bau mit zwei Jungen. Und, kaum zu glauben, aber auf dem Weg im Licht des Autoscheinwerfers erkennen wir einen Jaguar. Die Großkatze hat keine Eile, lässt uns zweimal näher herankommen, bevor sie gemächlich im Unterholz verschwindet. Was für ein toller Abschluss!

Sonntag, 13. Oktober: Erste Hyazintharas und Vogelwelt entlang der Transpantaneira
Vor dem Frühstück um 5.30 Uhr besteigen wir erneut ein Safarifahrzeug und begeben uns in eine andere Richtung als gestern auf Vogelsafari. Der große Ameisenbär, der hier vorkommt, zeigt sich uns heute Morgen leider nicht. Nur unser Fahrer hat wohl einen in einem Wäldchen verschwinden gesehen. Zahlreiche neue Vogelarten wie Rotkehlguan (Red-throated Piping-guan), Grauschwanzsegler (Sick’s Swift), der attraktive Blauscheiteltrogon (Blue-crowned Trogon) und Amazonasmotmot (Amazonian Motmot) kommen in unsere Liste. Unser Birdguide Adrian hört noch den seltenen Graukopf-Attilatyrann (Rufous-tailed Attila), ein Zugvogel aus Argentinien, der hier aber noch nie festgestellt wurde. Das Frühstücksbuffet wartet, und anschließend auf uns der Höhepunkt des Vormittags: drei Hyazintharas (Hyazinth Macaw, Foto ob. J. Hottinger) zeigen sich in voller Pracht! Bis Mittag sind wir nochmals mit einem Safari-Fahrzeug in den Trockengebieten unterwegs und sehen u.a.  Savannenpieper (Yellowish Pitpit), Maskenmückenfänger (Masked Gnatcatcher), Weißbindenbekarde (White-winged Becard), Schwarzschnabeltytira (Black-crowned Tityra), Rotbrauner Bündelnister (Greater Thornbird) und die hier heimischen Nandus (Greater Rhea).

Nach dem Mittagessen checken wir aus und begeben uns auf die 130 Kilometer lange Fahrt entlang der berühmten „Transpantaneira“ bis zum Cuiabá-Fluss. Unterwegs an der Straße, die immer schmaler wird und nur noch eine Sandpiste ist, über viele Holzbrücken, die immer abenteuerlicher werden, halten wir öfters an, um Vögel zu beobachten. Insbesondere an den Wasserlöchern tummelt sich das Vogelleben zwischen den häufigen Brillenkaimanen und es macht Spaß, neben den typischen „großen“ Wasservogelarten des Pantanals auch interessante „kleine“ Arten wie Zimtkehl-Schattenkolibri (Cinnamon-throated Hermit), Goldbauch-Smaragdkolibri und Glitzerkehlamazilie (Glittering-bellied- & Glittering-throated Emerald) sowie Braunohrarassari (Chesnut-eared Aracari), Blaßschopfspecht (Pale-crested Woodpecker), Fleckenbrust- (Large-billed Antwren) und den seltenen Mato Grosso-Ameisenfänger (Mato Grosso Antbird, Foto re.: A. Eisen Rupp) zu entdecken. Starkschnabel-Maskentyrann (Boat-billed Flycatcher), Weißkehl-Königstyrann (White-throated Kingbird) und Braunschopftyrann (Brown-crested Flycatcher) können wir auf dieser Reise nur hier entlang der Transpantaneira sehen.

Mit dem letzten Tageslicht erreichen wir die Anlegestelle am Cuiabá-Fluss, wo bereits zwei Schnellboote auf uns warten. Das Umladen von Menschen und Material erfolgt rasch, und dann weht uns der Fahrtwind flussabwärts um die Ohren. Wenige Minuten später sehen wir am Ufer eine schicke Yacht (Foto li. H. Meyer) liegen, und an der legen wir an. Das ist unser schwimmendes Hotel – nur für uns – für die nächsten beiden Nächte! Wir gehen an Bord, checken in die komfortablen Kabinen ein, und danach genießen wir ein wunderbares Abendbuffett. Die Vogelliste schließt auch diesen Tag ab. Allerdings steht auf dem Oberdeck ein Whirlpool bereit, in dem man den langen Tag mit störungsfreiem Blick ohne Lichtverschmutzung in den südlichen Sternenhimmel ausklingen lassen konnte …

Montag, 14. Oktober: Bei Jaguar, Riesenotter und Hyazinthara am Cuiabá-Fluss
Heute erwarten uns spannende Abenteuer auf dem Fluss. Nicht nur Vögel, sondern auch die „Königin der Big Five“ Südamerikas, den Jaguar (Fotos: J. Hottinger) wollen wir unbedingt beobachten. Nach einem zeitigen Frühstück besteigen wir gegen 6.00 Uhr die Schnellboote, und es geht flussabwärts. Die Guides hier sind alle gut vernetzt und die meisten sind zudem Mitarbeiter im Schutzprojekt für die bedrohten Großkatzen im Pantanal. Daher dauert es nicht lange, bis wir die erste Großkatze am Flussufer beobachten können. Was für ein majestätisches Tier! In den nächsten zwei Stunden erleben wir an insgesamt fünf verschiedenen Plätzen mindestens vier verschiedene Jaguare, die – ähnlich wie die Großkatzen in den afrikanischen Nationalparks – keinerlei Scheu vor den Menschen in den Booten zeigen, weil diese keine Gefahr für sie bedeuten. Zum Höhepunkt unserer Exkursion wird aber ein Jaguar, der direkt vor unserem Boot den Fluss schwimmend durchquert. Ein unvergessliches Erlebnis!
Auch der Riesenotter (Foto unten: W. Kappes) lebt hier im Fluss. Wir können im Laufe des Tages zwei verschiedene Familien mit bis zu neun Exemplaren beobachten. Diese großen Wassermarder an ihren Bauen im Uferbereich beobachten, sie bei der Jagd auf Fische begleiten und ihnen dann auch noch beim Fressen und Spielen zuschauen zu können, stellt einen weiteren Höhepunkt für jeden Naturfreund hier am Cuiabá-Fluss dar.

Nach der Mittagssiesta sind wir nochmals auf dem Urwaldfluss unterwegs. Wir finden in einem alten Baum in drei Meter Höhe die besetzte Nisthöhle eines Hyazinthara-Paares und können beide Altvögel aus nächster Nähe bestens beobachten. In Mangobäumen mit reifen Früchten lärmen Hunderte von Gelbflügel-, Pavua– und Möchssittichen (Yellow-chevroned-, White-eyed- & Monk Parakeet), die die reifen Früchte plündern, wie bei uns zu Hause die Stare die Kirschen. Auf der Rückfahrt in der Dämmerung sind über dem Wasser wieder zahlreiche Bindenschwanz-Nachtschwalben (Band-tailed Nighthawk) auf Insektenfang, darunter stellen wir auch eine eher seltene Weißbauch-Nachtschwalbe (Nacunda Nighthawk) fest. Das leckere Abendbuffet (Foto: H. Meyer) auf der Yacht beschließt heute einen unvergesslichen Tag. Die Vogelartenliste für die ersten beiden vollen Tage weist bereits rund 210 Arten aus.

Dienstag, 15. Oktober: Abschied vom Cuiabá- und Weiterreise zum Rio Claro-Fluss
Das letzte Frühstück auf dem Schiff wartet ebenfalls bereits wieder ab 5.30 Uhr, denn um 6.00 Uhr sollen uns unsere Schnellboote zum Anleger an Land bringen. Den heutigen Vormittag wollen wir landseits zu Fuß am Flussufer verbringen und im Grasland nach einigen speziellen Vogelarten suchen. Wir sehen u.a. Graubrust-Dickichtschlüpfer (Cinereous-braested Spinetal), Streifenkehl-Todityrann (Stripe-necked Tody-tyrant) und Schwarzkappentangare (Hooded Tanger). Schon heißt es wieder Sachen einpacken und die Koffer vor die Kabinentür stellen. Alle Gäste haben sich hier sehr wohlgefühlt und wären auch noch länger geblieben… Das Mittagessen beschließt jedoch unseren Aufenthalt auf dem Cuiabá-Fluss, der die Grenze vom nördlichen (klassischen) Pantanal zum südlichen markiert, und der uns unvergessliche Erlebnisse gebracht hat.

Auf dem Rückweg zur weiter nördlich an der Transpantanereia gelegenen nächsten Lodge sind noch einige Beobachtungsstopps eingeplant. Wir halten hier Ausschau nach Arten, die wir vorgestern nicht gesehen haben, und bekommen u.a. Campostäubchen (Long-tailed Ground-dove), Zimtrücken-Ameisenfänger (Rusty-backed Antwren), Hellkehl-Baumsteiger (Lafresnaye’s Woodcreeper) und Weißkopf-Wassertyrann (White-headed Marsh-tyrant, Foto: A. Eisen Rupp) zu Gesicht, um nur die nicht so alltäglichen Arten zu benennen. Kurz vor der Dunkelheit treffen wir am Rio Claro-, einem „kleinen Bruder“ vom Cuiabá-Fluss ein, und beziehen die Zimmer. Vogelliste und Abendbuffett beschließen den langen und heißen Tag im Pantanal.

Mittwoch, 16. Oktober: Nandaysittich und Zweifarbfischer am Rio Claro
Gleich nach dem Frühstück haben wir eine Bootstour auf dem Rio Claro im Programm. Der Rio Claro hat einen völlig anderen Charakter als der gewaltige Cuiabá-Fluss. Viel schmaler, langsamer fließend und daher mit Teppichen von Wasserpflanzen übersät, die mit den hier auch deutlich kleineren Booten zu durchfahren zeitweise sehr schwierig ist. Dieser Fluss weist auch eine andere Avifauna auf. Zielarten hier sind der äußerst seltene Speerreiher (Agami Heron) und auch der seltenste Eisvogel des Panantals, der Zweifarbenfischer (Green-and-rufous-Kingfisher, Foto: J. Hottinger), die wir auf unserer Reise nur hier erwarten können. Mit Ersterem haben wir heute leider, leider kein Glück. Vermutlich sind wir für den Reiher doch zu spät unterwegs. Den hübschen Zweifarbenfischer finden wir aber in einem sehr abgelegenen Altarm des Flusses, versteckt im Ufergebüsch. Damit haben wir nun alle fünf Eisvogelarten Brasiliens beobachten können. Recht häufig hier in der Ufervegetation ist die hübsche Zwergbinsenralle (Sungrebe, Foto li.: A. Eisen Rupp) mit ihrer aparten Fußfärbung, die uns immer wieder begegnet. Den attraktiven Halsbandara (Yellow-collared Macaw) sehen wir hier zum zweiten und zugleich letzten Mal auf dieser Reise.

Nach Rückkehr zur Lodge schauen wir uns noch die Nandaysittiche (Nanday Parakeet, Foto li.: A. Eisen Rupp) an, die hier in den reifen Früchten bzw. auch am Obst an den Fütterungen lärmen. Diese Art, die mit ihrem kleinen Verbreitungsgebiet das Pantanal nur hier am Rio Claro berührt, können wir auf unserer Reise ebenfalls nirgendwo anders erwarten. Nach dem Mittagessen reisen wir endgültig aus dem Pantantal ab. Es war eine absolut aufregende Zeit im größten Feuchtgebiet der Erde, zum Höhepunkt der Trockenzeit. Jetzt wartet der nächste Groß-Lebensraum, die Cerrado (Steppe) mit dem Nationalpark Chapada dos Guimaraes auf uns. Dafür müssen wir zurück über Cuiabá und dann nochmals ca. 65 Kilometer auf gut ausgebauter Straße zurücklegen. Auch wieder im letzten Tageslicht erreichen wir die Tepui-artige Hochsteppe auf 700 Meter Höhe und beziehen unser Hotel. Aus unerfindlichen Gründen funktioniert das Restaurant im angeschlossenen Mini-Vergnügungspark nicht so, wie wir erwartet hatten. Die Wartezeit überbrücken wir mit der Vogelliste, in der wir 230 Vogelarten aus dem Pantanal eingetragen haben.

Donnerstag, 17. Oktober: Unterwegs in der Chapada dos Guimaraes
Nachts und morgens, die Fahlbrustdrossel (Pale-breasted Thrush) weckt uns mit ihrem schönen Gesang, ist es hier auf über 700 mNN deutlich kühler als im Pantanal, sogar etwas neblig. Tags erreichen die Temperaturen dann angenehme 26°C. Heute sind wir ganztags in steppenartigem Gelände des Nationalparks Chapada dos Guimareas (Foto: H. Meyer) unterwegs, nur durch die Mittagspause unterbrochen. Viele neue Arten aus diesem Lebensraum, darunter zahlreiche seltene, near-endemic und endemische Arten können wir entdecken, wie u.a. Amethystohrkolibri (White-vented Violet-ear), Fleckmantel-Faulvogel (Spot-backed Puffbird), Olivgrauer Würgerling (Plain Antvireo), Schwalbentyrann (Cliff Flycatcher), Gelbbauch- und Braunscheitel-Olivtyrann (Yellow-bellied- & Plain-crested Elenia) und Swainsonschopftyrann (Swainson’s Flycatcher). Bei den Endemiten freuen wir uns über die Sichtung vom Kurzschopf-Dunkeltyrann (Velvet Black-tyrant). Wegen Lebensraumschwund hochgradig vom Aussterben bedroht ist der Weißwangen-Zwergkardinal (Coalcrest), den wir ebenso gut beobachten können. Zu den weiteren Höhepunkten in der Vogelwelt, die wir nirgendwo anders sehen können, zählen u.a. Schwarzhalssaltator (Black-throated Saltator), Gimpel-, Para-, Guira- und Flügelbindentangare (Cinnamon., Stripe-bellied-, Guira- & White-banded Tananger) sowie Zitronengilbammer (Stripe-tailed Yellow-finch).

Bei den Greifvögeln überraschen uns am Morgen zwei Aplomadofalken (Aplomdo Falcon), später sehen wir Königsgeier (King Vulture, Foto: A Eisen Rupp) und Weißschwanzbussard (White-tailed Hawk). Vormittags ziehen Hunderte Mississipiweihen (Mississipi Kite) aus Nordamerika kommend in ihre argentinischen Winterquartiere. Zum Abendessen müssen wir nochmals in die Stadt fahren, da das Restaurant unseres Hotels plötzlich geschlossen hat. Trotz der schönen, modernen Zimmer werden wir nächstes Jahr diese Unterkunft nicht wieder auswählen.

Freitag, 18. Oktober: Am (neuen) Rio Claro-Fluss warten die „Garden of the Amazons“
Bereits um 5.30 Uhr ist das volle Frühstücksbuffet bereit, sodass wir 6.30 Uhr abreisen können. Bevor wir uns auf die ca. 330 Kilometer lange Strecke bis zu einem anderen Rio Claro-Fluss aufmachen, stoppen wir nochmals in der Cerrado, um noch zwei wichtige, endemische bzw. near-endemic Vogelarten der Chapada, die gestern einfach nicht auffindbar waren, zu sehen. Und es gelingt! Nördlicher Rotschwingen-Ameisenfänger (Northern Rufous-wingend Antwren) und Chapadatyrann (Chapada Flycatcher), ebenfalls durch Lebensraumschwund stark bedroht, sind heute gut zu sehen!

Die ersten 200 Kilometer fahren wird durch endlose, menschenleere Agrarsteppen mit riesigen Schlägen, geprägt von Monokulturen aus Soja und Baumwolle. Nur den Nandus scheint das zu gefallen. Dann endlich wechselt die Szenerie: Wälder und Weideflächen wechseln sich wieder ab, erste kleine Ortschaften eingestreut, dann immer mehr Wald, Regenwald wieder. Wir kommen gut voran und erreichen bereits gegen 15.00 Uhr, drei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit, unsere nächste Lodge am Rio Claro-Fluss, der mit dem Rio Claro im Pantanal aber nicht in Verbindung steht. Die Namensgleichheit ist eher ein Zufall. Schnell ist das Gepäck in die Zimmer transportiert, und dann schauen wir uns – auch wenn ein Tropengewitter im Anmarsch ist und zeitweise leichter Regen fällt – noch in den wunderbaren Gärten der Lodge, genannt „Garden oft the Amazons“ um. Wir entdecken noch einige interessante Vogelarten wie den seltenen Goldwangenpapagei (Orange-cheeked Parrot) und eine etwas andere, im Wasser an einen trockenen Baum befindliche Brutkolonie der ansonsten häufigen Trinidad Gelbbürzelkassike (Yellow-rumped Casique). Besonders jedoch einige Individuen beiderlei Geschlechts von der Nackthalskotinga (Bar-necked Fruitcrow, Foto li.: a. Eisen Rupp) erregen unsere Aufmerksamkeit.

Zum Abendessen überraschen wir zwei unserer Reiseteilnehmer, die heute ihren Geburtstag begehen. Für jedes Geburtstagskind steht eine Schwarzwälder-Kirschtorte bereit, und das in Südbrasilien! Lustigerweise kommen die Gäste tatsächlich auch aus Süddeutschland bzw. direkt aus dem Schwabenland. Das sorgt für zusätzliches Hallo. Und einen letzten Hingucker am heutigen Tag, bevor die Müdigkeit in die Betten zwingt, zieht ein Flachlandtapir auf sich. Im Schein der etwas schiefen Straßenlaternen am Weg sucht er im Garten der Lodge nach süßem Fallobst.

Sonnabend, 19. Oktober: Auf der Suche nach der seltenen Witwentangare
Fast ein Jahrhundert lang galt die Witwentangare (Conebill Tanager) als ausgestorben bzw. verschollen. Erst vor wenigen Jahren wurde die Art wiederentdeckt. Nur drei winzige Vorkommensgebiete sind bisher bekannt. Ein Gebiet, das sicherste und stabilste Vorkommen, befindet sich hier am Rio Claro. Nach einem sehr zeitigen Frühstück um 5.15 Uhr besteigen wir zwei Schnellboote und fahren ca. eine Stunde flussaufwärts, um nach der seltenen Art zu suchen. Für Uneingeweihte unsichtbar gibt es im Ufer einen winzigen Durchlass, kaum so breit wie ein Boot, durch den wir uns hindurchzwängen. Dahinter finden wir eine kleine, abgeschiedene Lagune mit Mangrovenbewuchs. Wie ein geheimer Märchenwald! Und es dauert nicht lange, da können wir die Witwentangare hören und gut sehen. Mindestens zwei Männchen und ein Weibchen sind aktiv, ein Männchen singt nur 10 Meter von uns entfernt ausdauernd auf der Spitze einer Mangrove. Wir genießen unsere Beobachtungen eine Weile, denn immerhin gehört die Art zu den seltensten Vögeln der Welt! Eine Begegnung, die nun wirklich nicht alltäglich möglich ist. Mit tollen Eindrücken und gut gefüllten Speicherkarten treten wir den Rückweg an. Nebenher entdecken wir weitere interessante und nicht alltäglich Arten wie Fleckenfaulvogel (Spotted Puffbird) und den ungewöhnlichen, recht großen Palmsteiger (Palmcreeper), der insbesondere in sumpfigen Palmenhainen lebt. Ein Trupp von ca. 30 Individuen der endemischen Rio-Madeira-Sittiche (Madeira Parakeet) fliegt lärmend vorbei. Aus dem angrenzenden Regenwald ertönt die „Stimme des Urwaldes“, wie die markanten Pfiffe der Tiefland-Graupiha (Screming Piha: Stimme hier: https://www.facebook.com/Bartmeise/videos/pcb.2592375817756930/2592375181090327/?type=3&theater), in jeden im Urwald spielenden Filmklassiker hineinkopiert, genannt werden. Auf der Rückfahrt legen wir nochmals am Ufer an und laufen einige Meter in den Wald hinein. Hier finden wir eine Art, einen Vertreter der hübschen Pipras (Tanzvögel), die bisher etwas zu kurz gekommen sind: die Schwarzkopfpipra (Flame-crested Manakin).

Die Hitze des Mittags (33°C) verbringen wir in den klimatisierten Kajüten auf der Yacht. Nach einem leckeren Kaffee geht es gegen 15.30 Uhr nochmal mit den Booten auf den Fluss. Wieder lassen wir uns den kühlen Fahrtwind bei 50-60 km/h um die Ohren wehen (Foto: H. Meyer), bis wir an einer Sandbank stoppen. Zwei Große Gelbkopfgeier (Greater Yellow-headed Vulture) fressen an einem kleinen Kadaver. Die Uferbäume werden immer gewaltiger, und nach ca. 1h Fahrt erreichen wir einen bestimmten Platz und machen am Ufer fest. Wir bleiben im Boot. Hier halten wir Ausschau nach einem mittlerweile selten gewordenen Vogel, der nur noch im Primärwald, in den ältesten und höchsten Bäumen, zu finden ist: Der Kurzlappen-Schirmvogel (Amazonian Umbrellabird). Unser Bootsführer ahmt den eigenartigen Ruf des Vogels nach. Nach kurzer Zeit kommt eine Antwort vom anderen Flussufer zurück. Aber, heute sehen wir die Art leider nicht. Was einige Tage später passieren wird, können wir heute allerdings nicht ahnen … Kurz vor Einbruch der Dunkelheit suchen wir ein Feuchtgebiet in der Nähe der Lodge auf, das dauerhaft einen Palmenhain überschwemmt hat. In den zahlreichen Höhlen der abgestorbenen Palmen-Stümpfe findet sich ein Papageien-Schlafplatz. Die bunte Schaar ist bereits paarweise eingetroffen, darunter viele Gelbbrust- (Foto: A. Eisen Rupp) und Rotbaucharas (Blue-and-yellow- & Red-bellied Macaw). Wir genießen die tolle Szenerie bis zum Einbruch der Dunkelheit. Zum Abendessen im Garten der Lodge ist auch der Flachlandtapir wieder auf der Suche nach Obst.

Sonntag, 20. Oktober: Der Tag der Waldvögel in den „Garden of the Amazons“
Heute sind wir, wie üblich unterbrochen durch die Mahlzeiten und der Mittagspause, in den Regenwaldgebieten um unsere Lodge unterwegs. Insbesondere die Vielfalt bei den Ameisenvögeln ist beeindruckend, zumal hier beiderseits des Rio Claro andere endemische Arten leben. Unglaublich, was die Natur hervorgebracht hat! Über den endemischen Natterer’s Tropfenameisenwürger (Natterer’s Slaty Antshrike) freuen wir uns besonders, können aber u.a. auch Tropfenflügel-Ameisenfänger (Dot-winged Antwren), Perlschulter-Ameisenwürger (White-shouldered Antshrike), Südlicher Rotschwanz-Ameisenvogel (Southern Chestnut-tailed Antbird) und Rondoniaameisenschnäpper (Rondonia Antwarbler) sehen. Viele weitere, teilweise ungewöhnliche Arten wie Amazonas-Schwarzbrustspecht (Amazonian Black-breasted Woodpecker), Rosensternbekarde (Pink-throated Becard), Helm-Schuppenkopftyrann (Helmeted Pygmy-tyrant), Streifenbrust-Todytyrann (Flammulated Bomboo-tyrant), Hauxwelldrossel (Hauxwell’s Thrush) und die attraktive Siebenfarbentangare (Paradise Tanager, Foto re: A. Eisen Rupp) finden wir auf unserer Reise überhaupt nur hier im Gebiet. Darunter auch die Endemiten Weißbürzelpipra (Snow-capped Manakin) und den eigenwillig aussehenden Zahnschnabel-Zaunkönig (Tooth-billed Wren), optisch eine Mischung aus “Zaunkönig und Baumläufer“.

Wer mochte, der konnte heute am späten Nachmittag die letzten beiden Stunden Tageslicht „Freizeit“ nehmen. Die kühle Quelle, die hier in einer schattigen Ecke im Garten der Lodge entspringt und einen Naturpool bildet, lud zur Abkühlung ein (Foto: H. Meyer). Andere Gäste wiederum suchten im Obstgarten nach frischen Früchten. Gerade sind die Cashew-Nüsse reif. Eine Köstlichkeit, und völlig unbekannt in Europa! Der süß-säuerliche Saft der Pflaumen großen Fruchtkörper ist dreimal verlockender als die eine Nuss selber, die sich daran bildet. Kein Wunder, das auch der Tapir jeden Abend nach wohl genau diesen Früchten suchte. Nach dem Abendessen bearbeiten wir unsere Vogelliste, in die wir einschließlich heute 350 Arten eingetragen haben. Das abendliche Tropengewitter begleitet uns durch die Nacht …

Montag, 21. Oktober: Bunte Papageien im Südamazonas
Ein letztes zeitiges Frühstück um 5.00 Uhr, denn um 6.00 Uhr wollen wir uns bereits auf die Rückfahrt nach Cuiabá zum Flughafen aufmachen. Mit Pausen brauchen wir rund fünf Stunden bis dorthin. Am Flughafen verabschieden wir uns von unserem Fahrer, denn es geht nun per Inlandsflug weiter in den Südamazonas. Die Wartezeit im Flughafen überbrücken wir mit einer weiteren Köstlichkeit Brasiliens, die in Europa noch völlig unbekannt ist: Eis aus der Acai-Nuss (Foto re:: H. Meyer)! Eine Palmnuss, die nur hier im Amazonas vorkommt, gemahlen und zu Eiscreme verarbeitet. Nicht übertrieben süss, aber super-lecker!! Gegen Mittag fliegt uns dann Azul Air in den Südamazonas. Wir erreichen nach einer Stunde Flug über den endlosen, aber hier auch nicht mehr unberührten Regenwald die Kleinstadt. Schon im Flughafengebäude wird die bemerkenswerte Vogelwelt der Region auf großen Postern dargestellt und beworben. Hierher ‚verirren‘ sich wohl wirklich nur Naturtouristen, insbesondere Vogelkundler.

Die nächsten vier Nächte verbringen wir in einer schicken Öko-Lodge, die von einem jungen Ehepaar betrieben wird. Fernao und Vivien haben vor einigen Jahren einen alten Bauernhof, eine frühere Rinderfarm mit riesigen Weide- und Waldflächen, aufgekauft, nach ökologischen Gesichtspunkten umgestaltet und bieten insbesondere Vogelbeachtungstouren an. Unser Birdguide und Biologe Adrian hat vor Jahren für die Betreiber der Lodge die Vogelwelt kartiert und ein biologisches Gutachten erstellt. Und seit dieser Zeit verbindet sie eine Freundschaft und gute Zusammenarbeit. Ab hier werden wir nur noch mit großen geländegängigen Landrovern unterwegs sein, mit denen uns Fernao und sein Team schon am Flughafen abholen. Rasch erreichen wir die Lodge, die wir ganz für uns allein haben, und beziehen die geschmackvoll hergerichteten Zimmer im alten Rinderstall. Dann wartet das Mittagessen.

Den späten Nachmittag nutzen wir, um uns im Grenzgebiet zwischen Farmland und Regenwald das bunte Papageienleben anzuschauen. Hier kann man vier Papageien- und drei Ara-Arten am gleichen Platz erleben. Ein farbenprächtiges Schauspiel, wenn Scharlach-, Rotbauch– (Foto: A. Eisen Rupp) und Rotbugara (Scarlet-, Chestnut-fronted- & Red-bellied Macaw) sowie Gelbscheitel-, Müller-, Venezuelaamazone (Yellow-crowned-, Southern Mealy- & Orange-winged Amazon) und Schwarzohrpapageien (Blue-heade Parrot) in den gleichen Bäumen lärmen. Auch ein hübscher Grünmanteltrogon (Amazonian Green-backed Trogon) begrüßt uns hier. Nach dem Abendessen sitzen wir noch eine Weile zusammen, schauen uns Bücher über den Amazonas und seine Vogel- und Tierwelt, Schmetterlinge und Pflanzen an und genießen ein typisch brasilianisches Getränk, einen Caipirinha. Dann ist die nötige Bettschwere erreicht …

Dienstag-Donnerstag, 22.-24. Oktober: Vogelfestival im Südamazonas mit Harpyie am Brutplatz
In diesen fast vier Tagen genießen wir hier die unglaubliche Artenvielfalt des Südamazonas. Unmöglich, alle Begebenheiten näher zu beschreiben. Aber zwei, drei prägende Erlebnisse insbesondere mit der Vogelwelt sollen ausführlich Erwähnung finden. Am 22.10. steht unser erster Höhepunkt auf der Tagesordnung. Eine bekannte regionale Vogelschutzorganisation, die sich um die bedrohte Harpyie kümmert, den Schutz und sogar den Aufkauf ihrer Brutgebiete im Bundesland Mato Grosso veranlasst, hatte in der Vorbereitungsphase zur Reise angeboten, einen besetzten Brutplatz des größten Adlers der Welt besuchen zu können. Gern haben wir dieses Angebot angenommen! Bereits um 3.30 Uhr mussten wir uns auf den Weg machen, denn die Dimensionen im Amazonas sind einfach unfassbar riesig. Dieser nächste Brutplatz, angeblich recht nah, lag jedoch rund 200 Kilometer entfernt, was im Amazonas eben „gleich um die Ecke“ bedeutet. Gegen 6.00 Uhr treffen wir an einer einsamen Straßenkreuzung auf einen Bike-Fahrer, der auf uns wartet. Das ist unser Verbindungsmann vom Verein, der uns zum Brutplatz führen wird. Nochmals geht es eine Dreiviertelstunde auf abenteuerlichen Wegen durch Farmland, bis wir am Waldrand eintreffen. Jetzt noch drei Kilometer zu Fuß, und dann können wir den Vogel sehen: auf dem größten Paranuss-Baum ein flügger, noch bettelnder Jungvogel der Harpyie (Harpy Eagle, Foto oben: J. Hottinger). Zwar schon selbstständig, aber im Alter von neun Monaten wird der gelegentlich immer noch von den Altvögeln mit Futter versorgt, berichtete unser Guide. Das Nest ist inzwischen wohl abgestürzt. Und wie wichtig die Bemühungen der Vogelschützer für den Erhalt der Brutplätze dieser Art sind, wird uns hier schlagartig klar: Der riesige Nestbaum (mit Brandspuren im unteren Bereich!) steht am Rande einer Rodungsfläche, die erst kürzlich abgebrannt wurde und noch aktive Glutstellen aufweist. Auch wenn keine Altvögel zu sehen sind, genießen wir diese einmalige Beobachtung. Alle Reisegäste und Bartmeise-Reisen unterstützten die Bemühungen für den Schutz der seltenen Harpyie mit 1.000 Euro. Auf dem Rückmarsch zum Auto entdecken wir auch noch den farbenfrohen Rosenbauch-Granatellus (Rose-breasted Chat; Foto re.: A. Eisen Rupp), der einen schönen Abschluss des Vormittags bildet.

In den nächsten Tagen sind wir immer wieder rund um unsere Lodge, im Farmland, im Urwald, am Santa-Elena- und am Tele-Spires-Fluss unterwegs. Viele faszinierende Erlebnisse mit der Vogel- und Tierwelt hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Wir haben hier u.a. Begegnungen mit Amazonashokko (Razor-billed Curassow; Foto re.: A. Eisen Rupp), Trauernachtschwalbe (Blackish Nightjar), Brustband-Fadenelfe (Black-bellied Thornbill), Zweibinden- und Kurzschwanzbussard (Grey-lined- & Short-tailed Hawk), Jungferntrogon (Collared Trogon), Paradiesglanzvogel (Paradise Jacamar), Gelkehlkarakara (Black Caracara), um nur wenige Arten zu nennen. Der ‚riesige‘ Elfenbeinschnabel-Baumsteiger (Long-billed Woodcreeper, Foto: J. Hottinger), mit bis 32 cm Körperlänge und mit einem bis 15 cm langen Schnabel, ist dabei eine besondere Beobachtung. Mindestens 16 verschiedene Arten von Ameisenvögeln stehen weiterhin in unserer Liste, darunter Weißflecken-Ameisenwächter (Dot-backed Antbird, Foto li.: A. Eisen Rupp) als auch Seltenheiten wie die Endemiten Trauerameisenwürger (Glossy Antshrike) und Spixameisenschnäpper (Spix’s Antwarbler). Auch der gefährdete, endemische Orangekehl-Dickichtschlüpfer (Chestnur-throated Spinetail) kann gut gesehen werden. Zum Abschuss des Nachmittags schwimmt und taucht vor unseren Augen ein Tapir im Fluss.

Im Überschwemmungswald am gewaltigen Tele-Spires-Fluss haben wir am nächsten Tag die unerwartete Begegnung mit einer Vogelart, die uns am Rio Claro trotz aller Bemühungen versagt geblieben war. Adrian ahmt auf gut Glück den Ruf vom Kurzlappen-Schirmvogel (Amazonian Umbrellabird, Foto: I. Müller) nach. Und kurze Zeit später können wir gerade noch sehen, wie ein Krähen großer, schwarzer Vogel über den hier bestimmt einen Kilometer breiten Fluss direkt auf uns zukommt! Unglaublich. Und dann balzt der Umbrellabird sogar noch um uns herum! „Das war das Salz in der Ornithologen-Suppe“ für diesen Tag!

Immer wieder finden wir unter den höchsten Bäumen im Urwald die Kanonenkugel großen Früchte der Paranuss. Und wir sind reichlich froh, dass niemand von einem solchen „Geschoss“ getroffen wurde! Unsere Begleiter von der Lodge öffnen einige Nüsse für uns zum Probieren. Nur ein einziges kleines Säugetier aus der Gruppe der Meerschweinchenverwandten ist in der Lage, diese harten Fruchtkörper zu öffnen, das südamerikanischen Aguti. Auf dem Rückweg sehen und hören wir den Amazonas-Zwergkauz (Amazonian Pygmy-owl), einen Vertreter der Sperlingskäuze. Die Beobachtung eines Kleintodityrann (Snetlages’s Tody-tyrant) bleibt die einzige Begegnung mit dieser Art auf unsere Reise. Eine Rotte Weißlippen-Pecari reagiert unfreundlich und aggressiv beim Aufeinandertreffen mit uns. In einer Rinderweide stoppen wir und beobachten ein Paar prächtiger Grünflügelaras (Red-and-green Macaw, Foto: A. Eisen Rupp), die sich in einem abgestorben Baumriesen eingenistet haben.

An Abend geht es auf Eulen-Pirsch. Dabei wurden Watsonkreischeule (Northern Tawny-bellied Screech-owl), der hübsche Haubenkauz (Crested Owl) und ein Sprenkelkauz (Mottled Owl) entdeckt. Der Kaninchenkauz (Burrowing Owl) sitzt täglich auf den Weidepfählen an der Zufahrt zur Lodge.

Wie immer liegen Licht und Schatten eng beieinander, denn neben großartigen, teilweise unerwarteten Begegnungen mit zahlreichen spannenden und seltenen Arten blieb dieses Jahr eine wichtige Papageienart unentdeckt. Eigentlich hat der attraktive Fächerpapagei (Red-fan Parrot) hier ein sicherer Vorkommen. Und die Inhaber der Lodge bemühen sich außerdem intensiv, diese bedrohte Art durch Schutzmaßnahmen zu fördern. Dennoch, und trotz ausdauernder Suche konnten wird diesen seltenen Papagei in diesem Jahr leider weder hören noch sehen. Zum Abschluss soll unbedingt der exzellente Service, den Fernao und seine Frau Vivien (Foto ob.: H. Meyer) auch bei dieser Reise geboten haben, erwähnt werden. Dreimal täglich ein volles Buffet, immer wieder neue, für die Gäste unbekannte, aber super-leckere Speise-Kreationen, frische Salate und verlockende Desserts, und alles liebevoll angerichtet! Dazu Kaffee oder frische Säfte, abends Drinks von der Bar ‚handmade‘ … Vom Feinsten! Ein Luxus-Hotel könnte es nicht viel besser machen (Foto re.: H. Meyer). Danke an beide, die täglich und immer mit einem Lächeln im Gesicht von 4.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends für uns da waren! Und danke auch an das gesamte Team! Der Aufenthalt bei Fernao und Vivien trug wie jedes Jahr entscheidend zum Wohlbefinden der Gäste auf dieser Reise bei!

Freitag, 25. Oktober: Abschied aus dem Vogelparadies
Das letzte Frühstück wartete heute auch schon wieder um 4.30 Uhr, denn wir wollen vormittags noch einige Arten suchen, die wir bisher nicht gesehen haben. Im Regenwald nahe der Lode sind im Sonnenaufgang wieder die Papageien unterwegs. Wir finden noch einige Arten, die wir in den Tagen vorher verpasst hatten, u.a. Goldbrauen-Todytyrann (Yellow-browed Tody-flycatcher), Gelbbürzel-Attilatyrann (Bright-rumped Attila) und den nicht häufigen Schwefeltyrann (Sulphury Flycatcher). Am Teich mit den überschwemmten Palmen lärmen Dutzende Rotbaucharas (Red-bellied Macaw) in der heißen Amazonassonne, in der sich auch ein Perlaar (Pearl Kite) sonnt. Ein Brutpaar der leuchtend rot gefärbten Grünflügelaras scheint seinen Nachwuchs im Fliegen zu trainieren … Für uns der gelungene Abschied von der zauberhaften Vogelwelt Brasiliens!

Vor dem Mittagessen schließen wir die Vogelliste für die Reise mit 430 gesehenen und nochmals ca. 50 nur gehörten Arten ab. Unser Guide Adrian ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Zwar haben wir einige Arten verpasst – so ist das in der Natur – dafür andere wieder, die 2018 nicht vor die Ferngläser kamen, gut gesehen. Nach dem Mittag verabschieden wir uns von unseren Gastgebern. Die Crew von der Lodge chauffiert uns zum Flughafen. Azul Airlines bringt uns am frühen Nachmittag in knapp einer Flugstunde zurück nach Cuiabá, der Hauptstadt Mato Grossos. Wir checken im Flughafenhotel gegenüber für die letzte Nacht ein. Unsere Abschlussabend genießen wir nochmals in einer typischen brasilianischen Churrasceria. Foto: Paranüsse im Fruchtkörper, hart wie Beton. H. Meyer.

Sonnabend/Sonntag, 26./27. Oktober: Der lange Weg zurück nach Deutschland – mit und ohne Gepäck
Wer wollte, der konnte heute etwas länger schlafen, denn die kommende Nacht im Flugzeug wird sehr lang. Nach einem späten Frühstück checken wir gegen 09.00 Uhr bei GOL nach Sao Paulo ein. Mittags fliegen wir zurück … und erleben bei Ankunft eine böse Überraschung! Das Reisegepäck von zwei Gästen war in Cuiabá zurückgeblieben! Man hat es vergessen einzuladen, obwohl viel Zeit und das Passagieraufkommen für unseren Flug gering war! Relativ schnell konnten wir bei der GOL die Suchanzeige aufgeben und so konnten sich alle Gäste kurz nach 18.00 Uhr mit dem Lufthansa-Jumbojet auf die 11-Stunden-Reise nach Frankfurt/M. begeben. Mit und ohne Gepäck. GOL versicherte uns, dass die fehlenden Stücke nachgeliefert und in den nächsten 24 bis 36h zum Empfänger nach Hause in Deutschland gebracht werden. Diese Mitteilung nahmen wir sehr misstrauisch auf, wenngleich wir wussten, dass Adrian, unser brasilianischer Mitarbeiter, vor Ort mit GOL aktiv in Kontakt stehen würde. Wie es sich herausstellte, war das aber gar nicht notwendig. Alle Gäste trafen wohlbehalten am Sonntag gegen 5.00 Uhr morgens in Frankfurt/M. und am späten Vormittag an den innerdeutschen Anschlussflughäfen ein. Und, Überraschung, GOL hielt ihr Versprechen! Am Montag schon, einen Tag später, lieferten die Flughäfen das fehlende Gepäckstück unversehrt bei den Gästen zu Hause an!

Zusammenfassung: Diese Reise, ebenfalls ein jährlicher Höhepunkt im Bartmeise-Programm, kombiniert die grandiose Vogel- und Tierwelt im größten Feuchtgebiet der Erde mit einem Besuch in der angrenzenden Steppe und im Südamazonas, über eine Entfernung von mehr als 1.000 Kilometer von Süd nach Nord (Karte: H. Meyer). Und das alles, ohne den zentralbrasilianischen Bundesstaat Mato Grosso auch nur ein einziges Mal verlassen zu müssen, was auf die Dimensionen des Landes hinweist! Neben der Vogelwelt bietet unser Programm auch die „Big Five“ Südamerikas (außer Mähnenwolf – siehe separate Reise Cerrado), insbesondere jedoch die tagaktiven Jaguare und die Riesenotter, die wirklich sicher und hautnah zu erleben sind!

Die Vogelwelt auf dieser Reise ist ebenso vielfältig und divers, werden doch drei brasilianische Biome berührt. Neben den klassischen Wasser-/Vögeln des Pantanals sind auch zahlreiche seltene, aufgrund von Lebensraumschwund bedrohte sowie endemische Arten der Steppe (Cerrado) und im Südamazonas möglich. Allein mehr als 35 verschiedene Ameisenvogel-Arten, der beeindruckende Hyazinthara (Foto re: J. Hottinger), die Witwentangare als einer der seltensten Vögel der Welt, und auch die Harpyie, der größte Adler der Welt, am Brutplatz können wir dank unserer ausgezeichneten Verbindungen in die lokale Orni- und Vogelschutz-Szene, die wir finanziell unterstützen, ankündigen. Nach den Erfahrungen der zurückliegenden Reisen sind in diesen 16 Tagen etwa 500 Vogelarten wahrscheinlich.

Auch diese Reise ist logistisch aufwendig, da verschiedene Transportmöglichkeiten (an verschiedenen Orten) wie Minibusse (Mercedes Sprinter), Landrover, tageweise Schnellboote auf Urwaldflüssen, eine Yacht als schwimmendes Hotel und ein separater Inlandsflug organisiert werden müssen. Diese „Vögel intensiv-Reise“ wird stets in einer Kleingruppe mit maximal 10 Gästen durchgeführt.

Meinungen unserer Gäste zu dieser Reise:
Simone G. (Leipzig): „Es war für mich eine sehr schöne und interessante, aber auf Grund der Hitze auch anstrengende Tour. Die Reisegruppe war sehr harmonisch … Ich habe mich besonders über die guten Beobachtungen des Hyazintharas und der anderen Ara-Arten gefreut, aber auch Harpyie und die verschiedenen Eulen waren toll. Nicht zu vergessen die Jaguare, Riesenotter und der Tapir. Der Abschied von Brasilien und von Adrian hatte mich ziemlich traurig gestimmt – wer weiß, ob man sich nochmal wieder sieht?“

Imtraud & Helmut M. (Hardt): „Eine tolle Reise! Wir waren über die Vielfalt, die wir erleben durften, wirklich überrascht. Ein Lob und ein Dankeschön für die reibungslose Organisation“.

Dr. Rolf S. (Dresden): „Immer wieder schön, mit Bartmeise-Reisen unterwegs zu sein. Auch an dieser Reise gibt es nichts auszusetzen. Von der An- bis zur Abreise perfekt organisiert (selbst die Wiederbeschaffung meines von der Airline GOL stehengelassenen Reisegepäcks auf dem Heimflug wurde von Bartmeise-Reisen und seinem brasilianischen Team erfolgreich gemanagt)!“

Diese Reise findet auch 2020 wieder statt, und zwar vom 2. bis 19. Oktober und kann risikofrei gebucht werden (im Falle der Verhinderung der Durchführung der Reise wegen “Höherer Gewalt” ist vorgesorgt). Eine zweite Reise nur ins Pantanal, kürzer (ohne Cerrado und Südamazonas), aber dafür mit einem touristischen Abstecher am Ende nach Rio de Janeiro, und dennoch unter biologischer Leitung, bieten wir ab 20. Oktober 2020 an. 

Hartmut Meyer

167891014

Sprache wählen

 

Bartmeise-Reisen ist Mitglied im Deutschen Reisebüro-Verband DRV
 

 

Kontaktieren Sie mich