Unser Ornithologen-Freund und Kollege Jens Hering von der Regionalgruppe Chemnitz des Vereins Sächsischer Ornithologen e.V., VSO, der zugleich Vorstandsmitglied im VSO und Beiratsmitglied in der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, DOG ist und dem Fachbeirat der Zeitschrift DER FALKE angehört), unternimmt seit vielen Jahren private Forschungsreisen in afrikanische Länder, in die es aus verschiedensten Gründen (politische Instabilität, Unruhen, Aufstände, Terrorgefahr, Hungersnöte etc.) absolut unmöglich ist, organisierte Reisen für Gruppen durchzuführen. Begleitet wird er stets von seiner Ehefrau Heidi und gelegentlich von Freunden, Kollegen und anderen Wissenschaftlern, so auch von unserem früheren Bartmeise-Mitarbeiter, dem Biologen Martin Winter (Rostock). Die von ihm besuchten Gebiete (die vor jeder Reise natürlich sicherheits-relevant überprüft werden) hat nachweislich jahrzehntelang, ja im Einzelfall sogar mehr als ein Jahrhundert lang, kein europäischer Forscher mehr betreten! Mittlerweile ist Jens Hering ein begehrter Vortragsredner, weil er echte Neuigkeiten aus solchen Regionen, die in vielen Fällen zu notwendigen Korrekturen der Fachliteratur führen müssen, vermitteln kann.
Was Jens Hering und Kollegen nun kürzlich bei Expeditionen in den afrikanischen Tschad – inmitten einer schwer zu erreichenden Sahararegion – entdeckt haben, das lesen Sie hier (und in den Publikationen, die als Anhänge beigefügt sind):
Im Mai 2023 entdecken Jens & Heidi Hering sowie Martin Winter inmitten der Sahara im Gebiet der der UNESCO-Welterbestätte Ounianga-Seen im nördlichen Tschad eine bedeutende Brutpopulation der Marmelente Marmaronetta angustirostris (Marbled Teal). Es wurden insgesamt etwa 800 adulte Individuen und mehrere Hundert Küken geschätzt. Im Mai 2024 konnten sogar 1.000 bis 1.200 erwachsene Marmelenten sowie eine große Anzahl Jungvögel unterschiedlichen Alters beobachtet werden. Es wird angenommen, dass die Ounianga-Seen mindestens 300 bis 400 Brutpaare beherbergen (Foto li.: 2 Weibchen mit pull. Foto: J. Hering). Ergänzend wurden Daten zum Verhalten, zur Nahrung und zu möglichen Gefährdungen gesammelt. Es handelt sich um einen Massenbrutplatz über 1.500 km südlich der bekannten nordafrikanischen Vorkommen. Zusammen mit den südeuropäischen Brutbeständen, die hauptsächlich auf Aussetzungen von in Gefangenschaft aufgezogenen Vögeln basiert, wird die westliche Marmelenten-Population derzeit auf 7.500-10.000 Individuen geschätzt. Aus dem afrotropischen Faunenraum war bisher nur eine Brut aus dem Senegal bekannt.
Schließlich wagten sich Jens und Heidi Hering auch im Mai/Juni 2025 wieder in diese extrem schwer zu erreichende Sahararegion (Foto re. J. Hering) , mit dem Ergebnis, dass diese Afrotropis-Brutpopulation noch viel größer ist, als bisher angenommen. Die Marmelente brütet zahlreich auch auf weiteren salzhaltigen Seen, weitab der Ounianga-Seen. Eine Auswertung dazu ist in Vorbereitung.
Jens Hering
Titelfoto: Marmelenten im Tschad. Foto: J. Hering
Hering 2022_Mystische Vogelattraktion in der Sahara – Die Ounianga-Seen im Tschad_Falke 69-2
Hering et al. 2023_Ein Massenbrutplatz inmitten der Sahara_Die Marmelenten von Ounianga_Falke 70-12