Reisebericht Uganda: Endemische Vögel im Albertine Riftvalley im “Schwarzen Herzen Afrikas”

Reisebericht Uganda: Endemische Vögel im Albertine Riftvalley im “Schwarzen Herzen Afrikas”

Reisebericht über die Reise nach Uganda vom 29.06. bis 15.07.2918

Freitag, 29. Juni 2018: Anreise nach Entebbe
Nach nächtlicher Anreise zu den Abflughäfen Nürnberg, Bremen, Wien und Zürich starten am zeitigen Morgen alle Reisegäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit KLM und/oder mit Austrian Airlines/Swiss nach Amsterdam und Brüssel, um von dort aus die Reise nach Entebbe anzutreten. Nach Zwischenstopp in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, erreicht KLM die ugandische Hauptstadt Kampala/Entebbe pünktlich gegen 22.20 Uhr Ortszeit (1h+ Differenz zur MESZ). Brüssel Airline aus Brüssel kommt etwas verspätet, aber dennoch fast zeitgleich mit KLM an. Trotz online-Visa dauert die Einreise seine Zeit. Geduld ist gefragt, nicht nur hier. Empfang und Abholung durch unsere ugandischen Partner funktioniert wie erwartet reibungslos. Kurz nach Mitternacht checken wir wenige Kilometer weiter im Hotel am Ufer des Victoriasees (1.150m NN) ein, und sinken nach einem langen Reisetag müde in die Betten.

… knusprige Heuschrecken zum Bier – ein Genuss! Foto: H. Meyer

Sonnabend, 30. Juni: Erste Vögel, Begrüßungstrunk und knusprige Heuschrecken …
Nach dem Frühstücksbuffet steht für heute der bekannte Botanische Garten von Entebbe im Reiseprogramm. Immer wieder die allerbeste Gelegenheit zu einer ersten Begegnung mit den Vögeln Ugandas. Der Garten grenzt an das Ufer des Victoriasees – dem zweitgrößten Binnensee der Erde – und bietet einer Reihe seltener Vogelarten geeigneten Lebensraum. So ist hier der imposante Riesenturako (Great Blue Turaco) ein verbreiteter und gar nicht scheuer Brutvogel, der sich wie erhofft in Früchte tragenden Bäumen aus nächster Nähe beobachten lässt. Auch der hübsche Rossturako (Ross‘s Turco) zeigt sich uns. Wir können uns an den beeindruckenden Grauwangen-Hornvögeln (Grey-cheeked Hornbill) erfreuen, die bereits in Balzstimmung sind. Ebenfalls regelmäßig lässt sich hier der Graupapagei (Grey Parrot) beobachten, der anderswo im Land extrem selten geworden ist. Im Ufergebüsch entdecken wir zudem den Königsweber (Orange Weaver), der überhaupt nur am Ost- und Westufer des Sees vorkommt. Nach dem Mittagessen lassen wir den Tag an einer anderen Stelle des Gartens mit der Beobachtung u.a. von Schweifglanzstaren (Rüppell’s Starling; endemisch für Nordost-Afrika) und bei einem Begrüßungstrunk in einer Strandbar ausklingen. Dazu werden uns knusprig gegrillte Heuschrecken angeboten, ein Genuss, wie wir nach der Überwindung von Vorurteilen feststellen können. Der gelungene Auftakt-Tag klingt mit insgesamt über 80 gesehenen Vogelarten aus. Ein letzter Blick auf eine Familie am Seeufer jagende Afrikanische Fleckenhalsotter (Spot-nacked Oter), und dann genießen wir im Hotel von den Balkonen aus einen zauberhaften Sonnenuntergang am See. Das Abendbüffet und die anschließende erste Vogelliste beenden diesen Tag.

… eine unserer schönen Logdes auf der Reise. Foto: H. Meyer

Sonntag, 1. Juli: Auf dem Weg zum Lake Mburo – Papyrussümpfe und „Wald der Hornvögel“
Vor 8.00 Uhr morgens verlassen wir unser Hotel und treten die erste Etappe über ca. 300 Kilometer in der Westen Ugandas mit Ziel Lake Mburo Nationalpark an. Wir stoppen zuerst an einem Papyrussumpf, um einen ganz besonderen Bewohner dieses Lebensraumes zu suchen, den leuchtend rot-orange-schwarz gefärbten Papyruswürger (Papyrus Gonolek; endemisch in Ostafrika). Zuerst hören wir die beeindrucke Stimme des Vogels, dann lässt sich ein Paar aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Zwei weitere Vogelarten, die nur im Lebensraum Papyrussumpf zu finden sind, gelingt es beim Brutgeschäft in der Kolonie zu beobachten: Weynsweber (Weyns’s Weaver; endemisch für Ost- und Zentralafrika) und Riedweber (Northern Brown-throated Weaver, endemisch Ostafrika). Unseren Mittagsstopp legen wir im „Mpanga Forest Reserve“, einem kleinen, aber artenreichen Waldschutzgebiet, ein. Hier erhoffen wir uns den Narinatrogon (Narina Trogon) und die seltene Kongotaube (Afep Pigeon). Mit dem farbenprächtigen Trogon haben wir Glück, mit der Kongotaube dieses Jahr hier nicht. So ist Natur! Eine Freude in diesem wunderbaren alten Wald sind die großen Grauwangen-Hornvögel (Grey-cheeked Hornbill), die wir zwar schon aus dem Botanischen Garten kennen, die hier aber in einer enormen Dichte zu finden und voll in der Balz sind. Die urigen Stimmen klingen überall aus den Baumriesen. Wir entdecken zwei weitere Vertreter aus dieser Gruppe: Elster- (Congo Pied-) und Kronentoko (Crowned Hornbill). Unsere Kaffeepause findet – wie immer auf dieser Rundreise – direkt am Äquator, im Flamingo-Restaurant, statt. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir am Rande vom Lake Mburo Nationalpark unsere schöne Logde, die auf einem Felsen erhoben über der Savanne thront. Das Abendessen wartet, die hübschen Bungalows (Bandas) sind für die müden und eingestaubten Reisenden bereit.

… und immer gutes Essen auf der Reise. Foto: H. Meyer

Montag, 2. Juli: „Stimme Afrikas“ und seltene Vögel am Lake Mburo
Mit grunzenden Lauten wecken uns die Anubispaviane (Olive Baboon), die in der Morgendämmerung ihren Schlafplatz auf einem hohen Baum an der Logde verlassen. Auch wenn es hier auf über 1.100 m Höhe morgens mit kaum +16°C noch sehr kühl ist, steht uns ein heißer Tag in der Savanne mit über +30°C bevor. Beim Frühstück im Haupthaus genießen wir den fantastischen Rundblick in die vor uns liegende Ebene und beobachten die Hirten beim Austrieb der Ankole-Rinder, einer bemerkenswerten Langhorn-Rinderrasse, die nur in dieser Gegend Ugandas zu finden ist. Die über einen Meter langen gelben Hörner der rotbrauen Tiere leuchten in der Morgensonne und bilden einen beeindruckenden Kontrast im Sonnenaufgang. Dann starten wir rasch zum Lake Mburo, wo Moses, unser lokaler Guide, schon unruhig auf uns wartet. Wir sind zu spät, weil wir unterwegs eine der Zielarten, den seltenen Taborazistensänger (Long-tailed oder Tabora Cisticola), entdeckt und beobachtet haben. Am See angekommen hoffen wird darauf, vom Boot aus am Ufer einige weitere besondere Vogelarten finden zu können. Geschickt steuert Moses das kleine Boot durch die überall im Wasser schwimmenden Nilpferde. Holub’s- (Holub’s Golden-) und Cabanisweber (Lesser Masked Weaver) entdecken wir am Brutplatz im Ufergebüsch. Dem scheuen Eminie (Grey-capped Warbler; endemisch in Ostafrika) können wir beim Gesang zuschauen, und dann sehen wir eine weitere Zielart dieses Tages, die aufgrund ihrer Lebensweise seltene Binsenralle (African Finfoot). Ein Männchen im BK und dann auch noch ein weiblicher Vogel schwimmen am Ufer. Großes Glück haben wir in diesem Jahr mit dem nur lokal verbreiteten Weißrückenreiher (White-backed Night-Heron). Ein Brutpaar hat im Ufergebüsch einen halben Meter über der Wasserkante drei schon größere Junge im Nest. Beide Altvögel können am Nest beobachtet und fotografiert werden. Die wirklich markante „Stimme Afrikas“, der Schreiseeadler (African Fish-eagle), begleitet uns am See.

Das kann nicht jede Kuh! Nur Ankole-Rinder können sich mit dem Horn den A …. kratzen. Foto: H. Meyer

Den restlichen Tag vor und nach der Mittagspause verbringen wir auf Vogel-Safari im Nationalpark. Aus den aufgestellten Dächern (pop-up) unserer Toyotas heraus lassen sich mindestens 50 neue Vogelarten, darunter Raritäten wie Nubierspecht (Nubian Woodpecker, endemisch in Nordost-Afrika), Graubeutelmeise (Mouse-colored Penduline-tit) und der prächtig gefärbte, große Haubenbartvogel (Crested Barbet), entdecken. In einem trockenen Baum hat der große Blaß- oder Milchuhu (Verreaux’s Eagle-owl) ein altes Greifvogelnest als Brutplatz ausgewählt. Nochmals beobachten wir die beeindruckenden Ankole-Rinder beim Eintrieb. Da ist eine dabei, die sich sogar mit dem über einen Meter langen Horn den Hintern kratzen kann … Unglaublich! Den Sonnenuntergang in der Savanne genießen wir nochmals auf unserer Felsenlogde. Das Abendbuffet wartet, und die Rufe der Schwarzschulter-Nachtschwalbe (Black-shouldered Nightjar) begleiten uns in die Savannen-Nacht.

Dienstag, 3. Juli: Auf dem Weg zu den geheimnisvollen Virunga-Vulkanen
Zum Tagesanbruch liegt Nebel über der kühlen Savanne. Wir starten vor dem Frühstück zu einer Morgenrunde, die uns zum Schluss noch zwei erhoffte Zielarten dieses Gebietes vor die Ferngläser bringt: Weißkopf- (White-headed-) und Rotgesicht-Bartvogel (Red-faced Barbet; endemisch in Nordost-Afrika). Dann haben wir es eilig, checken aus und verlassen die Savanne in Richtung der Grenze zum Kongo und zu Ruanda. Rund 300 Kilometer liegen vor uns. Unterwegs, an einem Tankstopp, erleben wir eine schöne Überraschung: 60-70 Südafrikanische Kronenkraniche (Grey Crowned-crane) stehen in einer kleinen Feuchtwiese und balzen. Im Bergwald auf der Passhöhe vor Kisoro, unserem Zielort zu Füßen der gewaltigen Vulkankette, stoppen wir auf ca. 2.300 m NN und machen Bekanntschaft mit zwei ersten Endemiten des Albertine Riftvalleys: Königsnektarvogel (Regal Sunbird) und Kivufeinsänger (Black-faced Apalis) lassen sich hier neben weiteren interessanten Gebirgsvogelarten wie Preussnektarvogel (Northern Double-colared Sunbird), Mönchsbuschdrossling (African Hill-babbler) und Bambusrohrsänger (Mountain Yellow Warbler) beobachten. Dann fahren wir hinunter und haben sie plötzlich fast wolkenfrei vor uns: die berühmten und noch immer geheimnisvollen, bis über 5.100 Meter hohen Virunga-Vulkane im Dreiländereck Uganda-Kongo-Ruanda. Was für ein Anblick! Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Kisoro, unser Ausgangspunkt für unser Virunga-Abenteuer. Unser Hotel erwartet uns mit dem Abendbuffet.

Bartmeise-Reisegruppe 2018 in den Virunga-Vulkanen. Foto: H. Meyer

Mittwoch, 4. Juli: Endemiten im „Mgahinga Gorilla National Park“ zu Fuß des Sabinyo-Vulkans
In diesem Jahr haben wir hier großes Glück mit dem Wetter. Statt Nieselregen und Wolken verhangenen, kühlen Bergen erwartet uns trockenes und freundliches Wetter. Zwar ist es wie immer sehr kühl auf knapp 2.000 Meter Höhe in Kisoro, dafür leuchten die Vulkankegel wolkenfrei in der afrikanischen Morgensonne. Nach dem Frühstück beeilen wir uns, den äußerst schlechten Weg hinauf zum Nationalpark so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, doch das ausgespülte Vulkangestein lässt oft nur Schrittgeschwindigkeit zu. Wir benötigen für die wenigen Kilometer mehr als 45 Minuten. Mit der Einweisung (‚Briefing‘) durch die Ranger werden uns unsere bewaffneten Begleiter, die uns vor Büffeln und Elefanten schützen sollen, zugeteilt, und wir starten unsere Tageswanderung hinauf in Richtung eines Taleinschnittes (Gotsch) am Sabinyo-Vulkan (3.645m NN). Unser kenntnisreicher Birdguide Emmy entdeckt – unglaublich für uns – ziemlich schnell den für uns wohl wichtigsten Vogel des Gebietes und des Tages, eine unserer Zielarten schlechthin: den Kammschnabelturako (Ruwenzori Turaco). Dieser scheue Endemit des Albertine Riftvalleys hat offensichtlich bereits einen Tagesrastplatz im Inneren eines dichten Baumes bezogen. Wir erfreuen uns an dieser attraktiven Vogelart, die wir im weiteren Verlauf des Tages erstaunlicherweise noch mehrmals bei der Nahrungssuche beobachten können. Auch die zweit-wichtigste Zielart des Tages, den endemischen Stuhlmann-Nektarvogel (Ruwenzori Double-collared Sunbird), beobachten wir an Blüten der Gebirgsflora. Unter den über 300 für den Nationalpark insgesamt beschriebenen Vogelarten interessieren wir uns insbesondere für die weiteren Endemiten des Albertine Riftvalleys wie z.B. Braunwangen-Laubsänger (Red-faced Woodland-warbler), Orangedrossel (Kivu Ground-Thrush) und Schwarzbrustmeise (Stripe-breasted Tit), die wir ziemlich gut sehen können. Aus der Familie der Würger können wir zwei echte Raritäten finden: Rabenwürger (Mountain Sooty Boubou) und sogar den scheuen, äußerst attraktiven Rotstirnwürger (Doherty’s Bush-shrike; endemisch in Ost-Afrika), den man meist nur hört, bekommen wir vor die Optik. Was für ein toller Tag! Müde aber glücklich kehren wir am späten Nachmittag von max. 2.600 m NN zurück ins Hotel nach Kisoro. Nach der Vogelliste sinken alle müde in die Betten …

Donnerstag, 5. Juli: Vögel im Lebensraum Papyrussumpf und auf dem Weg in den Bwindi-NP
Nach dem Frühstück verlassen wir Kisoro und treten unsere Fahrt wieder hinauf in die Berge an. Erster Stopp ist ein Papyrussumpf am Bunyonyi-See, den wir vorgestern aus Zeitgründen einfach nicht mehr anfahren konnten. Es dauert bald eineinhalb Stunden, bis wir den vom letzten Monsun offenbar stark in Mitleidenschaft gezogenen Uferweg bis um Zielpunkt geschafft haben. Hier erwarten uns aber wieder zwei echte Raritäten in der Vogelwelt, die aufgrund von Lebensraumschwund akut vom Aussterben bedroht sind: Gelbbauch-Rohrsänger (Papyrus Yellow Warbler) und Bindenbuschsänger (White-winged Swamp-Warbler; endemisch für Ost-Zentral-Afrika). Beide Arten können wir am Rande des Papyrussumpfes gut und aus der Nähe beobachten. Auch den Möchskuckuck (Blue-headed Coucal), einen weiteren Papyrus-Spezialisten, können wir entdecken. Am Seeufer hören und sehen wir zudem auch den Papyruszistensänger (Carruther’s Cisticola; endemisch für Ostafrika) und den Mackinnonwürger (Mackinnon’s Shrike), zwei weitere seltene Vogelarten des Albertine Riftvalleys.

Geschenke von den Reisegästen für die Dorfschule. Foto: H. Meyer

Entlang der engen Uferstraße hat eines unserer Fahrzeuge eine etwas ‚engere Begegnung‘ mit einem Safarifahrzeug einer Ruandischen Gesellschaft. An beiden Fahrzeugen bleiben davon Spuren zurück. Jede Seite sucht die Schuldfrage bei der anderen. Um eine Eskalation der Situation zu vermeiden bleibt nur die Möglichkeit, die Angelegenheit, für die hier keine Polizei zuständig ist, „afrikanisch“ mit einer Dollarnote zu bereinigen … Nach der Weiterfahrt durch den sogenannten Gemüsegarten Ugandas erreichen wir am späten Nachmittag das Tor zum berühmten „Bwindi Impenetrable National Park“. Für dieses 765 km² großen UNESCO-Weltnaturerbe-Urwald, der alle Waldformen vom Regenwald bis zur afro-alpinen Stufe abdeckt, werden allein über 400 Vogelarten beschrieben. Am Gate angekommen registriert man uns. Zwar ist die Durchfahrt öffentlich, aber alle Fahrzeuge werden aus Sicherheitsgründen erfasst. In dieser Zeit am Tor können wir weitere interessante Vogelarten wie den mächtigen Geierraben (White-naped Raven) und den Bergspint (Cinnamon-chested Bee-eater; endemisch in den Bergen Ostafrikas) finden.

Noch bei Tageslicht erreichen wir unsere Logde im Nationalpark, in der wir insgesamt vier Nächte bleiben werden. Diese wunderbare Self-contained-Anlage wird von unserem Birdguide Emmy und seiner Familie geführt. Hier haben wir uns auch schon in den Vorjahren richtig wohl gefühlt. Emmy’s Ehefrau erwartet unsere Gäste mit heißen Tüchern, damit sich die müden Reisenden den roten afrikanischen Staub („African Puder“) aus den Gesichtern wischen können. Nach einem Willkommenstrunk werden die Zelte bezogen. Das Abendessen, frisch zubereitet und wie in einem Sterne-Restaurant a la card serviert, wartet auf uns. Die Kamine im offenen Haupthaus verbreiten wohlige Wärme, und nach einem Gläschen Rotwein begleiten uns die Rufe des Afrikanischen Waldkauz (African Wood-owl) in die erste Zeltnacht …

Freitag, 6. Juli: Unterwegs bei den Endemiten im Bwindi-Ruhija-Nationalpark
Nachts ist es hier auf 2.300 Meter Höhe bitter kalt, morgens um 6.00 Uhr nur +9°C. Das Team der Anlage sorgt sich vorbildlich auch um das nächtliche Wohlbefinden der Gäste, denn diese finden abends immer eine heiße Wärmflasche in den Betten vor. Wir beobachten heute ganztags, nur unterbrochen durch die Mittagspause, an der Peripherie des Parks. Morgens zuerst zu Fuß um die Logde, am Nachmittag per Auto etwas weiter entfernt. Mindestens fünf weitere Endemiten des Albertine Riftvalley finden wir auf unseren Touren: Edelfrankolin (Handsome Francolin), Ruwenzorifeinsänger (Ruwenzori oder Collared Apalis), Ruwenzorischnäpper (Ruwenzi Batis), Purpurbauch- und Ruwenzorinektarvogel (Purple-breasted- & Blue-headed Sunbird) und den seltenen Meisenweber (Strange Weaver). Mit dem Braunscheitelwürger (Lühder’s Bush-shrike) bekommen wir noch eine echte Seltenheit, die allgemein schwer zu beobachten ist, vor die Linsen. Auch den Gelbstreifenbülbül (Yellow-streaked Greenbull; endemisch in Südost-Afrika), der hier im Bwindi Nationalpark sein nördlichstes Vorkommen hat, können wir ebenso entdecken wie Schwarzschnabelturkao (Black-billed Turaco) und Jacksonastrild (Dusky Crimsonwing; edemisch im AR). Ein wunderbarer Tag geht zu Ende. In der Logde wird das Abendessen serviert. Derweil lodern die Feuer in den Öfen, um das heiße Wasser für die abendliche Körperpflege zu bereiten. Diese Logde, die absolut autark über Generator und Solarstrom versorgt ist, deren hervorragende Küche auf Holzkohle-Öfen funktioniert, zeigt Machbarkeit und zugleich Grenzen Umwelt bewussten Verhaltens auch in Afrika auf, auch wenn deswegen manches etwas länger dauert als gewohnt. Aber wir haben Zeit … wir sind in Afrika!

Berggorilla im Bwindi-NP. Foto: Chr. Martin

Sonnabend, 7. Juli: Das besondere Erlebnis – zu Besuch bei den seltenen Berggorillas
Für einen Teil unserer Gäste steht heute ein echter Höhepunkt im Programm, den man vermutlich nur einmal im Leben geboten bekommt: ein Besuch bei den Berggorillas als Teilnahme am sogenannten Gorilla-Trekking, welches hier im Weltnaturerbe-Gebiet bei vier habituierten Gorilla-Familien angeboten wird. Dieses Ereignis – Monate im Voraus gebucht (Bartmeise-Reisen vermittelt diesen Besuch im Rahmen dieser Reise optional) – bietet dann für eine Stunde hautnahe Einblicke in das Leben dieser seltenen und bedrohten Menschenaffen; und das aus nächster Distanz, ohne Netz, Glasscheiben und sonstige Barrieren, aber unter Aufsicht geschulter Rancher.

Nach dem morgendlichen Pflicht-Briefing der Teilnehmer durch die Rancher der Uganda Wildlife Authority (UGW) werden die Gruppen, immer 8-9 Teilnehmer, zusammengestellt. Dank unserer mittlerweile guten Beziehungen zur UGA erreichen wir, dass unsere Gäste eine räumlich sehr nahe Gorilla-Familie ohne langen Anmarsch besuchen können. Nach kurzer Wanderung entlang des Hauptweges geht es ins Gelände … und nach wenigen Minuten sind Gorillas um uns herum. Unglaublich, teilweise nur zwei Meter entfernt, sitzen die bis zu 1,80 m großen Primaten in der teilweise dichten Vegetation! Die Nähe zu den Tieren ist einfach atemberaubend. Die Riesen des Urwaldes nehmen von ihren Haar-losen Verwandten vermeintlich keine Notiz, gehen ihren Bedürfnissen nach Nahrungsaufnahme, sozialem Zusammenhalt und die Jungen ihrem Spieltrieb nach. Die Rancher achten immer drauf, dass ein Mindestabstand zu den Tieren gewahrt bleibt, man zurückweicht, wenn die Tiere zu nahekommen. Eine Stunde Besuch vergeht wie im Fluge. Dann rufen die Rancher zum Rückmarsch. Gegen 10.30 Uhr sind alle Gäste schon wieder zurück auf dem Hauptweg versammelt.

Allen wird die Teilnahmebestätigung überreicht, eine A-4-Urkunde von der UGA, die lebenslang an dieses einmalige Naturschauspiel erinnern soll. Vom Chef der Rancher erhalten alle Teilnehmer am Gorilla-Trekking mit dem Dank für den Besuch noch einen wichtigen Hinweis: „Wenn ihr jetzt wieder nach Europa reist erzählt dort bitte allen Bekannten, Freunden und Interessenten von eurem Erlebnis hier. Die Berggorillas gibt es heute nur noch, weil Naturfreunde wie ihr aus aller Welt zu uns in dieses Schutzgebiet kommen, um diese Primaten in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Das ist die wichtigste Unterstützung für uns im Bemühen, diese Tiere für unsere Nachwelt zu erhalten!“

Später am Abend zeigt man sich gegenseitig seine Fotos und Videos. „Schau mal, der Silberrücken hier ist nur zwei Meter Entfernung an mir vorbei gegangen …“ meint Carola. „Und mich hat er geschupst, weil er vorbei wollte …“ berichtet Werner. „Die Nähe zu den Tieren war einfach atemberaubend“ ergänzt Judith. Noch tagelang werden die Eindrücke und Erlebnisse diskutiert und ausgetauscht …

… warten auf African Green Broadbill. Foto: H. Meyer

Sonntag, 8. Juli: „I have seen the African Green Broadbill”
Heute ist ein weiterer Höhepunkt geplant, eine Tageswanderung (ca. 2×5 km) bis ins Brutgebiet einer anderen endemischen Vogelart des Albertine Riftvalley, dem Blaukehl-Breitrachen (African Green oder Grauer’s Braodbill)! Die Strecke auf schmalem Pfad hinunter ins Tal bis zum Bwindi-Sumpf und wieder zurück ist schon etwas anspruchsvoll und setzt eine mittlere Fitness voraus. Nach dem Frühstück in der Logde und mit Tagesverpflegung im Rucksack werden rasch die Formalitäten im Nationalpark erledigt, die bewaffneten Begleiter, die uns wieder gegen wilde Tiere schützen sollen, zugeteilt. Die Träger (Porter) übernehmen die Rucksäcke der Gäste, und dann starten wir. Das Wetter ist super, die Temperaturen morgens noch angenehm kühl. Auf der Wanderung ins Tal entdecken wir verschiedene neue Vogelarten, erneut auch wieder einige Spezialisten des Albertine Riftvalleys, die zu unseren Zielarten gehören: Ruwenzorifeinsänger (Ruwenzori Collared Apalis; endemisch im AR), Bergpirol (Mountain Oriol; endemisch Ostafrika), Kurzschnabel-Honiganzeiger (Dwarf Honeyguide; endemisch AR), Gelbaugen-Drongoschnäpper (Yellow-eyed Black-flycatcher; endemisch AR) und auch den hübschen Bergtogron (Bar-tailed Trogon). Unten im Tal auf ca. 2.100m NN, in dick bemoosten Bäumen, wartet die Überraschung. Die uns begleitenden lokalen Birdguides haben vor einiger Zeit ein Nest vom Blaukehl-Breitrachen (African Green oder Grauer’s Broadbill) gefunden! Wie ein dickes Beutelmeisenest, kaum vom dichten Moosbehang zu unterscheiden, hängt es an einem Ast. Zwei Jungvögel darin sind Garant dafür, dass wir die fütternden Altvögel rasch und sehr gut beobachten können. Jeder kann im Spektiv die schöne, kaum Kleiber große, seltene Vogelart betrachten, auch Digiskopie-Bilder anfertigen. Nach dem Mittagslunch im Wald sind nur noch wenige Meter bis an den Bwindi-Sumpf zu gehen. Die Temperaturen sind deutlich über +20°C angestiegen, die hohe Luftfeuchte macht uns klar, dass wir in einem Bergregenwald unterwegs sind. Im Gras im Sumpf wartet eine weitere seltene Art, die es nur hier gibt: Kivubuschsänger (Grauer’s Swamp-Warbler).

Der Rückweg bergauf ist deutlich anstrengender als der morgendliche Abstieg. Neben weiteren interessanten Vogelbeobachtungen können wir auch verschiedene Primaten und Säuger, sogar den endemischen Ruwenzori-Schwarzstirnducker, über dessen Biologie so gut wie nichts bekannt ist, gut beobachten. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir wieder den Hauptweg. Unsere ugandischen Begleiter sind auch pfiffige Geschäftsleute. Nach der gelungenen Beobachtung von African Green Broadbill halten sie T-Shirts mit der Aufschrift „I have seen the African Green Broadbill“ bereit, die gern gekauft werden. In unserer kleinen Logde wartet erneut fast ein ‚Sterne-Restaurant‘-Abendessen. In den Kaminen lodern die Feuer. Mit Freude werden die heute gesehen Vogelarten in die Vogelliste eintragen. Die Wärmflaschen in den Betten vertreiben später die Kühle der ugandischen Bergnacht …

Purpurspint. Foto: R. Kalz

Montag, 9. Juli: Geschenke für Schulkinder – Weiterreise zum Kibale-Nationalpark
Nach vier Nächten in Emmy’s schönen Camp wartet heute unser letztes Frühstück am Kamin. Bevor wir auschecken und den langen Reisetag antreten rufen wir das gesamte Team, die Service- und Küchen-Crew nebst Chef und Chefin, Emmy Gongo mit Ehefrau, zu einem Gruppenbild zusammen (Startfoto). Als kleines Dankeschön für die angenehme Zeit senden wir dieses später nach Uganda. Unsere Fahrer haben sich in den vergangenen Tagen bemüht, den Zentimeter dicken roten Staub von unserer Toyotas abzuwaschen, und so treten wir mit sauberen Fahrzeugen unsere Weiterreise an. Vom Hochplateau auf 2.300 m NN geht es nun weiter Richtung Norden. In der nördlichsten Ecke des Nationalparks, schon auf 1.590m NN, stoppen wir jedoch nochmals für zwei Stunden an einem Ihihitso-Fluss, um noch einige neue Vogelarten beobachten zu können. Wir sehen Cassin- und Stuhlmannschnäpper (Cassin‘s- & Dusky-blue Flycatcher) und den attraktiven Purpurspint (Black Beeater), um wieder nur wichtige Zielarten des Albertine Riftvalleys aufzuzählen.

Nach dem Mittagslunch in der Natur halten wir mitten zwischen grünen Teeplantagen an einer kleinen, sehr einfachen Dorfschule. Die „Klassenzimmer“: einfache Bretterverschläge. Die „Schulbänke“: Sitzstangen mit einem Brettchen für das Schreibheft, falls vorhanden. An der Bretterwand hängt eine knapp einen Quadratmeter große Schiefertafel mit dem Einmaleins für die Kleinsten. Diese geradezu primitive Einfachheit ist bedrückend für unser Empfinden. Unsere Gäste haben Geschenke für die Kinder dieser Schule, in der auch Waisen betreut werden, mitgebracht. Nach einem Spontanbesuch schon im Vorjahr sind wir auch in diesem Jahr unangemeldet hier. Mit großer Freude nimmt die Direktorin die Geschenke für die Kinder, insbesondere Schulsachen wie Malbücher, Hefte, Stifte und Kinderkleidung, aber auch einige Spielsachen entgegen. Die Kinder bedanken sich mit Gesang und Tanz. Nicht nur der Direktorin stehen Freudentränen in den Augen, auch einige Gäste sind zu Tränen gerührt …

Nach sieben weiteren Fahrstunden auf staubiger Piste, fast 50 Kilometer durch den berühmten „Queen Elisabeth Nationalpark“, den wir aber laut Programm „links liegenlassen“ müssen, erreichen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit kurz vor 21.00 Uhr unser nächstes Quartier am Rande des Kibale-Nationalparks. Das freundliche Personal macht uns den check-in in die schönen Bungalows (Bandas) angenehm einfach … und auf die nach knapp 400 km langer Fahrt hungrigen Gäste wartet das Abendbuffet. Und auf unsere Fahrer und Begleiter wartet ein platter Reifen am Auto …

Roter (Unganda) Stummelaffe. Foto: R. Kalz

Dienstag, 10. Juli: Neue Vogelarten und seltene Primaten im Kibale-Nationalpark
Nach dem langen Reisetag gestern gönnen wir uns heute ein Stündchen länger Schlaf als sonst und frühstücken erst gegen 7.00 Uhr. Danach schauen wir uns im schönen Garten der Logde, gestaltet im britischen Kolonialstil, nach neuen Vogelarten um. Die Logde liegt am Rande des berühmten Kibale-Nationalparks, umgeben von Teeplantagen und einer beeindruckenden Vulkankrater-Landschaft mit kleinen Seen. Diese Vielfalt bietet auch ganz neue Vogelarten. Wir entdecken ein Brutpaar vom hübschen Lappenschnäpper (Brown-throated Wattle-eye), die Junge füttern. Weißstirnweber (Thick-billed Weaver) sind unterwegs, und ein Sperberbussard (Lizard Buzzard) jagt auf dem Kurzrasen nach Insekten. Nach 10.00 Uhr unternehmen wir eine erste Birdingtour entlang der Straße im Nationalpark, um einige Zielarten dieses Gebietes zu suchen: Samtdrongo (Velvet-mantled Drongo), Kongotaube (Afep Pigeon), Samtglanz- und Spitzschwanzstar (Purple-headed- & Narrow-tailed Starling) sowie Gelbkehl- und Schuppenbartvogel (Yellow-throated- & Speckled Tinkerbird) können wir beobachten. Der 560 km² große Nationalpark ist vor allem für seinen Primaten-Reichtum weltbekannt. 13 Arten kommen hier vor und damit mehr als in jedem anderen Nationalpark auf der ganzen Welt! Wir können jeden Tag vier bis fünf Arten sehen, darunter auch die stark bedrohten, endemischen Uganda-Stummelaffen, von denen es vermutlich nur noch ca. 2000 Individuen in Freiheit gibt. Anubispaviane betätigen sich als Wegelagerer an der durch das Waldgebiet führenden Hauptstraße.

Nach der Mittagspause fahren wir in ein kleines Sumpfgebiet, dem „Bigodi Wetland Sanctuary“, das von der Kommune Bigodi verwaltet und betreut wird. Ein junger Birdguide, sehr kenntnisreich, begleitetet uns und erklärt die Vogel- und Tierwelt. Neben zwei neuen Nektarvogel-Arten, Grünkehl-Glanzköpfchen und Braunrücken-Nektarvogel (Green-throated- & Blue-throated Brown Sunbird) und dem Graukehlnicator (Western Nicator) können wir zwei neue seltene Primatenarten, Östliche Vollbartmeerkatze und Grauwangenmangabe, beobachten. Für die Fußball-Interessierten wartet nach dem Abendessen ein Halbfinalspiel der Fußball-WM 2018 …

Grünbrustpitta. Belegaufnahme: Chr. Martin

Mittwoch, 11. Juli: Gesucht und gefunden: Grünbrustpitta leuchtet neonfarben im Unterholz
Eine echte Herausforderung wartet heute auf uns. Wir wollen den Versuch unternehmen, die Zielart des Nationalparks, die im AR endemische Grünbrustpitta (Green-breasted Pitta) zu beobachten. Dazu musste bereits am Vortag alles mit den Nationalparkverwaltung abgestimmt, die Rancher und Begleiter bestellt werden, denn die Exkursion startet noch in völliger Dunkelheit, um überhaupt eine Chance auf die versteckt am Boden lebende Art zu bekommen. Um 05.15 Uhr wartet ein kleines Frühstück, dann auf in den Urwald! Unser Escort steht am Waldrand bereit, ebenso ein Rancher und Guide vom Park, und in deren Begleitung wandern wir im Schein der Stirnlampen geräuschlos in den Wald. Es dauert nicht lange, dann macht uns Emmy auf ungewöhnliche Laute vom Waldboden vor uns aufmerksam. Die Pitta erzeugt solche mit ihren Flügeln. Auch die verhaltenen Rufe der Art sind in der Morgendämmerung zu vernehmen. Langsam rücken wir Schritt für Schritt vor. Nach ca. 1 ½ Suche finden wir den Vogel 15 Meter vor uns am Waldboden. Neonfarben leuchten die blauen Flügeldecken im noch diffusen Licht. Die Pitta präsentiert ihre grün-rote Brust. Was für ein farbenprächtiger Vogel! Einigen Gästen gelingen sogar wenigstens brauchbare Belegfotos. Ein Glücksgefühl macht sich breit. Das zeitige Aufstehen war nicht umsonst! Bedauerlich war nur, dass eine Teilnehmerin in der Dunkelheit den Anschluss zur Gruppe verloren hatte und deswegen die Pitta nicht sehen konnte. Dieser Umstand wurde leider zu spät bemerkt, woran auch der afrikanische Begleiter nichts mehr ändern konnten. Auf dem Rückweg zu den Fahrzeugen hören wir mehrfach die Rufe von Schimpansen, für die der Kibale-Nationalpark einen der wichtigsten Lebensräume in Uganda darstellt.

Gegen 10.00 Uhr kommen wir wieder in unsere Logde zurück, das große Frühstück wartet. Das Personal interessiert sich dafür, ob wir die Pitta gesehen haben. Man ist überrascht und gratuliert uns zu diesem Erfolg, denn die schwer zu beobachtende Art bleibt wohl den allermeisten Birdern eher verborgen. Nach dem Mittagessen verabschieden wir uns auch von dieser tollen Herberge und treten unsere letzte Reiseetappe in die Stadt Fort Portale, dem Tor zum Simliki-Nationalpark im Kongobecken an. Am Nachmittag erreichen wir das Hotel in der Stadt. Unserer Fahrer müssen mit einem Auto in die Werkstatt, um einen Reifen reparieren zu lassen …

Donnerstag, 12. Juli 2018: Am Ende der „Mondberge“ im Kongobecken unterwegs

Purpurmasken-Bartvogel. Foto: R. Kalz

Heute ist unser „Flachland-Tag“. Waren wir bisher immer weit über 1.000 bis zu 2.600m NN in den Bergregionen des Albertine Riftvalleys (AR) unterwegs, steht nun zum Abschluss der Reise ein Kontrastprogramm im Plan. Hier am Ende der sagenumwobenen „Mountains of the Moon“ (Berge des Mondes) des bis 5.100 Meter hohen, Schnee bedeckten Ruwenzori-Gebirges, in der eine der geheimnisvollen Quellen des Nils liegt, endet das Albertine Riftvalley und fällt ziemlich steil ab ins Kongobecken, wo sich im Grenzgebiet zur DR Kongo auf unter 700m NN der bekannte Tieflandregenwald im “Simliki Nationalpark” und das “Toro-Simliki-Wildlife-Reserve” befinden. Hier beginnt zugleich eine neue Faunenregion, die des Kongobeckens. Neue, eher Tieflands-Vogelarten warten hier auf uns. Wir frühstücken heute schon wieder um 5.00 Uhr und treten um 5.45 Uhr unsere Fahrt ins Beobachtungsgebiet an. Nach den Erfahrungen in den Vorjahren haben wir für heute zwei Beobachter-Gruppen eingeteilt. Eine für den Regenwald und eine für die Savanne.

Alles ist bestens organisiert. Für die Kongo-Regenwald-Gruppe steht ein kenntnisreicher Birdguide bereit. Mit dessen Hilfe gelingt die Tagestour, und einige der speziellen Vogelarten, die in Uganda nur hier erwartet werden können, werden entdeckt, darunter Schrei-, Weißkopf-, Weißhauben- & Schwarzhelm-Hornvogel (Western Piping-, White-thighed-, Eastern Long-tailed- & Black-casqued Hornbill). Dazu auch Gelbkehl-Nicator (Yellow-throated Nicator), Swainson- & Xavierbülbül (Red-tailed- & Xavier’s Greenbul). Sogar der im Kongobecken endemische Graukopf-Nektarvogel (Grey-headed Sunbird) kommt zur Beobachtung. Zum Abschluss noch ein Besuch an den heißen Vulkan-Quellen. Schnell werden wie üblich noch einige Hühnereier gekocht …

Sudan-Hornrabe. Foto: R. Kalz

Die Savannen-Gruppe ist den ganzen Tag im 542 km² großen „Toro Simliki Wildlife Reserve“ unterwegs. Hier in der Savanne auf ca. 600-700m NN finden sich bereits nördliche Arten, die der Sudan-Faunenregion zugeordnet werden. Der 1926 gegründete, früher bedeutende Nationalpark hat in den Zeiten des Bürgerkrieges in den 1980er- und 1990er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts massiv unter Wilderei gelitten. Heute zurückgestuft auf ein Reservat, finden sich im Gebiet nur wenige Großsäuger, dafür aber eine hohe Dichte der endemischen Uganda-Kob. Diese schöne Antilope hat hier eines ihres wichtigsten Vorkommen und begleitet uns den ganzen Tag über. Über neue Vogelarten wie Gelbschnabelfrankolin (Heuglin’s Francolin), Rotkehlspint (Red-throated Bee-eater) und Purpurmasken-Bartvogel (Black-billed Barbet), endemisch in Nordost-Afrika und d i e Spezialität hier, dürfen wir uns freuen. Ein Familienverband geselliger und ruffreudiger Spitzschwanz-Elstern (Piapiac) nimmt ein Bad in einer Wasserlache, und ein Trupp von mindestens 13 mächtigen Sudan-Hornraben (Northern Ground-Hornbill) fesselt lange unsere Aufmerksamkeit. Bei unserer Mittagsrast am Fluss beobachten wir einen mächtigen Elefantenbullen und eine Gelbflügel-Fledermaus (Yellow-winged Bat), tatsächlich richtig gelb leuchtend, ist am helllichten Tag unterwegs. Große Bestände der beeindruckenden Borassuspalmen (Fächerpalme), die wir hier erstmals sehen (und die von Elefanten verbreitet werden), weisen auf dieses völlig andere, trockene Klima zu Füssen des Ruwenzori-Gebirges und dem Albertsee hin. Zum Abendessen treffen sich alle wieder im Hotel. Die Vogelliste macht heute nochmals richtigen Spaß. Von den Balkonen der Zimmer aus in netten Hotel am Rande der Großstadt Fort Portale lässt sich die Froschweihe (African Marsh-harrier) bei der abendlichen Nahrungssuche beobachten …

Freitag, 13. Juli: Von Fort Portal zurück nach Entebbe – neue Arten in Nord-Kibale

Dreifarbenweber. Foto: R. Kalz

Der heutige Tag ist unsere Rückreisetag nach Entebbe. Für die Strecke über rund 350 Kilometer haben wir den gesamten Tag eingeplant. Da unsere Fahrt zuerst durch den Nordteil des Kibale-Nationalparks führt versuchen wir hier, noch einige neue Arten zu finden. Allerdings wird dieser Beobachtungsstopp zu einem regelrechten Bad im afrikanischen Staub, da die Straße aufgrund von Bauarbeiten in diesem Teil unbefestigt ist. Unsere Ausdauer wird aber belohnt, denn wir können auch den recht ungewöhnlichen Dreifarbenweber (Yellow-manteld Weaver) beobachten. Weitere seltene Arten der Region wie Sumpfsegler (Sabine’s Spintail), Maskenfeinsänger (Masked Apalis) und Bocagewürger (Bocage‘ Bush-shrike), den wir bei der Kopula zuschauen, können wir zum Schluss in unsere Vogelliste eintragen.

In einem Restaurant wartet das Mittagessen. Dabei entdecken wir auch noch zwei neue Arten, die für uns eigentlich „gewöhnlich“ sind, in Uganda eher nicht: Turmfalke (Common Kestrel) und Haussperling (House Sparrow) sehen wir heute überhaupt zum ersten Mal auf unserer 1.800 Kilometer langen Rundreise. Mit vielen Eindrücken aus dem Leben der Menschen, die wir in Dörfern und ihren Straßenmärkten bei der Vorbeifahrt oder bei kurzen Stopps bekommen, erreichen wir am frühen Abend unseren Ausgangspunkt der Reise, unser Hotel am Ufer des Victoriasees in Entebbe.

Brutkolonie Graukofpmöwen. Foto: R. Kalz

Sonnabend, 14. Juli: Beim „Ur“-Vogel im Papyrussumpf – nächtliche Rückreise
Unser letzter Tag startet am Victoriasee, dessen heftige Brandung für einen Binnensee bemerkenswert ist, wieder mit einem großartigen Sonnenaufgang über der riesigen Bucht von Entebbe. 6.30 Uhr frühstücken wir ein letztes Mal, checken aus und treten 7.15 Uhr die Fahrt auf die andere Seite der Bucht in die riesige Mabamba-Sumpflandschaft (Wetland) an. Hier im ca. 16.500 ha großen Schutzgebiet, einem Papyrussumpf, wartet der absolut letzte Höhepunkt unserer Reise, der urzeitlich anmutende Schuhschnabel (Shoebill), den wir hier beobachten wollen. Die unbefestigte Staubpiste befindet sich in diesem Jahr in einem noch schlechteren Zustand, und so benötigen wir 1 ½ Stunden bis zum kleinen Hafen. Unser Freund Joseph, Site-Guide im Schutzgebiet, und sein Team erwarten uns bereits, und so können wir nach Erledigung der Formalitäten zügig starten. Mit drei kleinen Booten befahren wir den schmalen Hauptkanal und biegen in eine breite Bucht ein. Es dauert heuer nur wenige Minuten, dann sehen wir schon den gesuchten „Ur“-Vogel. Der Schuhschnabel fliegt noch ein kleines Stück neben unseren Booten, um dann im kurzen Gras vor dem Papyrusdickicht zu landen. Aus nur 10 Meter Entfernung lässt sich die ungewöhnliche Art bestens beobachten und fotografieren. Alle Gäste sind natürlich begeistert. Der Schuhschnabel, der nur ca. alle fünf Jahre überhaupt zur Brut schreitet, ist auch deswegen so bedroht, weil seine geringe Fortpflanzungsbereitschaft dann oft auch noch durch illegale Fischerei in den Schutzgebieten gestört wird. Von Joseph erfahren wir aber, dass im Schutzgebiet, in dem 9 oder 10 Individuen leben, derzeit ein Paar einen Jungvogel groß zieht, was äußerst erfreulich ist. Nach 20 Minuten Beobachtung und mit vollen Speicherkarten fahren wir weiter in einen anderen Teil des Sumpfes, vorbei an einer rund 300 Brutpaare zählenden Kolonie der Graukopfmöwe (Grey-haeded Gull), der afrikanischen Vertreterin unserer heimischen Lachmöwe. Es klingt auch so. Mit geschlossenen Augen fühlt man sich an die Lachmöwen der Limbacher Teiche erinnert … Die Zeit in dieser grandiosen Wasserlandschaft vergeht wie im Fluge.

Bartmeise-Gruppe 2018 in den Mabamba-Sümpfen. Foto: H. Meyer

Gegen 13.00 Uhr erwartet uns in einer neu eröffneten Logde auf einem Hügel angrenzend über dem Sumpf unser Mittagessen. Auch hier im Wald beweist unser Birguide Emmy nochmals seine perfekten Kenntnisse über die ugandische Vogelwelt. Es gelingt ihm sozusagen mit dem Mund, die heimliche Perlenralle (White-spottend Flufftail) anzulocken, so dass einige Gäste diese am Waldboden sogar gut sehen können. Wir genießen hier vom Hügel aus einen fantastischen Ausblick auf das Schutzgebiet und auf die gegenüber der Bucht liegende Hauptstadt Kampala mit seinem Vorort Entebbe und dem internationalen Flughafen. Gegen 17.00 Uhr treffen wir wieder im Hotel ein. Alle Gäste haben die Möglichkeit, in zwei Zimmern zu duschen und ihre Reisebereitschaft herzustellen. Dann wartet das Abschluss-Abendessen, und mit den letzten Einträgen in die Vogelliste schließen wir diese mit 394 Vogelarten ab (neue Rekord für diese Reise!).

Gegen 20.30 Uhr treten wir die kurze Fahrt zum Flughafen Entebbe an. Und pünktlich noch vor Mitternacht starten KLM und Brüssel-Airline nach Amsterdam und Brüssel. Nach pünktlicher Ankunft am nächsten Morgen (15. Juli) können alle Gäste wie geplant ihre Ausgangs-Flughäfen in Bremen, Nürnberg, Wien und Zürich erreichen, und der endgültigen Heimreise steht nichts im Wege.

Zusammenfassung: Unsere Reise bietet einen umfassenden Einblick in die außergewöhnliche Vogelwelt des Albertine Riftvalleys im Westen und Südwesten Ugandas. Es werden bedeutende Schutzgebiete wie der Lake Mburo-, der Maahinga Gorilla-, der Bwindi-Ruhija- und der auch für seinen Primatenreichtum bekannte Kibale-Nationalpark besucht. Alle Regionen liegen in Höhenlagen zwischen 1.100 und bis 2.600 m NN (Ausnahme Abschluss der Reise). Das Klima in den Bergen ist durchweg kühl (Minimum nachts bei +6-9°C, tags um 20-25 °C; nur an wenigen Tagen in Savannenregionen ist es wärmer). Zum Abschluss der Reise steht ein Besuch in einer neuen Faunenregion im Programm, im gewaltigen Kongobecken, welches im Simliki-Nationalpark (um 700 m NN) zu Füßen der Ruwenzori-Berge beginnt. Zielarten der Reise sind die eindrucksvollen Vogelarten der afrikanischen Bergwelten, darunter vor allem die endemischen Arten des Albertine Riftvalleys, einem Seitenarm des Großen Afrikanischen Grabenbruchs im Westen Ugandas entlang der Grenze zu Ruanda und der DR Kongo. Zwischen 380 und 400 Vogelarten können auf dieser Reise erwartet werden.

Gorilla mit Swarovski-Spektiv. Foto: H. Meyer

Optional bieten wir zudem die Möglichkeit, im Bwindi-Nationalpark am Gorilla-Trekking, einem großartigen Naturerlebnis, teilzunehmen. Bartmeise-Reisen vermittelt die Genehmigungen dazu, die Monate voraus gebucht werden müssen. Diese Rundreise über insgesamt 2.000 Kilometer durch das „Schwarze Herz Afrikas“, abseits von Touristenpfaden, zeigt das Leben der Menschen in Uganda absolut authentisch und bietet bei einem spontanen Besuch in einer Dorfschule (mit Übergabe von mitgebrachten Geschenken) intime Einblicke, die ihresgleichen suchen!

Hartmut Meyer

Titelfoto: Bartmeise-Reisegruppe im Bwindi-Nationalpark. Rechts außen Bartmeise-Reiseleiter und Birdguide Emmy Gongo. Foto: H. Meyer

Stimmen unserer Gäste zu dieser Reise:
„Einfach fantastisch, großartig, mit Erlebnissen, die ich mein Leben lang nie vergessen werde.“ (Carola Seifert, Chemnitz). „Für mich war diese Reise ein herausragendes Erlebnis. Quartiere und Verpflegung waren in Ordnung bis hervorragend, unser Guide sowieso einsame Spitze. Die umsichtige Reisevorbereitung und Leitung gehören positiv erwähnt.“ (Ulrich Lindinger, A-Grünburg).

Reisebericht Armenien: Unterwegs im Kleinen Kaukasus auf der Suche nach dem Kaspikönigshuhn

Reisebericht Armenien: Unterwegs im Kleinen Kaukasus auf der Suche nach dem Kaspikönigshuhn

Reisebericht über die Reise nach Armenien vom 6. bis 18. Mai 2018

Sonntag, 6. Mai 2018: Anreise nach Jerewan
Per Nachtflug mit Austrian Airlines geht es abends von Berlin und Hamburg über Wien in die armenische Hauptstadt nach Jerewan. Ankunft dort um 4.30 Uhr am frühen Morgen. Transfer zum Hotel Stadthotel.

Weißschwanzkiebitz. Foto: Bernd Möckel.

Montag, 7. Mai 2018: An den Aramash-Fischteichen
Nach sehr kurzer Nacht, einem ersten Frühstück und der Begrüßung aller Gäste starten wir mit unserem armenischen Guide Artem an die für ihre reiche Vogelwelt berühmten Armash-Fischteiche. Dort halten wir uns den Rest des Tages auf. Highlight für viele sind die Weißschwanzkiebitze, welche wir in aller Ruhe aus geringer Distanz betrachten können. Eine Vielzahl verschiedener Reiher -und Entenarten können gesehen werden, darunter auch Seltenheiten wie Weißkopf-Ruderente, Moor- und sogar Marmelente. Wir haben zudem noch Glück und können noch etwas vom ausklingenden Heimzug der Limikolen erleben. So sehen wir neben fast ausgefärbten Sichelstrandläufern, Dunklen Wasserläufern und Zwergstrandläufern auch etwa 20 Odinshühnchen. In den trockenen Randbereichen der Fischteiche lassen sich Stummellerchen entdecken. Ein weiteres Highlight für viele sind die schönen Blauwangenspinte, die im Gebiet unterwegs sind. Nach diesen tollen Beobachtungen – und pünktlich vor dem einsetzenden Regen – schließen wir den ersten Beobachtungstag ab, und es geht zurück in unser Hotel nach Jerewan.

Dienstag, 8. Mai: Programmänderung – In Buchenwäldern auf dem Weg nach Dilijan
Im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen in Armenien und damit zu erwartenden Kundgebungen und Feierlichkeiten im Stadtgebiet bestand die Gefahr, dass wir aufgrund von Straßensperrungen die Stadt mit dem Auto nicht mehr verlassen könnten. Diese Umstände haben es nötig gemacht, den gesamten Ablauf der Reise zu ändern. Unsere für diesen Tag geplante Exkursion in die Halbwüsten von Vedi musste daher an das Ende der Tour verschoben werden.

Bartmeise-Gruppe in Armenien, links: Andre Müller, Reiseleiter. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Nach dem Frühstück können wir die Stadt verlassen und fahren direkt in den Norden nach Dilijan. Hinter einer Gebirgskette ändert sich schlagartig die Vegetation: wir finden uns in dichten Buchenwäldern wieder. Dort gelingen wunderbare Beobachtungen von Halbring -und Zwergschnäppern. Der Gesang des Wacholderlaubsängers ist häufig zu hören. Zudem lässt sich ein Gartenrotschwanz des Unterart samamisicus recht schön beobachten. Am Nachmittag besichtigen wir noch die Klosteranlage Haghartsin. Abendessen und Übernachtung im Hotel in Dilijan.

Mittwoch, 9. Mai: Kaukasusbirkhuhn und Armenienmöwen
Nach kurzer Nacht werden wir um 5.00 Uhr von vier Geländefahrzeugen abgeholt, um in höhere Gebirgslagen zu gelangen. Nach langem beschwerlichen Weg, welcher unseren Fahrern Können abverlangt, stoppen wir vor großen Schneefeldern. Zum Glück sind wir schon hoch genug, um nach kurzer Wanderung das ersehnte Kauskasusbirkhuhn gut sehen zu können. Nach weiteren Beobachtungen von Karmingimpel, Bergzilpzalp und Bergpieper geht es zurück zum Hotel. Nach kurzer Erholung Abfahrt Richtung Sewansee. Dort angekommen, haben wir ausgiebig Zeit zum Beobachten. Armeniermöwen in großer Zahl, fast alle möglichen Reiher- und viele Enten- sowie drei Seeschwalbenarten lassen sich beobachten. Kurz vor der Rückfahrt können wir noch einen gemischten Trupp Rot- und Schwarzflügelbrachschwalben entdecken. Anschließend Fahrt zurück zum Hotel in Dilijan.

Rosenstare. Foto: Bernd Möckel.

Donnerstag, 10. Mai (Himmelfahrt): Steinbraunelle am Selim-Pass
Zeitig verlassen wir unser Hotel und fahren in die Gegend um Lichk unweit des Sewansees. In diesem Offenland mit zwei Fischteichen gelingen uns schöne Beobachtungen von Rosenstaren und Schwarzstirnwürgern. Weiter geht die Fahrt zum Selim-Pass. Kurz vor dem Pass machen wir einen Stopp und können Steinrötel und Steinbraunelle entdecken. Anschließend besuchen wir kurz die bekannteste Karawanserei Armeniens. Kurz vor Ankunft in unserer Unterkunft stoppen wir nochmals im Offenland. Dort finden wir Felsenkleiber am Nest, Kappenammer, Chuckarhuhn und Rotstirngirlitz. Als besonderes Highlight des Vogelzuges können wir mehrere Hundert Wespenbussarde bei ihrem Flug in die Brutgebiete beobachten. Danach kurze Fahrt zum Hotel in Yeghegnadzor.

Weißkehlsänger. Foto: Bernd Möckel.

Freitag, 11. Mai: Bei Weißkehlsänger und Rotstirngirlitz
Unsere geplante Exkursion zum Kaspikönigshuhn muss aufgrund des Regens in der Nacht leider ausfallen. Dafür können wir etwas länger schlafen. Nach unserer Abreise auf dem Weg stoppen wir an verschiedenen Stellen. Erneut lässt sich ein großer Trupp ziehender Wespenbussarde entdecken. Nach diesem schönen Vormittag geht es weiter zu einem sicheren Platz für den Weißkehlsänger. Und, wie von unserem Guide – fast – versprochen, gelingen hier auch wunderbare Beobachtungen von dieser nicht häufigen Art. Unser Mittagessen nehmen wir heute in einem Restaurant in einer Höhle ein. Danach besichtigen wir die Klosteranlage in Noravank. Dort lassen sich Steinadler, Rotstirngirlitz und der ersehnte Bartgeier beobachten. Anschließend Fahrt ins Hotel nach Goris. Auf dem Weg dorthin besuchen wir kurz eine Rötelfalken-Kolonie. Übernachtung im Hotel in Goris.

Sonnabend, 12. Mai: Auf dem Weg an den Grenzfluss zum Iran
Unser Weg führt uns weiter Richtung Süden. Zwischendurch haben wir kurze Stopps an interessanten Orten. Von einer schönen Stelle nahe Goris lassen sich Gänsegeier in den Felsen beobachten. Zusätzlich können wir noch einen Steinkauz und Wanderfalken entdecken. Kurz vor Ankunft in unserem Hotel in Meghri machen wir einen ersten Stopp am Araks River. Unsere Anwesenheit und das Beobachten am Grenzfluss zum Iran bleibt von den Grenzsoldaten nicht unbemerkt. So müssen wir eine kurze, aber harmlose Kontrolle über uns ergehen lassen. Ankunft am Abend in Mehgri an der iranischen Grenze. Wir haben damit den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Unsere Gastgeberin serviert uns ein besonders üppiges und leckeres Abendessen.

Alpenkrähen. Foto: Bernd Möckel.

Sonntag, 13. Mai: Beim Halsbandfrankolin am Araks-Fluss
Vor dem Frühstück fahren wir, begleitet von armenischen Rangern, zum Araks-Fluss. Dieser bildet die Grenze zum Iran und beherbergt das einzige Vorkommen des Halsbandfrankolin in Armenien. Bestens lässt sich ein Vogel auf einem kleinen Hügel jenseits des Flusses beim Rufen beobachten. Die Obstplantagen entlang des Flusses sind voll mit Karmingimpeln und Rosenstaren. Hier bekommen wird die ersten Kirschen zum Kosten angeboten. Gegen 8.00 Uhr geht es zurück zur Unterkunft, wo wir unser Frühstück einnehmen. Anschließend fahren wir in eine Schlucht, wo wir Dornspötter, Felsenkleiber, Nachtigallengrasmücke und Kurzfangsperber sehen können. Eine Wanderung in einer anderen Schlucht wird leider durch einen Regenschauer unterbrochen und zwingt uns zur Pause in einem Café. Nach dem Regen erneut kurze Wanderung am Araks-Fluß. Dort können wir noch Blauracken und Alpenkrähen betrachten. Erneut fliegt ein Bartgeier über uns hinweg. Anschließend Rückfahrt nach Mehgri.

Montag, 14. Mai: Reisetag nach Norden mit Zwergohreulen
Unser Weg führt uns nun wieder zurück nach Norden. Wir fahren über den Vorotan-Pass und machen später einen kurzen Stopp in der Agrarlandschaft. Dort gelingt eine überraschend schöne Beobachtung einer Sumpfohreule. Später Ankunft in Yeghegnadzor. In diesem kleinen Feriendorf in schöner Lage lassen sich Zwergohreulen frei auf Leitungen sitzend beobachten.

Also, der Bär war mindestens sooo groß … Lunch-Diskussionen. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Dienstag, 15. Mai: Highlight Kaspikönigshuhn und ein Bär …
Heute Morgen macht uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung, und so wir können mit vier Jeeps die Fahrt ins Habitat des Kaspikönigshuhn wagen. Dort angekommen passiert lange Zeit erst einmal gar nichts. Irgendwann werden aus großer Ferne zwei Hühner am gegenüberliegenden Felsmassiv entdeckt. Die Beobachtung eines Bären zwischenzeitlich ist für alle eine große Freude! Kurz vor dem Rückweg haben wir dann doch noch Glück: Ein Kaspikönigshuhn beginnt zu rufen und lässt sich aus einer guten Entfernung beobachten. Zudem lässt überraschenderweise ein Ziegenmelker kurz seinen Gesang hören. Danach fahren wir zufrieden zurück zur Unterkunft. Nach einer kurzen Erholungspause geht es weiter Richtung Norden in die Aragatberge. Auf dem Weg halten wir nochmals am Kloster Khor Virab. Der vorgelagerte Fiedhof mit seinen vielen kleinen Zäunen scheint dem Optimalhabitat des Heckensängers zu entsprechen, welcher hier in sehr großer Dichte vorkommt. Anschließend Weiterfahrt zum Hotel am Aragat.

Mittwoch, 16. Mai: In den Bergen bei Steinbraunelle, Steinrötel und Weißkehlsänger
Nach einem entspannten Morgen, den jeder für sich in der attraktiven Umgebung des Hotels nutzen kann, fahren wir nicht weit bergauf. An einer markanten Stelle stoppen wir für eine Weile. Gut beobachten lassen sich dort unter anderem Steinbraunelle, Blaumerle, Ortolan, Steinrötel und Weißkehlsänger. Weiter geht der Weg bis zu einer Bergstation unterhalb des Gipfels auf ca. 3100m NN. Dort, und auf dem Weg dorthin, sehen wir Ohrenlerchen, Alpenbraunellen, Berghänflinge und Blaukehlchen. Mit vielen tollen Eindrücken dieser Gebirgslandschaften geht die Fahrt zurück ins hektische Jerewan. Am Abend besichtigen wir noch die Teppichmanufaktur Megerian Carpet. Danach essen im Restaurant zu Abend.

Heckensänger. Foto: Bernd Möckel.

Donnerstag, 17. Mai: Dornspötter und Felsensteinschmätzer in den Halbwüsten bei Vedi
Unseren letzten Beobachtungstag, der eigentlich der zweite gewesen wäre, verbringen wir in den Halbwüsten bei Vedi. Neben zahlreichen Isabellsteinschmätzern, welche uns mit ihrem äußerst variablen Gesang beeindrucken, können Felsensteinschmätzer und Dornspötter beobachtet werden. An Steilwänden befinden sich großen Kolonien von Steinsperlingen. Schmutz- und Gänsegeier gleiten über uns hinweg. Vom Steinortolan, welchen wir dort finden wollten, ist leider nichts zu sehen. Gegen Nachmittag fahren wir zurück ins Hotel nach Jerewan.

Nach dem letzten Abendessen und dem Abschlussabend endet diese Reise mit Eindrücken und Beobachtungen, die den meisten in hoffentlich schöner Erinnerung bleiben werden.

Freitag, 18. Mai: Heimreise mit Hindernissen …
Zeitig in der Nacht verlassen wir unser Hotel, denn bereits um 4.30 Uhr soll unser Rückflug von Jerewan zuerst nach Wien, von dort weiter zu diverseren innerdeutschen Flughäfen starten. Leider allerdings schon mit Verspätung, sodass in Wien die Anschlüsse nicht mehr funktionieren. Den ganzen Tag legt eine technische Störung (wie wir später erfahren des unterirdischen Tanksystems für die Flugzeuge) den Flughafen Schwechat lahm, in dessen Folge es zu stundenlangen Verspätungen und vielen Flugausfällen kommt. Müde, teilweise nach langen Wartezeiten, erreichen die letzten Gäste erst am späten Nachmittag ihre Ausgangsflughäfen in Deutschland.

Schwarzflügelbrachschwalbe. Foto: Bernd Möckel.

Zusammenfassung: Mit über 220 gesehenen Vogelarten ist unsere diesjährige Reisegruppe nach 11 Tagen aus dem Kleinen Kaukasus zurückgekehrt. Die 14 Teilnehmer konnten während der Reise die verschiedenen Landschaften Armeniens von Nord nach Süd intensiv kennenlernen. Dabei wurde eine Vielzahl der Charakterarten aus verschiedenen Habitaten gesehen. Unsere Reise startete in einem der bedeutendsten Feuchtgebiete Armeniens, den Armash-Fischteichen, wo eine Vielzahl Wasservögel inclusive Marmelente und Weißkopf-Ruderente beobachtet werden konnten. Weiter ging es über den Norden Armeniens mit Arten wie Wacholderlaubsänger, Zwerg- und Halbringschnäpper in den üppigen Bergmischwäldern, über den Sevansee mit den Armeniermöwen bis in den trockenen Süden an die iranische Grenze. Bei ausgiebigen Beobachtungstouren gelang es, Arten wie Weißkehlsänger, Heckensänger, Kurzfangsperber, Rotstirngirlitz und Tamariskengrasmücke zu entdecken.

Unterwegs in den Bergen. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Highlight der Reise waren unter anderen zwei sehr zeitige Exkursionen ins Hochgebirge, die die Beobachtung von Kauskasus-Birkhuhn und Kaspi-Königshuhn erbrachten. Gegen Ende der Reise rundeten die Aragat-Berge mit Arten wie Ohrenlerche, Berghämpfling und Alpenbraunelle das Artenspektrum ab. Den meisten Reisegästen werden sicherlich die großen Trupps von mehreren Hundert ziehenden Wespenbusssarden sowie die regelrecht häufig gesehenen Bartgeier in guter Erinnerung bleiben. Das reichhaltige traditionelle Essen, die Gastfreundschaft der Armenier, die Besichtigung Jahrhunderte alter Kirchen und eine ungewöhnliche Vielfalt an Orchideen in höheren Lagen bestimmen den positiven Gesamteindruck vom Land Armenien.

Andre Müller, Bartmeise-Reiseleiter, und unser armenischer Birdguide Artem. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Wir danken erneut unseren armenischen Partnern für die zuverlässige Ausführung auch dieser Reise. Herrn Bernd Möckel gilt unser Dank für die wunderbaren Aufnahmen von Vogelarten dieser Reise, die zur Bebilderung dieses Reiseberichtes verwendet werden dürfen. Dr. Torsten Langgemach stellte freundlicherweise Gruppenaufnahmen zur Verfügung.

Andre Müller (Reiseleiter)

Startfoto: Bartmeise-Reisegruppe Armenien 2018 im Kleinen Kaukasus. Foto: Andre Müller

 

Doppelschnepfenbalz, Lasurmeise und Terekwasserläufer am Brutplatz in den weißrussischen Sümpfen

Doppelschnepfenbalz, Lasurmeise und Terekwasserläufer am Brutplatz in den weißrussischen Sümpfen

Lasurmeise. Foto: P. Simeonov.

Am Pfingstsonntag (20.05.2018) kehrte unsere diesjährige Reisegruppe aus den weißrussischen Pripjat-Sümpfen zurück. Die zehn Teilnehmer in diesem Jahr kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unsere Reise startete fulminant mit Seggenrohrsänger und Bartkauz in der Nähe von Bereza, gefolgt von Lasurmeise nahe Liaskavicy und endete mit der spektakulären Doppelschnepfenbalz in den Feuchtwiesen von Turov. Die Gruppe konnte alle Zielarten und insgesamt 163 Arten beobachten, wie zum Beispiel Terekwässerlaufer, Weißrückenspecht, Zwergschnäpper und viele weitere. Für die meisten Gäste waren die genannten Vogelarten neu, insbesondere die Lasurmeise am Brutplatz in einem Stromkasten sorgte für Begeisterung. Ein weiterer Höhepunkt war die Balz der Doppelschnepfe an einem Balzplatz, der von mindestens 20 Männchen besetzt war.

Diese Reise findet im Jahr 2020 (2019 nicht!) erneut statt.

Martin Winter

Startfoto: Gruppe bei der Doppelschnepfenbalz am 18.05.2018. Foto: M. Winter

Terekwasserläufer: Foto: P. Simeonov.

„Wilder Balkan“: Bartmeise-Reisegruppe von Brutvogelwelt am und um den Kerkinisee begeistert

„Wilder Balkan“: Bartmeise-Reisegruppe von Brutvogelwelt am und um den Kerkinisee begeistert

Bootstour im “schwimmenden Wald” vor der Traumkulisse des Balkan-Gebirges. Foto: H. Meyer

Mit einer „vollen“ Artenliste von (ca.) 163 Vogelarten sozusagen von Austernfischer bis Zwergohreule, kehrte die Bartmeise-Reisegruppe Kerkinisee am 18.05.2018 sehr zufrieden aus der griechischen Provinz Makedonien pünktlich vor Pfingsten nach Hause zurück. Der Kerkinisee präsentierte sich auch im Monat Mai von seiner schönsten Seite: Krauskopfpelikane am Brutplatz, besetzten Reiherkolonien im „Schwimmenden Wald“ wie immer bei einer Bootstour, allen Sumpfseeschwalben-Arten und mit mediterranen Brutvögeln in reicher Auswahl von Bienenfresser über Maskenwürger bis zum Olivenspötter. Blauracken konnten am Brutplatz (schon mit Futter für die Jungen!) beobachtet werden, Kurzfangensperber und Schreiadler bei der Balz. Die in diesem Jahr zeitig reifen, sehr köstlichen Maulbeeren lockten auch schon Rosenstare an den See, über die sich alle Reiseteilnehmer freuen konnten. Wie üblich führte eine Tagestour auch etwas weiter an die Küste bei Thessaloniki, wo neben Triel und Rotflügelbrachschwalbe u.a. auch Seeregenpfeifer und Spornkiebitz (am westlichsten griechischen Vorkommen überhaupt) gesehen und fotografiert werden konnten, letztere sogar mit Jungvögeln.

Den gelungenen Rahmen für den Aufenthalt bot wieder unser schönes Hotel am See, das von unseren Reisegruppen bereits seit Jahren genutzt wird. Gelobt wurde wieder die üppige Verpflegung zur Reise, die neben dem Frühstück im Hotel und einem reichhaltigem Lunch-Pack für unterwegs am Abend in den umliegenden Restaurants zum Dinner viele lokale Salate der Saison unlimitiert zur Auswahl für jeden Reisegast sowie Hauptspeise und Dessert im Vollpensionspreis bot.

„Wieder zu Hause. Tolle Reise mit einer tollen Truppe. Der Kerkinisee ist ein Paradies für Birdwatching. 163 Vogelarten haben wir gesehen. Das spricht für sich. Bartmeise-Reisen kann man nur empfehlen. Eine rundum zufriedenstellende Reise.“ schreibt Teilnehmer Michael Franke (Dresden) auf seiner Facebook-Seite zur Reise.

Abendessen im Restaurant. Leckere griechische Speisen der Saison in reicher Auswahl. Unter Hotellier und Birdguide Nikos (li.) hat wie immer hervorragende Arbeit für die Gruppe geleistet. Foto: H. Meyer

Unsere nächste Tour zu diesem in jeder Jahreszeit absolut lohnenden Hotspot der europäischen Vogelwelt findet zum Herbstzug, vom 15. bis zum 21. Oktober 2018, statt. Die Reiseleitung dieser Gruppe übernimmt dann der griechisch-deutsche Künstler und Vogelmaler (Bildautor des „ADEBAR“-Atlas – Atlas Deutscher Brutvogelarten), Paschalis Dougalis (München). Noch sind einige Plätze auf dieser Kurzreise (in den sächsischen Herbstferien) buchbar. Für junge Gäste (Kinder, Jugendliche bis hin zu wirtschaftlich Unselbstständigen) sind Sonderkonditionen möglich (bitte erfragen; Kinder/Jugendliche immer in Begleitung eines normal zahlenden Erwachsenen). Anfragen dazu an: info@bartmeise.de.

Hartmut Meyer

Seltene Vögel, Ameisenbär und Mähnenwolf in der endlosen Steppe von Minas Gerais

Seltene Vögel, Ameisenbär und Mähnenwolf in der endlosen Steppe von Minas Gerais

Reisebericht Brasilien/Cerrado, 4. bis 17. Oktober 2017

Endemit – Kobaltämmerling: Foto: A. Eisen Rupp.

Mittwoch/Donnerstag, 4./5. Oktober 2017: Reise nach Minas Gerais
Am Nachmittag trifft sich die Bartmeise-Entdecker-Gruppe auf dem Flughafen Berlin-Tegel, um mit Air France über Paris in den brasilianischen Bundestaat Minas Gerais zu reisen. Kurz vor Mitternacht starten ab Paris Charles de Gaulle die Fernflüge nach Rio de Janeiro bzw. nach Sao Paulo. Beide AF-Maschinen mit unseren Gästen landen pünktlich am Morgen des 5. Oktober nach knapp 11 Stunden  in den brasilianischen Metropolen. Die Gäste über Rio de Janeiro treffen am Vormittag unseren Birdguide Adrian Eisen Rupp. Gemeinsam mit ihm geht es in einem kurzen Flug mit der GOL weiter zum Zielort Belo Horizonte. In den für die Fußball-WM 2014 neu gebauten Flughafen übernehmen wir unsere beiden Mietwagen und starten zügig unsere Fahrt zum ‚Serra da Cipo‘-Nationalpark, der ersten Station dieser Reise. Die Strecke bis in den Ort Santana de Riacho ist nur rund 75 km lang, und so können wir unterwegs noch ein gutes Mittagesse mit typischen und landesweit bekannten und beliebten Speisen aus dem Bundesstaat Minas Gerais genießen. Gegen 15.00 Uhr erreichen wir unsere schöne Logde und checken in die Zimmer ein. Wir nutzen die restlichen beiden Stunden Tageslicht und schauen uns im Ort nach ersten Vogelarten um. In fruchtenden Bäumen können wir allein schon vier Papageienarten entdecken. Gruppen der kleinen Blue-winged Parrots (Blauflügel-Sperlingspapagei) und die für die Steppe typischen Yellow-chevroned Parakett (Gelbflügelsittich) lärmen in den Bäumen. White-eyed Parakett (Pavuasittich) und die großen Scaly-headed Parrot (Maximilianpapagei) gesellen sich dazu. Ein Vertreter aus der Familie der Sperlingskäuze, Ferruginous Pygmy-owl (Brasilzwergkauz) hat am Straßenrand in einem Baum eine Höhle bezogen und lässt sich aus wenigen Metern Distanz gut beobachten. Wir unternehmen noch eine kurze Erkundungsfahrt in das Hochland (ca. 1.300 mNN) mit Blick auf die scheinbar endlosen Steinsteppen. Hier suchen wir nach dem Höhepunkt des Nachmittags, dem endemischen (oder fast – unklar?) Blue Finch (Kobaltämmerling), einem der seltensten Vögel der Cerrado. Wir haben Glück! Die Art finden wir unweit der Straße im schütteren Gebüsch, wo sie sich ausgiebig betrachten (und fotografieren) lässt. Wir genießen hier einen tollen Sonnenuntergang, bevor wir zum Abendessen eilen und danach übermüdet nach mehr als 24 Stunden Reise- und Aktivitätszeit in die Betten sinken.

Freitag, 6. Oktober: Unterwegs im ‚Serra da Cipo‘-Nationalpark und in der Hochland-Steinsteppe
Nach dem Frühstück um 6.00 Uhr beginnen wir mit einer Exkursion in den ‚Cerra da Cipo‘-Nationalpark, der direkt am Ortsrand beginnt. Der Nationalpark mit seinen rund 33.000 ha ist für brasilianische Verhältnisse zwar klein, beherbergt aber eine Fülle von typischen Vogelarten der brasilianischen Steppe. Hier im Tal nahe dem Cipo-Fluss kommt man sich eher „afrikanisch“ als „südamerikanisch“ vor, da die Steppe locker bewaldet ist und mit ihren Dornbüschen an Ostafrika erinnert. Morgens liegen die Temperaturen hier bei angenehmen 15-17°C, in der Mittagszeit steigen diese auf 28-30°C an. Wir wandern ca. drei Kilometer in die Baumsteppe hinein und entdecken rund 70 Vogelarten, darunter typische Arten dieser trockenen Lebensräume wie die zahlreich vertretenen Flycatcher (Tyrannen). Wir finden Plain-crested Elaenia (Braunscheitel-Olivtyrann; near endemic), Highland- und Yellow-bellied Elaenia (Olivkopfelaenia, Gelbbauch-Olivtyrann), White-rumped Monjita (Weißbinden-Nonnentyrann), Streamer-tailed Tyrant (Kehlband-Schleppentyrann) und auch einen Zwerg aus dieser Gruppe, Mouse-colored Tyrannulet (Graubraun-Kleintyrann). Wir freuen uns, zwei weitere Endemiten beobachten zu können: Cinnamon Tananger (Gimpeltangare) und Grey-eyed Greenlet (Grauaugenvireo). Typisch für die Trockensteppe sind auch Arten wie Firewood-gatherer (Weikehl-) und Rufous fronted Thornbird (Rotstirn-Bündelnister), deren typische ‚Reisighaufen‘-Nester in den Bäumen nicht zu übersehen sind.

nicht selten, aber nur in speziellen Lebensräumen zu finden, die attraktive Helmpipra. Foto: A. Eisen Rupp.

Zum ‚Vogel des Vormittags‘ wählen wir aber einstimmig den wunderbar schwarz-roten gefärbten, mit einer über den Schnabel nach vorn stehenden Federhaube geschmückten Helmeted Manakin (Helmpipra). Die Art ist zwar recht verbreitet, aber dennoch nur in bestimmten Lebensräumen zu finden. Der Vogel zeigt sich überhaupt nicht scheu, und so kommen auch alle Fotofragen auf ihre Kosten. Nach der Mittagspause verbringen wir die restlichen Stunden Tageslicht im Hochland, in der Steinsteppe (bis 1.600 mNN) außerhalb des Nationalparks. Hier in der fast baumlosen Landschaft suchen wir nach typischen Vertretern dieser speziellen Vogelwelt. Wir finden nahe der Statue „Juquinha da Serra“ weitere Bewohner des Graslandes z.B. Helmayr’s Pipit (Hellmayrpieper), Striped-tailed Yellow-finch (Zitronengelbammer) und Wegde-tailed Grass-finch (Keilschwanzammer). Wahrscheinlich beobachten wir einen Bicolored Hawk (Zweifarbsperber) bei der Vogeljagd im Gebüsch. Und im Sonnenuntergang, der hier auf der Südhalbkugel in dieser Jahreszeit schon vor 18.00 Uhr beginnt, schauen wir den großen White-Collard Swifts (Halsbandsegler) bei der Insektenjagd zu. Die aus der Ferne erklingenden Rufe der Red-legged Serima (Rotfußserima) beenden unseren Beobachtungstag.

Faszinierende Landschaft in der ‘Cerra da Cipo’. Foto: H. Meyer

Sonnabend, 7. Oktober: Unterwegs zu den meist gesuchten Endemiten der Steppe
Heute erwartet und ein ganz besonders spannender Tag in wieder einer anderen, sehr markanten Region der ‚Cerra da Cipo‘, in der vier der seltensten brasilianischen Vögel (Endemiten der Cerra) leben. Wir fahren nach dem Frühstück rund 40 km bis in ein verschlafenes Örtchen in den Bergen „Alto di Palaciao“ gelegen. Hier im Hinterland der ‚Mata Atlantica‘ beobachten wir am Rande eines weiteren Tales staunend ein tolles Wetterphänomen: gewaltige Regenwolken vom Atlantik stauen sich an Tepui-artigen Bergen auf und stürzen fast senkrecht nach unten. Ein atemberaubender Anblick.
So wie Ornithologen aus aller Welt wollen wir die seltensten brasilianischen Vogelarten sehen, die nur hier im Bundesstaat Minas Gerais zu finden sind: Cipo Canastero und Cipo Cincloides. Zuerst müssen wir aber einige Kilometer auf abenteuerlicher Straße und eine für PKWs nicht unkritische Wasserfurt bestehen, um den Ausgangspunkt für unseren ca. 6 Kilometer langen Fußmarsch (hin/zurück) zu erreichen. Die Sonne scheint erbarmungslos, doch ein kalter, stürmischer Nordwest-Wind pfeift durch das Tal. Er nimmt alle Stimmen mit sich, und wir befürchten schon, die Zielarten des Tages nicht finden zu können. Wir wandern bergan in die beeindruckende Steinsteppe. Nur das Heulen des Windes begleitet uns, die Tierwelt schein sich zu verstecken. In dieser südamerikanischen Wildwest-Kulisse, in der man gedanklich hinter jedem Felsen klassische Gauchos zu Pferde erwartet, kommen uns – was für eine Enttäuschung – Mountain-Biker auf modernen Drahteseln entgegen … Doch dann findet ein Reisegast ein Hufeisen und wirft es hinter sich, da es altem Brauch gemäß Glück bringen soll. Und tatsächlich, das Blatt wendet sich bald. Wir erreichen im oberen Talbereich die Schattenseite des Windes, und plötzlich ist wieder Vogelleben zu verzeichnen. Es dauert auch nicht lange und unser kenntnisreicher Birdguide Adrian hört von weiter oben aus den Felsen die Gesänge der gesuchten Endemiten Cipo Canastero (Minas Gerais-Canastero) und auch gleich Cipo Cincloides (Cipouferwipper). Und wir entdecken hier auch noch die brasilianischen Endemiten Grey-backed Tachuri (Graunacken-Grastyrann) und Pale-throated Pampa-finch (Langschwanzammer). Was für ein toller Moment: vier der seltensten brasilianischen Vögel am gleichen Ort beobachten (und fotografieren) zu können! Wir genießen das ungewöhnliche ornithologische Erlebnis und lassen uns vom Aasgeruch einer toten Kuh, die hier auf ihre „Verwerter“, die Geier wartet, auch nicht stören.

Endemit der Steppe, der Grünmaskenkolibri. Foto: A. Eisen Rupp.

Voller Glücksgefühle treten wir den Rückweg an und haben trotz Temperaturen von um die 30°C nochmals Glück. An kleinen, unscheinbaren Blüten entdecken wir einen endemischen, dazu sehr seltenen Kolibri, den es auch nur im Hochland der brasilianischen Serra gibt: Hyacinth Visorbearer (Grünmaskenkolibri). Weiter unten im Tal finden wir noch zwei andere seltene und bedrohte (‚near endemic‘) Tangarenarten ebenfalls aus dem Serra-Biom: Withe-rumped Tanager (Weißbürzeltangare) und Black-throated Saltator (Schwarzhalssaltator). Dieser Tag war für alle ein Volltreffer! Jetzt ist aber ein später Mittagslunch fällig. Wir fahren in den kleinen Ort, der mit seinen unbefestigten Straßen und schiefen Häusern eine Vorstellung von Brasilien vor 100 Jahren liefert, und genießen in einer urigen Dorfkneipe mit Kassenhäuschen und Uralt-Interieur Hühnchen und Chips, typisch brasilianisches Local-food. Dann schauen wir uns noch am nahen See um, entdecken die eine oder andere Wasservogelart, die auf unserer Reise in die trockene Steppe eine Ausnahme darstellt. Rückfahrt und Übernachtung im Hotel.

Sonntag, 8. Oktober: Weiterreise in den ‘Serra da Canastra’-Nationalpark
Zum Frühstück um 6.00 Uhr in der Pousada kommt ein Reisegast aus dem Fenster seines Zimmers im Erdgeschoss geklettert, weil sich das Türschloss nicht mehr öffnen lässt … was aber die Freude auf das gute Frühstück nun überhaupt nicht trübt. Dann packen wir unsere Sachen in die Autos und starten unseren langen Reisetag über 460 km. Bevor wir jedoch auf die Autobahn Richtung Belo Horizonte abbiegen, halten wir in einem kleinen bewaldeten Tal an. Hier suchen wir nach einem weiteren Endemiten, dem Silvery-cheeked Antshrike (Silberwangen-Ameisenwürger). Das hübsche Vögelchen hat förmlich auf uns gewartet, sitzt im offenen Gebüsch und singt. Curl-rested Jays (Krauskopf-Blauraben) fliegen durch die Bäume, und eine neue Kolibriart, Sapphire-spangled Emerald (Saphiramazilie), lässt sich auch entdecken. Ein wirklich schöner Abschied vom ‚Cerra do Cipo‘-Nationalpark, seiner beeindrucken Landschaft und eindrucksvollen, seltenen Vogelwelt!
Auf der Fahrt nach Nordwesten sehen wir immer wieder Serimas in der Landschaft, und aus den Bäumen am Straßenrand leuchten oft die farbenprächtigen Toco Toucane (Riesentukan), auch ein typischer Vogel der Trockensteppe. Unsere Fahrt auf der Autobahn bzw. auf Autobahn ähnlichen Straßen verläuft zügig, und so erreichen wir (Mittagsrast eingeschlossen) bereits am frühen Nachmittag die Region um den ‚Serra da Canasta‘-Nationalpark im Gebiet Sao Roque de Minas. Um aber dorthin zu gelangen, müssen wir noch 45 km Staubpiste, die von Mensch und Material alles abverlangt, bestehen. Gegen 16.00 Uhr treffen wir eingestaubt von der roten Erde und durchgeschüttelt von der Piste im Hotel ein. Zum Glück wartet hier ein schöner Pool, der die Strapazen der Fahrt vergessen lässt.

Selten und bedroht: Hahnenschwanztyrann. Foto: A. Eisen Rupp.

Montag, 9. Oktober: Ameisenbär und Mähnenwolf im ‚Serra da Canastra‘-Nationalpark
Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr, das Frühstück wartet um 5.00 Uhr, und unser offener Landrover, der uns heute im 133.000 ha großen Park zur Verfügung steht, ist für 5:30 Uhr bestellt. Es ist wieder kühl am Morgen, nur um die 15°C, und der Fahrtwind im offenen Fahrzeug lässt jetzt alles noch kälter erscheinen, auch wenn mittags bis 32°C erwartet werden. Ein voller Beobachtungstag über 13 Stunden steht heute im Programm. Auch in diesem Steppengebiet warten mind. sechs Endemiten auf unsere Entdeckung. Dazu kommen weitere seltene und stark bedrohte Vogelarten, da Landschafts- und Klimawandel leider auch vor den südamerikanischen Steppen nicht Halt machen.

Noch vor Erreichen des Parkeingangs sehen wir eine endemische Papageienart, Golden-capped Parakeet (Goldkopfsittich), der uns auch im Nationalpark begleiten wird. Außerdem entdecken wir den ursprünglich nach dem berühmten Leipziger Ornithologen und Brasilien-Forscher des 19. Jahrhundert, Prof. Dr. Helmut Sick, benannten Segler Sick’s Swift (der neu als Grauschwanzsegler benannt wurde). Wir fahren langsam einem Hauptweg im Kammbereich der Steppe (um 1.350 mNN) entlang und erfreuen uns immer wieder am hier recht häufigen Cock-tailed Tyrant (Hahnenschwanztyrann). Die Männchen dieser ansonsten seltenen und bedrohten Steppenvogelart sind jetzt im brasilianischen Frühling im Brutkleid, und die Schmuckfedern des Schwanzes lassen diese beim Fliegen wie das Höhenruder eines Flugzeuges erscheinen. Auch der ebenfalls seltene Sharp-tailed Tyrant (Spitzschwanz-Grastyrann) lässt sich beobachten und fotografieren. Im Laufe des Tages können wir in der kargen Landschaft viele weitere interessante Vogelarten, Zielarten der Reise für dieses Gebiet, finden. Es gelingt sogar, den endemischen Brasilia Tabaculo (Brasielentapaculo) zu sehen und zu fotografieren. Weitere Endemiten der Cerrado wie White-banded Tanager (Flügelbindentangare), Black-masked Finch (Schwarzkopftangare) und den nur hier vorkommenden Chapada Flycatcher (Chapadatyrann) bekommen wir vor die Ferngläser (und Fotolinsen). Wir beobachten auch den seltenen Segde Wren (Graszaunkönig) und Campo Minor (Camposerdhacker), ‚near endemic‘ mit unklarer Verbreitung, ein absolutes Highlight der Vogelwelt des Gebietes.

Königsgeier. Foto: A. Eisen Rupp.

Zur Mittagsrast erreichen wir den ersten großen Wasserfall am bekannten San Francisco-Fluss, der hier im Gebiet seine Quelle hat. Der Wasserfall stürzt über 180 Meter über Felskaskaden hinunter in ein tiefes Tal. An einem Felsvorsprung beobachten wir kreisende Geier und entdecken den beeindruckenden King Vulture (Königsgeier), den wir im Aufwind sowohl von unten als auch in der Draufsicht sehen können. Am späten Nachmittag lassen sich dann endlich auch die berühmten Symbol-Tiere der südamerikanischen Steppe finden. Zuerst sehen wir weiter im Grasland von uns einen Ameisenbär, dann finden wir immer mehr, vielleicht 10 bis 12 verschiedene Individuen. Einige sind ganz nah am Weg aktiv und lassen sich gut fotografieren. Die Dämmerung zieht bereits auf, als wir auf der Rückfahrt wieder an der Quelle des San Francisco-Flusses stoppen. Und da ist er endlich! Ein Mähnenwolf tritt aus der Deckung und trottet langsam weiter. Der südamerikanische Wolf lässt sich eine Weile betrachten, ehe er in der Steppe unsichtbar wird. Ein tolles Naturerlebnis! Hoch zufrieden mit der Beobachtungsausbeute des Tages – wir haben alles gesehen, was hier möglich war und erwartet werden konnte – treten wir die Rückfahrt an. Mehr als 100 Kilometer (2x ca. 50km) waren wir heute in diesem riesigen Steppengebiet unterwegs. Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Hotel. Die Dusche färbt sich rot vom Staub der Steppe, auch die ehemals weißen Handtücher bleiben nicht verschont. Nach dem Abendessen im Restaurant singen uns die Zikaden in den Schlaf …

Mehr vom Mähnenwolf in der Fortsetzung … 

Mähnenwolf. Repro aus Video.

 

Hartmut Meyer

Vogelwelt, Landschaft und Menschen der afro-alpinen Bergwelt Äthiopiens

Vogelwelt, Landschaft und Menschen der afro-alpinen Bergwelt Äthiopiens

Unterwegs in den Bale-Mountains. Foto: K. Gedeon.

Unter Leitung von Äthiopien-Experte Dr. Kai Gedeon reiste im Januar 2018 erneut eine Bartmeise-Reisegruppe durch die berühmten Bale-Mountains Äthiopiens, dem weltweit größten afro-alpinen Schutzgebiet. Auch ein Besuch auf dem Tulu Dimtu, mit 4377 mNN der zweithöchste Berg in Äthiopien, stand im Programm. Zu den weiteren Höhepunkten dieser Reise zählten u.a. das Sanetti Plateau mit Harenna Forest, Liben Plain, der Awash Nationalpark mit den Awash-Wasserfällen und dem Awash See, der Abijata-Shala- und der Borana Nationalpark. Unterwegs konnten die wichtigen endemischen Vogelarten Äthiopiens wie z.B. Blauflügelgans, Strichelstirnkiebitz, Erzrabe, Mönchspirol, Singtimalie usw. beobachtet werden. In den Savannengebieten mit seiner einzigartigen Vogelwelt wurden Schwarzstirnfrankolin, Stresemannhäher, Weißschwanzschwalbe und Libenlerche gesucht.

Dank der auch umfangreichen völkerkundlichen Kenntnisse von Reiseleiter Dr. Kai Gedeon konnten die Reisegäste auch einen intensiven und nachdrücklichen Einblick in die unbekannte Kultur Äthiopiens und seiner Bevölkerung erhalten.

Unsere nächste Reise nach Äthiopien findet 2019 statt (Reiseankündigung in Kürze).

Hartmut Meyer

Titelfoto: Bartmeise-Reisegruppe an den Awash-Wasserfällen. Foto: K. Gedeon

Stimmen unserer Reisegäste zu dieser Reise: 

„Aus meiner Sicht ist besonders hervorzuheben, dass die Reise nicht nur gut organisiert sondern auch authentisch war, das heißt keine Luxuslodges in Alleinlage sondern mitten drin in den Orten, im afrikanischen Alltag. Kai Gedeon hat uns mit seiner langjährigen Landeskenntnis nicht nur die außergewöhnliche Vogelwelt nahegebracht sondern auch einen ersten Einblick in die Kultur und Lebenswirklichkeit … Als Fazit war es aber eine außergewöhnliche Reise fernab des Tourismus. Dank nochmals an Kai  Gedeon… Claudia Leitz“

„Die Tour ist in wenigen Worten zusammenzufassen: Sie war einfach toll. Es lag zum einem an unserem Reiseleiter Kai Gedeon, der nicht nur durch kompetentes Fachwissen sondern auch durch seine ausgesprochene Fürsorge zum Gelingen der Tour wesentlich beigetragen hat. Mir … hat es besonders gefallen, dass Kai immer die Nähe der Bevölkerung gesucht hat und uns so Land und Leute nähergebracht hat. Es war eine Tour, die ich nicht missen möchte und am liebsten sofort wiederholen würde … Dr. Bernd-Rüdiger Mund“

Wir hatten eine sehr schöne Äthiopienreise, leider zu kurz. Wir haben eindrucksvolle Landschaften und viele interessante Vogel- und andere Tierbeobachtungen erlebt. Dank Dr. Kai Gedeon konnten wir uns gut in der Bevölkerung bewegen und hatten engen Kontakt zu den freundlichen Menschen des Landes, sei es beim Besuch von Dörfern, Märkten oder beim alltäglichen Kaffeetrinken. Kai ist ein hervorragender Reiseleiter, der uns viel über die Natur und das Land erzählen konnte. Auch die Organisation der Tour war sehr gut. Die Fahrer waren zuverlässig und hilfsbereit. Ein Fahrzeug war leider mangelhaft … Dr. Max Schulz“

„Um es vorweg zu nehmen: Ich bin restlos begeistert! Meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht erfüllt bzw. übertroffen. Kai Gedeon hat uns dank seiner exzellenten Kenntnisse das Land von sehr vielen Seiten nahe gebracht …   Auch war die Mischung aus Vogelbeobachtung, Naturerleben und dem Kennenlernen von Land und Leuten für mich absolut gelungen … Ich bedanke mich ganz herzlich für diese ungewöhnliche und großartige Reise! Insbesondere natürlich bei Dr. Kai Kai, ohne den diese Reise nicht hätte annähernd so eindrucksvoll sein können … Claudia Ruhnke“

„Auf dieser Reise war es der spezielle Hintergrund von Dr. Kai Gedeon, von dem wir sehr profitiert haben und der die Reise zusätzlich reich gemacht hat. Wir haben viel über das Land erfahren, und durch seine persönlichen Beziehungen zu den Borana Einblicke gewinnen können, die ohne ihn nicht möglich gewesen wären … Jedenfalls: wir fanden die Mischung aus Vogelkunde und Landeskunde sehr gut. Auch jetzt … sind die Erinnerungen an die Reise immer noch sehr lebendig … Dr. Gisela und Dr. Stefan Reichmuth“

Nepal-Reise mit Ibisschnabel und Igeldrossling erfolgreich beendet

Nepal-Reise mit Ibisschnabel und Igeldrossling erfolgreich beendet

Saruskraniche bei der Balz. Foto: Som Gharti Chhetri.

Mit knapp 360 Vogelarten “im Gepäck” ist unsere diesjährige Reise durch das subtropische Flachland im Westen Nepals am Sonntag zu Ende gegangen. Die Teilnehmer kehrten heute Nacht (04./05.03.2018) wohlbehalten nach Deutschland und in die Schweiz zurück. Zu den Höhepunkten der Rundreise durch das subtropische Flachland im Westen Nepals (von Kathmandu bis Lumbini und Pokahara) zählten der berühmte Chitwan-Nationalpark, Lumbini mit den Saruskranich-Brutplätzen und das “Tor zur Anapurna-Region”, Pokhara. Dass diese Reise einen der erhofften Höhepunkte, die Beobachtung von Ibisschnäbeln im Winterquartier am Rapti-Fluss, erbracht hat, konnten wir schon vor einigen Tagen berichten. Zu den weiteren ornithologischen Höhepunkten der Reise zählen auf jeden Fall auch wunderbare Beobachtungen der einzigen endemischen Vogelart des Landes, des Igeldrosslings (Spinny-Babbler), der in der Umgebung von Pokhara gefunden (und fotografiert – siehe Titelbild) werden konnte. Beim Besuch eines von Birdlife Nepal betriebenen Geier-Restaurants, welches der Stützung der Bestandssituation der großen Aasfresser dient, konnten allein sechs Geierarten beim ‘Dinner’ beobachtet werden. Der größte Kranich der Welt, der Saruskranich (eine der nach IUCN “Globally threatenend Birds”), der seine Brutplätze in Nepal ausschließlich in der Region um Lumbini hat, konnte dort bei der Balz eindrücklich und aus nächster Nähe beobachtet, fotografiert und vom Straßenrand aus dem Tourbus heraus gefilmt werden.

Diese Reise, die zu den Höhepunkten in unserem Reiseprogramm gehört, wird im kommenden Jahr ca. ab 23.02.2019 (+/1 1-2 Tage) wieder durchgeführt. Stimmen von Reiseteilnehmern zu dieser Reise in Kürze hier.

Startbild: Spinny-Babbler (Igeldrossling, endem.) singend bei Pokhara. Foto: Som Gharti Chhetri.

Hartmut Meyer

Vogelwelt im Himalaja – Bartmeise-Reisegruppe bei Ibisschnabel und Himalajarotschwanz eingetroffen

Vogelwelt im Himalaja – Bartmeise-Reisegruppe bei Ibisschnabel und Himalajarotschwanz eingetroffen

Ibisschnabel am Rapti-River. Fotos (2): Som Gharti Chhetri

Am Sonnabend (17.02.2018) traf wieder eine Bartmeise-Reisegruppe im Himalajaland Nepal ein. Auf dem Programm dieser Reise steht die Vogelwelt hauptsächlich im Westen des Landes, zwischen der Hauptstadt Katmandu, den Pulchowski-Bergen, dem berühmten Chitwan-Nationalpark, dem Farmland um Lumbini, Pokhara und dem “Australien Camp” (2.000 mNN) zu Füßen der Anapurna-Region, der höchsten Berge der Welt. Bevor unsere Gruppe heute im Chitwan-Nationalpark eintraf, stand ein weiterer vogelkundlicher Höhepunkt im Programm: Die Suche nach dem seltenen Ibisschnabel (Ibisbill) im Überwinterungsgebiet am Rapti-Fluss bei Hetauda. Um die Art möglichst sicher sehen zu können, wurde die diesjährige Reise um 10 Tage vor den sonst üblichen Termin gelegt …, und wir hatten tatsächlich Glück! Gestern Nachmittag konnten wir 2 (3) Ibisschnäbel am mächtigen Gebirgsfluss aus naher Distanz (wie auf den Fotos) gut beobachten (eines der beiden hier gezeigten Fotos entstand genau an diesem Plazt, allerdings bereits vor zwei Jahren. Die Flugaufnahme gelang unserem nepalesischen Guide Som, mit dem wir unterwegs sind, an einem anderen Platz im Himalaja). Ein tolles Erlebnis, dass bei allen Reisegästen für Begeisterung sorgte!

Ab Morgen werden wir zwei volle im Nationalpark zwischen Panzernashörnern, wilden Elefanten, Lippenbären und hoffentlich auch dem Benagltiger nach diversen seltenen Vogelarten Ausschau halten. Danach steht im Gebiet um Pokahara auch Nepal’s einziger (echter) Endemit, der Igeldrossling (Spinny Babbler) auf dem Programm. Auch dem Geburtsplatz Buddhas, dem weltweit wichtigsten Ort für alle Buddisten (vergleichbar mit der Geburtskirche Jesu in Jerusalem) werden wir einen Besuch abstatten. Mehr vom Reiseverlauf später an dieser Stelle.

Hartmut Meyer

Reisebericht Bulgarien: Arktische Rothalsgänse im Winter am Schwarzen Meer

Reisebericht Bulgarien: Arktische Rothalsgänse im Winter am Schwarzen Meer

Reisebericht über die Kurzreise: 29. Januar bis 4. Februar 2018

zu Gast in der Branta-Logde. Foto: Pavel Simeonov.

Montag, 29. Januar: Zu den Rothalsgänsen ans Schwarze Meer
Am Morgen startet eine Bartmeise-Gruppe aus Leipzig und Hamburg kommend mit Austrian Airlines über Wien nach Varna ans bulgarische Schwarze Meer. Obwohl die Umsteigezeit in Wien nur 30 Minuten beträgt, macht der schicke Flughafen Schwechat seiner Werbung, das Umsteigen in 25 Minuten zu garantieren, alle Ehre, und so treffen wir wohlbehalten (mit Reisegepäck) kurz vor 13.00 Uhr in Varna am Schwarzen Meer ein. Hier herrscht winterliche Ruhe vor dem Sommerurlauber-Ansturm, und so geht die gesamte Abfertigung zügig vonstatten. Unser Guide und Gastgeber Pavel Simoenov, Inhaber der „Branta-Logde“, engagierter Vogelschützer und Pionier des Natur- sowie Ökotourismus in Bulgarien, wartet im leeren Flughafen und ‚brieft‘ uns auch gleich auf die schwierige Situation in diesem Winter. Dieser ist sogar hier im Osten so ungewöhnlich mild, so dass nur wenige Rothalsgänse in den Überwinterungsgebieten am See eingetroffen sind. Das konnte man auch bereits aus dem Wetterverlauf von zu Hause aus verfolgen und so waren Erwartungen auch entsprechend gedämpft. Wir beschließen, das Beste aus einer Situation, die niemand ändern kann, zu machen. Aber Pavel hat bei der Fahrt zum Flughafen einen Rothalsgans-Trupp in der Feldflur entdeckt, den wir sofort aufsuchen, denn das könnte im Moment unsere einzige Chance sein! Die Gänse sind noch da und wir können uns diesen bis auf ca. 400 Metern nähern. Es sind etwa 400 Rothalsgänse und dazu rund 2.000 Blässgänse, die wir gut beobachten können. Es ist faszinierend, dieser kleinen, agilen arktischen Gänseart bei der Nahrungssuche zuschauen zu können. Die meisten Reiseteilnehmer kannten die Art bisher nur in Einzelindividuen überfliegend in gemischten Weißwangengans-Trupps. Pavel macht uns nochmals klar, dass das vermutlich hier in Bulgarien in den nächsten Tagen die einzige Chance auf die Art gewesen sein könnte. Und das sollte auch so sein, wie wir feststellen werden.
Auf der ca. 100 Kilometer langen Fahrt vom Flughafen zur Logde nahe der rumänischen Grenze staunen wir über die hier zahlreichen Grauammern, sehen Rohrammern am Straßenrand und entdecken neben diversen Greifvögeln auch Raubwürger. In der Logde angekommen erwarten uns komfortable Zimmer (alle mit eigenem Bad) und das Abendessen.

Bartmeise-Gruppe am Schwarzen Meer. Links: Pavel Simeonov. Foto: H. Meyer

Dienstag, 30. Januar: Adlerbussard, Korn- und Rohrweihen am Durankulak-See
In der Nacht hören wir vom Bett aus Schakale im Duett, und am Morgen schwärmen Zenttausende Stare vom Schlafplatz im Schilf kommend um die Branta-Logde. Nach dem Frühstück beobachten wir heute in der Umgebung des Durankulak-Sees und am Schwarzen Meer. In kurzen Abständen können wir in der Feldflur, die hier geprägt ist von ausgedehnten Wintergetreide-, Raps- und Grünland-Schlägen, aber immer wieder unterbrochen wird von Äckern, Brachen, Steppen und Windschutzstreifen, Korn- und Rohrweihen ungewöhnlich häufig beobachten. In der Feldflur sind es meist Kornweihen, die hier zahlreich überwintern, und an den Seen die Rohrweihe. 20-30 Vögel gleichzeitig in der Luft, dazu Kornweihen und Mäusebussarde, sind nicht ungewöhnlich. Besonders interessant und auffallend sind jedoch Adlerbussarde. Wir entdecken heute bis zu drei verschiedene Individuen. Auch der Raufußbussard kann beobachtet werden, ist aber in diesem milden Winter nur in geringer Individuenzahl vertreten. Am Schwarzen Meer sehen wir die ersten Krähenscharben, die offenbar bereits ihr Brutgeschäft an den Felsklippen begonnen haben und sich daher im Brutkleid präsentieren. Ein leider verölter Prachttaucher wartet am Strand auf sein Ende. Bei Sveti Nikola in einer steppenartigen Landschaft entdecken wir einen Trupp von um die 60 Kalanderlerchen, deren Winterverhalten eng zusammen in Gruppen ganz anders ist als zur Brutzeit, in der die Art nur paarweise lebt, Auch zwei Schwarzkehlchen zeigen sich hier. Am abendlichen Shabla-See erregen Hunderte Bleßrallen unsere Aufmerksamkeit. Ein Bild, das es auf heimischen Gewässern fast nicht mehr gibt. Seidensänger singen ihr hastiges Lied und ein Mariskensänger ist akustisch zu vernehmen, singt aber noch nicht. Verschiedene Wasservogelarten, darunter Kolben- und die im Winter hier seltenen Moorente finden wir im Abendlicht. Zwergscharben sind häufig zu sehen und mit einem Blick auf ein gewaltiges Seeadlernest beenden wir diesen Tag zwischen Shabla- und Durankulaksee, … leider und wie vorausgesagt ohne weitere Rothalsgans-Beobachtungen. Nach dem Abendessen geben unsere Gastgeber Pavel und Tatjana Simeonov einen kleinen Einblick in ihr auch musikalisches Talent und unterhalten uns mit hausgemachter Musik am Flügel und mit Gesang.

Mittwoch, 31. Januar: Rote Felsen am Kap Kaliakra
Noch vor dem Hellwerden fahren wir heute Morgen an den direkt gegenüber der Logde gelegenen Durankulak-See, auf dem in der Nacht Gänse geschlafen haben. Es ist bitterkalt, aber ruhig. Glutrot geht die Sonne auf und wir können einen kleinen Trupp Rothalsgänse, vielleicht die 400 Individuen vom Montag, am südlichen Seeufer erkennen. Ein Rancher von BirdLife Bulgarien überwacht etwas weiter den morgendlichen Gänseausflug. Aber leider, der Abflug der Gänse wird rasch gestört von Jägern, die den heutigen letzten erlaubten Jagdtag zur Spaß-Jagd auf Wildgänse nutzen. Eine Blässgans sitzt offenbar angeschossen auf dem Feld und kann nicht mehr fliehen. Sie wird aus wenigen Meter Entfernung eiskalt abgeknallt. Was empfinden solche Menschen? Wir empfinden Verachtung. Zwar ist die Wasserfläche des Sees Schutzgebiet (vergleichbar wie auch bei uns in Deutschland), aber eben nur die Wasserfläche und daher dürfen Freizeit-Jäger auf die abfliegenden Gänse schießen, wie auf Tontauben. Völlig egal, ob dabei Blässgänse oder hier die geschützten Rothalsgänse getroffen werden. Zu diesem EU-Absurdum der Vernichtung global bedrohter Arten, währenddessen die biologische Vielfalt in den EU-Ländern dramatisch zurückgeht, zum Schluss noch einige Anmerkungen.

Wir fahren zum Frühstück in die Logde. Anschließend besuchen wir den Shable-See sowie das berühmte Kap Kaliakra. Kurz vor dem Kap in einem geschützten Steppen-Biotop können wir Haubenlerchen beobachten. Zur Brutzeit finden sich hier bis zu 120 Brutpaare Kurzzehenlerchen, die aber im Januar noch fehlen. Das winterliche Kap mit seinen bis zu 70 Meter hohen Klippen, die heute golden und rot in der Sonne leuchten, haben wir und die Vögel ganz allein für uns. Krähenscharben, die ihr Brutgeschäft in den Felsenhöhlen begonnen haben, können wir beim Fischen zuschauen. Von den im Sommerhalbjahr bis zu 5.000 hier jagenden Sturmtauchern ist heute allerding keiner zu sehen. Gleich hinter dem Kap beginnt ein enges Kerbtal, in dem der Uhu brütet. Wir müssen auch gar nicht so lange warten, dann erscheint die große Eule und sitzt auf der oberen Felswand in der Abendsonne, bevor der Vogel in die angrenzende Steppe zum Jagen fliegt. Fast wie die original roten Helgoländer Klippen tauchen die vom Kap Kaliakra von der Abendsonne angestrahlten Felsen in einem phantastisches Rot. Ein toller Anblick zum Abschluss des Tages.

Donnerstag, 1. Februar: Rothalsgänse und Fischmöwen im südlichen Donaudelta in Rumänien
Die Nacht war erneut frostig und die Temperaturen liegen morgens daher auch kaum über 0°C. Die Sonne schiebt den winterlichen Morgendunst jedoch rasch beiseite und erwärmt das Land, allerdings tragen die flachen Seen heute eine Eisschicht. Wir haben uns für eine Tagesexkursion zur angrenzenden südlichen Schwarzmeerküste nach Rumänien entschieden. Da die Grenze nach Rumänien nur ca. sechs Kilometer von der Branta-Logde entfernt ist, stehen wir wenige Minuten nach unserem Start an der Grenzkontrolle, die ohne Probleme schnell erledigt ist. Im Grenzort entdecken wir wieder den Blutspecht, der hier in den Dörfern recht häufig zu finden ist.

Die Südküste Rumäniens hat eine deutlich dichtere Infrastruktur als der Norden des bulgarischen Schwarzen Meeres und so fahren wir rasch an den Hafenanlangen von Mangalia vorbei. Dann erreichen wir die Eforie (bekanntes Seebad) am Rande der Großstadt Konstanza, wo wir einen Stopp am größten künstlichen (Trinkwasser-) See Rumäniens, dem Techirghol-See einlegen. Sofort fallen die Konzentrationen von Schwarzhalstauchern auf. Um die 400 Vögel sind dicht gedrängt zu beobachten. Wir können nur einen Teil des riesigen Sees einsehen, aber auf diesem halten sich bestimmt um die 1.000 Individuen auf. Dieses Gewässer ist auch bekannt dafür, dass im Winterhalbjahr gelegentlich bis zu 20.000 Zwergsäger rasten. Heute ist aber kein einziger zu entdecken. Wir umfahren Konstanza und erreichen rasch das südliche Ende des Donaudeltas im Biosphärenreservat bei Vadu (Grindul Chituc). Auch wenn hier winterliche Stille herrscht kann man sich vorstellen, welches reichhaltige Vogelleben zur Brutzeit anzutreffen ist. Heute entdecken wir jedenfalls einige weitere Arten für unsere Liste wie Großer Brachvogel, Löffelente, Graureiher und auch die ersten Kiebitze. In Richtung Sinoe sehen wir einen riesigen Trupp Gänse fliegen. Genau das haben wir gesucht! Wir beeilen uns und kommen rasch in diese in der an das Delta angrenzenden Feldflur heran. Die Gänse sitzen nicht weit von der Ortschaft Säcele im Wintergetreide für uns günstig mit Licht im Rücken windgeschützt vor einer Anhöhe im Gelände. Wir fahren vorsichtshalber nur bis auf ca. 800 Meter heran und sind gebannt vom Schauspiel: mind. 7.000 Rothalsgänse und vielleicht um die 12.000 Blässgänse fressen ungestört. Dabei ist ein etwa gleichgroßer Gänse Trupp vor unserer Ankunft offenbar zum Trinken ins angrenzenden Delta abgeflogen. Wir genießen dieses Schauspiel ungefähr 1 ½ h lang und erfreuen uns an den attraktiven Gänsen von der Taymirhalbinsel. Wie bei uns zu Hause sitzen Schwäne im angrenzenden Raps. Allerdings keine Höcker- sondern ausschließlich Singschwäne. Bestimmt 800 Vögel können wir vom Standpunkt aus erkennen. Später noch viele mehr.

ad. Fischmöwe. Foto: Pavel Simeonov

Freitag und Sonnabend, 2. und 3. Februar: Beobachtungen zwischen Meer und Seen
An beiden Tagen sind wir in der Umgebung von Durankulak bis nach Kavarna unterwegs. Wir beobachten in und um die Brackwasser- und Feuchtgebiete, in der Feldlur und in den teilweise sehr ursprünglichen Ortschaften. Verschiedene neue Vogelarten, von Kiebitz, über Rebhuhn bis Waldohreule (am Schlafplatz), von Seeadler (brütend) bis Sakerfalke und von Blutspecht bis Rohrammer werden gesehen. In der Feldflur finden wir einen Adlerbussard mit interessanten Beute, wie auch immer: einer Sumpfohreule! Wir schließen unsere Vogelliste mit 103 Arten ab, darunter auch einige, die aufgrund des milden Winters unerwartet gesehen werden konnten.

Fazit: Diese Kurzreise galt insbesondere den arktischen Rothalsgänsen in ihrem wichtigsten Winterquartier am Schwarzen Meer. Trotz ungünstiger klimatischer Verhältnisse durch den auch hier bisher außergewöhnlich milden Winter gelang es, mind. 7.000 Rothalsgänse zu sehen. Auch die Bedrohung dieser global gefährdeten Art im durch Freizeitjäger mussten wir zur Kenntnis nehmen. Weitere Zielarten der Reise waren Fischmöwe und Adlerbussard, die ebenfalls sehr ausführlich beobachtet werden konnten. Die Region um Durankulak mit seinen Brackwasser- und Feuchtgebieten, bekannten Seen und Steppen in der Feldflur bzw. im Küstenhinterland bietet zusammen mit dem unmittelbar auf rumänischer Seite angrenzenden südlichen Donaudelta ausgezeichnete Beobachtungbedingungen, die ggf. nur durch die Jagdausübung (je bis 31.01.) gestört werden. Die Rahmenbedingungen in der Branta-Logde von Bidguide Pavel und Tatjana Simeonov als Quartier und Ausgangspunkt für alle Exkursionen können als ausgezeichnet eingeschätzt werden.

Rothalsgänse: Foto: Pavel Simeonov

Gänsejagd
Die Bejagung von Wildgänsen, indirekt auch der streng geschützten Arten, insbesondere hier am Schwarzen Meer die global gefährdete Rothalsgans betreffend, zeigt einmal mehr die Absurdität und Wirkungslosigkeit der EU als Staatenverbund auf, deren verantwortliche Umwelt-Politiker offenbar planlos agieren und auch über keinerlei Konzept verfügen, den dramatischen Verlust an Biodiversität in Europa zu stoppen. Man ist nicht schon einmal nicht in der Lage, internationale Konventionen und Abkommen wie z.B. solche zum Schutz wandernder Tierarten oder auch RAMSAR durch-, geschweige die eigene EU-Vogelschutzrichtlinie umzusetzen, noch die Mitgliedsländer auf die Einhaltung der Gesetze zum Schutz bedrohter Arten zu verpflichten! Dies gilt bei Weitem ja nicht nur für Bulgarien und Rumänien! Auch in Deutschland, das von einem noch dramatischeren Biodiversitätsverlust gerade auch in der Agrarlandschaft betroffen ist, darf die Spaß-Jagd auf Vögel ungebremst weitergehen. Es ist traurig erleben zu müssen, wie offenbar von ausuferndem Lobbyismus gesteuerte „Volksvertreter“ das Vertrauens der Menschen in die Europäische Union zerstören, und sich daher auch in den Kernländern der EU gefährlicher Nationalismus ausbreitet.

Hartmut Meyer

Startfoto: Rothalsgänse in Durankulak. Foto: Pavel Simeonov

Rothalsgänse, Fischmöwen und Adlerbussarde am Schwarzen Meer in Bulgarien und Rumänien

Rothalsgänse, Fischmöwen und Adlerbussarde am Schwarzen Meer in Bulgarien und Rumänien

Rothalsgänse im Winter vor der Branta-Logde (früheres) Foto: Pavel Simeonov.

Eine Kleingruppe von vier Gästen besuchte vom 29. Januar bis 4. Februar 2018 die Region um Durankulak an der nördlichen bulgarischen Schwarzmeerküste. Ziel diese Kurzreise waren die am Schwarzen Meer überwinternden arktischen Rothalsgänse. Trotz äußerst ungünstiger Wetterverhältnisse, bedingt durch einen viel zu milden Winter, konnten bis zu 7.000 Individuen in einem Trupp unter mind. 12.000 Blässgänsen gut beobachtet werden. Auch Fischmöwen in verschiedenen Alterskleidern waren abends am Schlafgewässer gut zu sehen. Unsere Reisegruppe hatte Quartier bezogen in der Branta-Logde von Pavel Simeonov direkt am Durankulak-See, der Schlafgewässer für die Rothalsgänse ist. Trotz der witterungsbedingten Einschränkungen waren die Beobachtungsbedingungen ausgezeichnet. Neben den Wasservögeln konnten zudem bemerkenswert viele Greifvögel, zahlreiche Korn- und Rohrweihen sowie Adler- und Raufußbussarde beobachtet werden. Auch das berühmte Kap Kaliakra und die vorgelagerten Steppenlandschaften waren Exkursionsziele. Diese interessante Kurzreise bieten wir auch Anfang Februar 2019 wieder an (zeitnah im Reiseprogramm zu finden).

Hartmut Meyer

 

Alle Mahlzeiten in der Branta-Logde immer frisch von Frau Simeonov zubereitet. Fisch nach Art des Hauses. Foto: H. Meyer

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