Anfang dieser Woche (20. KW 2023) kehrte unsere Reisegruppe aus dem nordgriechischen Naturparadies und Nationalpark Kerkinisee zurück nach Deutschland und in die Schweiz. Die mediterrane Vogelwelt zur Brutzeit hier erleben zu können, stellt jedes Jahr – auch im 10. Jahr unserer Reisen – den Höhepunkt unserer vogelkundlichen Touren in dieses Zielgebiet dar. Zwar mussten auch wir nach der Pandemie einige logistische Details neu ordnen und auch die Zusammenarbeit mit einem neuen griechischen Birdguide aufnehmen, aber Dank der seit einem Jahrzehnt reibungslos laufenden Unterstützung durch unseren Hotelier Nikos, der gleichzeitig auch als Vogelkundler, Vogelfotograf, Bootsführer und Fahrer für seine Gruppen arbeitet, war der Übergang in die neue Ära nach der Pandemie lautlos und störungsfrei.
Während im vergangenen Jahr die Brutkolonie der Krauskopfpelikane infolge eines Gewittersturmes den größten Teil ihrer Jungvögel verloren hatte und nur sieben Pelikane flügge wurden, sieht es in diesem Jahr wieder richtig gut aus. Die etwa 100 Brutpaare, damit die zweitwichtigste Brutkolonie dieser bedrohten europäischen Art, haben in diesem Jahr zahlreiche schon fast flügge Jungvögel zu versorgen. Die im “Schwimmenden Wald” entlang des in den See einfließenden Strymonas-Flusses vom Boot aus zu erlebenden gemischten Brutkolonien von Kormoran und Zwergscharbe, allen europäischen Reiherarten und neuerdings sogar Kuhreiher war wie immer atemberaubend. Dazwischen konnte auch wieder der Schreiadler beobachtet werden, der offenbar bei den Reihern Nahrung absammelt. Hauben- und Schwarzhalstaucher balzten, Beutelmeisen-Männchen bauten Nester und warteten auf Weibchen und über dem See waren zahlreiche Sumpfseeschwalben aktiv.
In der Umgebung des Sees, in den Laubholzwäldern, konnte dem Schreiadler bei Balz, Kopula, bei Nahrunsübergabe an das Weibchen und beim Sammeln von Nistmaterial zugschaut werden. Schlangen-, Zwergadler, Kurzfangensperber und Baumfalken waren sichtlich aktiv. In der Feldlur am See sind konnten wieder Rotfußfalken (Männchen, Weibchen und vorjährige Jungvögel) gesehen werden und die Blauracke war auffällig häufig und fast täglich auf den Elektroleitungen an den Straßenrändern zu beobachten. Einen weiteren Höhepunkt in der Vogelwelt stellen immer auch die verschiedenen Würgerarten wie Schwarzstirn-, Rotkopf- und der seltene Maskenwürger (Foto re., A. Eisen Rupp) dar, die in guten Beständen vorkommen. In am nördlichen Seeufer angrenzenden Felsformationen im Unteren Bellisgebirge konnte auch wieder ein besetzter Brutplatz vom Felsenkleiber gefunden werden. Und der Steinkauz, der in den Dörfern um den See noch weit verbreitet vorkommt, wurde – trotz derzeit heimlichen Verhaltens in der Brutzeit – gesehen und fotografiert. Auch der Goldschakal war mehrfach zu beobachten, einmal auch Europäische Ziesel.
Viele weitere mediterrane Brutvogelarten, die hier gar nicht weiter aufgezählt werden können, stehen natürlich in der Vogelliste zu dieser Reise.
Höhepunkte waren ein Besuch in den ehemaligen Salzlagunen bei Thessaloniki, wo neben Rosaflamingo, Dünnschnabelmöwe und Spornkiebitz auch wieder Seeregenpfeifer und Stelzenläufer sowie Säbelschnäbler und Rotflügelbrachschwalbe als Brutvögel, und noch drei verspätete Terekwasserläufer auf dem Durchzug beobachtet werden konnten. Zurück am Kerkinisee stellte in Brutpaar Triel (Foto li., A. Eisen Rupp), das in einem Maisfeld zwei kleine Jungvögel führte, eine Überraschung dar. Am Abreisetag bei der Fahrt zum Flughafen wurde eine Rötelfalken-Kolonie, die in Hausdächern brüten, besucht. Mindestens drei Altvögel, die tags ansonsten auf Insektenjagd in der Feldflur anzutreffen sind, waren an den Brutplätzen sehr gut zu beobachten. Da aufgrund des auch in Nordgriechenland außergewöhnlich kühlen April und Mai die Phänologie der Vegetation allgemein ca. zwei Wochen hinter den üblichen Abläufen stand, waren die Maulbeeren in diesem Jahr leider noch nicht reif. Daher konnte vom Rosenstar, der normalerweise ab Mitte Mai zu Reife der leckeren Beeren in großen Trupps ins Gebiet kommt, nur ein einziger Vogel (als “Späher”?) kurz gesehen werden.
Wie immer fand auch die üppige Verpflegung an den Reisetagen zum Frühstück und am Abend in den kleinen Gaststätten Anklang bei unseren Gästen, die insbesondere stets die frischen, lokalen Salate und Speisen lobten.
Wer noch einmal die mitteleuropäische Vogelwelt in einer Dichte, wie wir sie in Deutschland vor der Industrialisierung der Landwirtschaft vielleicht von ca. 50 Jahren noch kannten, erleben möchte, den empfehlen wir unbedingt einen Besuch in dieser abgelegenen nordgriechischen Region im Nationalpark Kerkinisee!
Unsere nächste Reise zum Ausklang des Jahres, zum “Christmas-Birding” vom 21. bis 27. Novmeber 2023) kann jetzt hier gebucht werden: https://www.bartmeise.de/Reisebeschreibungen/griechenland-christmas-birding-statt-christmas-market/
Hartmut Meyer
Das meinen unsere Gäste zur Reise: “Die Reise war ein wirkliches Highlight! (nur die Fußwege hätten etwas länger sein können, die mit dem Auto zurückgelegten Strecken kürzer, aber es ist natürlich schwierig, es für jeden passend zu machen.) Ich bin gern wieder dabei und werde das Ziel und Bartmeise-Reisen auf jeden Fall weiterempfehlen”, schreibt uns Jutta W. aus Berlin. Und Marion M. aus dem Erzgebirge sagt: “Es war ein Erlebnis für uns! Die Vogelwelt, die Natur, nette, freundliche griechische Menschen und eine sehr harmonische Reisegruppe. Für uns hat alles gepasst.”
Startfoto: Balkan-Bartgrasmücke, verbreitet vorkommend in den Gebüschwäldern um den See. Foto: A. Eisen Rupp.