Reisebericht Georgien/Armenien: Vogelwelt zwischen Orient und Okzident zwischen Kaukasus und Ararat

Reisebericht Georgien/Armenien: Vogelwelt zwischen Orient und Okzident zwischen Kaukasus und Ararat

Reisebericht über die Bartmeise-Reise in den Großen Kaukasus und in die Ararat-Ebene Georgien und Armenien vom 26. April bis 8. Mai 2019.

Zwei Zielarten der Reise: Berggimpel und Riesenrotschwanz. Foto: S. Stutz.

Tag 1/2 (26./27. April 2019): Anreise nach Tiflis und erste Begegnung mit der Vogelwelt 
Mit dem Austrian-Nachtflug am 26. April ab Wien erreichen alle Teilnehmer am frühen Morgen gegen 04:00 Uhr die georgische Hauptstadt Tiflis. Vom Flughafen fahren wir umgehend ins Hotel, wo wir eine erste sehr kurze Nacht verbringen. Nach einem späten Frühstück starten wir unsere Fahrt Richtung Stepanzminda im Großen Kaukasus. Entlang der Route können Ohrenlerchen und Bergpieper, unsere ersten Bergvögel, entdecken. Am Denkmal der russisch-georgischen Freundschaft in Gudauri lassen sich dann Alpenbraunellen aus nächster Nähe beobachten. Einige Zeit braucht es, die Verwirrung um durchziehende Schwarzmilane zu klären. Nach Weiterfahrt und kurzem Stau am Tunnel der Passstraße erreichen wir unser Gästehaus. Wir checken kurz ein und nutzen anschließend den restlichen Tag zum Beobachten. Unsere Zielarten Riesenrotschwanz und Berggimpel wollen wir aber in tieferen Lagen suchen. Die vielen Berberitzen- und Sanddornbeeren dienen beiden Arten bis ins Frühjahr hinein als Nahrungsquelle. Bevor das gelingt, haben wir noch eine wunderbare Sichtung vom Mauerläufer. Anschließend sind wir im Kerngebiet der Zielarten. Riesenrotschwanz und Berggimpel können perfekt beobachtet werden. Zudem werden wir Zeuge eines besonderen Naturschauspiels: Über unsere Köpfe hinweg ziehen in der Dämmerung nicht weniger als 25 Riesenrotschwänze (!) in höhere Lagen. Dieses besondere Erlebnis gleich am ersten Tag wird sicher lange in Erinnerung bleiben.

Bartmeise-Reisegruppe In den Bergen des Kaukasus im April 2019. Foto: A. Sutter.

Tag 3 (28. April): Auf der Suche nach dem Kaukasuskönigshuhn im Großen Kauskasus 
Vor dem Frühstück beobachten wir am Fuße des Yuro-Bergmassivs. Von da haben wir gute Sicht in die Berge. Die Rufe des Kaukasuskönigshuhn sind weithin hörbar. Recht schnell gelingen auch Beobachtungen. Daneben können wir Kaukasusbirkhühner und weibliche Berggimpel beobachten. Dort sehen wir auch die ersten Bezoarziegen unserer Reise. Nach dem Frühstück fahren wir zur berühmten Gergetier Dreifaltigkeitskirche. Dort können unter anderem Gänsegeier, Steinadler und Wanderfalke gesehen werden. Am Abend besuchen wir wieder das Gebiet vom Vortag. Nochmals können wir hier sehr schön Riesenrotschwanz und Berggimpel beobachten.

Traumkulisse: Kleiner und großer Ararat. Foto: S. Stutz.

Tag 4 (29. April): Im Brutgebiet des Türkenkleibers 
Durch die guten Erfolge bei der Suche nach unseren Zielarten haben wir einiges an Zeit gewonnen. So starten wir nach einer weiteren Morgenexkursion im Umfeld etwas zeitiger Richtung Tiflis. Bevor wir am späten Nachmittag in unser Hotel einchecken, steht noch ein Besuch des östlichsten Brutgebietes des Türkenkleibers bevor. Nach ein paar Lockversuchen kommt ein Pärchen und lässt sich gut beobachten.

Tag 5 (30. April): Abschied von Georgien und Weiterreise nach Armenien 
Nach dem Frühstück brechen wir auf in Richtung Armenien. Unweit von Tiflis besuchen wir aber zuerst noch einen See. Der See selbst ist überraschend artenarm. Im Offenland des Sees können wir jedoch Wiesenweihen, Brachpieper sowie einige Gänsegeier beobachten. Anschließend Weiterfahrt über die armenisch-georgischen Grenze bis zu unserer Unterkunft in Diligan. In einer ersten abendlichen Waldexkursion ist es vorerst recht ruhig. Ein Mittelspecht der Unterart causcasicus lässt sich beobachten.

Tag 6 (1. Mai): Im Wald um Diligan bei Wachholderlaubsänger und Halbringschnäpper
Nach unserem Frühstück besuchen wir erneut die bewaldeten Gebiete um Diligan. Dieses Mal ist es viel lebhafter. Wacholderlaubsänger, Zwergschnäpper und Halbringschnäpper lassen sich beobachten, letzterer sehr schön vor seiner Bruthöhle. Mitten im Wald singt ein Karmingimpel. Am Nachmittag besuchen wir das berühmte Kloster Harghartsin.

Tag 7 (2. Mai): Armeniermöwen am Sevansee und Hochebenen noch voller Schnee
Nach dem Frühstück brechen wir Richtung Sevansee auf. Unser erster Stopp liegt auf einer kleinen Halbinsel. Hier können wir viele Weißflügelseeschwalben und Armeniermöwen sehen. Daneben verschiedene Enten- und Reiherarten, Grünschenkel, Rotkehlpieper und sehr viele Rohrweihen. Kurz vor Abfahrt bestimmen wir noch zwei Kurzzehenlerchen, welche ihren charakteristischen Fluggesang hören lassen. Unweit des ersten Stopps halten wir erneut in der Nähe einer Ortschaft. In diesem schönen Offenland lassen sich unter anderem Schwarzstirnwürger, Maskenschafstelzen sowie verschieden Limikolen und Entenarten beobachten. Weiter geht es nun Richtung Selim Pass. Die Hochebenen liegen noch voller Schnee. An deren Rändern lässt sich jedoch Einiges beobachten. Dazu zählen unter anderem Berghänflinge, Braunkehlchen, Blaukehlchen und eine Rostgans. Die erhoffte Steinbraunelle können wir heute aber nicht beobachten. Ein Baumfalke fliegt vorüber. Am Himmel kreisen Adlerbussarde. Weiterfahrt zur Karawanserei. Nach kurzem Stopp fahren wir die letzte halbe Stunde zur Unterkunft. Nachts beobachten wir auf dem Gelände Zwergohreulen.

Rotstirngirlitz. Foto: R. Aeschlimann.

Tag 8 (3. Mai): Mit Allradfahrzeugen hinauf in die hohen kaukasischen Berge 
Unser Tag beginnt heute sehr früh. Allradfahrzeuge bringen uns auf abenteuerlichen Wegen in höhere Lagen. Dort angekommen hören wir alsbald den Ruf des Kaukasuskönigshuhn. Nach kurzer Suche wird es gefunden. Daneben entdecken wir einen Braunbär mit Jungem. Wir erleben einen wunderschönen Morgen in den kaukasischen Bergen. Erneut können wir hier eindrucksvoll die Gastfreundschaft der Menschen erleben. Mühevoll gesammelter Koreander wird uns geschenkt, und wir werden von freundlichen Einheimischen unvermittelt zu einem Gläschen Wodka einladen. Dieser Morgen wird vielen sicher in Erinnerung bleiben. Nach der Rückfahrt ins Tal besuchen wir noch einen sicheren Platz für den Weißkehlsänger, haben aber noch kein Glück. Mittagsrast haben wir heute in einem Höhlenrestaurant unweit des Klosters Noravank. Gegen Nachmittag stoppen wir in einem schönen Tal nahe unserer Unterkunft. Dort können wir nun endlich sehr ausgiebige Beobachtungen von Rotstirngirlitzen machen. Eine kleine Kolonie Steinsperlinge hat sich einen großen Felsblock als Brutplatz ausgewählt. Rufende Chukarhühner werden nach hartnäckiger Suche im Hang entdeckt. Die Unterscheidung von Felsen und Klippenkleiber bereitet uns Kopfzerbrechen. Gemeinsam finden wir dann aber doch klare Antworten. Anschließend Fahrt in die Unterkunft.

Tag 9 (4. Mai): Unterwegs in der Araratebene und an den Armash-Fischteichen
Heute führt uns unser Weg in die Aratebene. Unser Hauptziel sind die Armash-Fischteiche. Zuvor haben wir noch einen Stopp. Weißkehlsänger und Chukarhuhn lassen sich heute schön beobachten. In Armash angekommen, können wir nach kurzer Verzögerung ins Gebiet. Bei einer Wanderung auf einem der unzähligen Dämme können wir die für das Gebiet typischen Arten beobachten. Dazu zählen Blauwangenspint, Weissschwanzkiebitz, Weißkopf-Ruderente, Mariskenrohrsänger, Feldrohrsänger und Stummellerche. Am Ende des Weges begegnen wir einem großen Trupp Schafstelzen, in dem wir sogar vier Unterarten entdecken können. Darunter auch eine Wolgaschafstelze. Ein erster Trupp Rosenstare zieht an uns vorbei. In einem abgelassenen Becken können wir neben vielen anderen Limikolen drei Teichwasserläufer bestimmen. Am späten Nachmittag fahren wir bei starkem Regen ins Hotel nach Jerewan.

Paar Weißflügelgimpel. Foto: S. Stutz.

Tag 10 (5. Mai): Seltene Gimpelarten in der Halbwüste 
Unser heutiger Weg führt uns in halbwüstenartiges Gelände. Bekannt ist es für seine Vorkommen an seltenen Gimpelarten. Eine Vielzahl weiterer Arten lässt sich ebenfalls beobachten. Dazu zählen u.a. Greifvögel wie Schmutzgeier, Bartgeier, Mönchsgeier, Schlangenadler, Steppenweihe und Kurzfangsperber. Auch an Singvögel lässt sich nach anfänglicher Ruhe einiges sehen. Wir finden mehrere Reviere des Steinortolans. Felsensteinschmätzer lassen sich gut beobachten. Über uns fliegen Wüstengimpel und lassen ihren charakteristischen Ruf hören. Am Ende erleben wir mit einem sehr fotogenen Pärchen des Weißflügelgimpels noch ein besonderes Highlight. In ganz Armenien gibt es nur einen bekannten Brutplatz dieser Art. Auf dem Rückweg versuchen wir erneut unser Glück mit dem Heckensänger. Leider wieder ohne Erfolg.

Tag 11 (6. Mai): Zielart heute: der seltene Kaukasussteinschmätzer 
Unser erstes Ziel heute gilt einer der seltensten Arten Armeniens, dem Kaukasussteinschmätzer. Es gibt hier lediglich zwei bekannte Vorkommen. Dazu bringen uns erneut Geländewagen in die Berge. Dort können wir zuerst schön sich jagende Rotkopfwürger und Weißkehlsänger beobachten. Vom Steinschmätzer ist nichts zu hören und zu sehen. Schließlich wird der sehr unscheinbare Vogel nach intensiver Suche doch entdeckt. Viele Augen sehen eben doch mehr! Nach dem Mittag fahren wir erneut zu den Armash. Wir erkunden wieder das riesige Gebiet. Am Artenspecktrum hat sich nicht viel geändert. Schön zu sehen sind Zwergseeschwalben und Rotflügelbrachschwalben. Unsere letzte Chance auf den Heckensänger nutzen wir, und fahren erneut zu bekannten Platz. Neben schönen Beobachtungen von Tamariskengrasmücken zeigt sich nun endlich auch dieser Vogel. Die Art scheint dieses Jahr spät im Brutgebiet einzutreffen. Anschließend Fahrt zurück ins Hotel nach Jerewan.

Weißkehlsänger. Foto: B. Möckel

Tag 12 (7.Mai): Abschied von der zauberhaften Vogelwelt des Kaukakus 
Am letzten Tag unserer Reise fahren wir ein letztes mal in die Berge. Die Auffahrt zur Bergstation ist durch den vielen Schnee noch versperrt. Anfänglich als Nachteil bewertet, ergibt sich daraus jetzt ein Vorteil. Viele Arten gelangen noch nicht in höhere Lagen und lassen sich wunderbar und in großer Zahl an den Schneerändern beobachten. Dazu zählen unter anderem Berghänfling, Steinbraunelle, Weißkehlsänger, Blaukehlchen, Steinrötel und Ohrenlerche. Anschließend fahren wir in niedrigere Lagen. Dort kommen Ortolan und Brachpieper in großen Dichten vor. Mit dieser letzten Exkursion endet unsere ornithologische Reise 2019 in den Kaukasus.

Tag 13 (8. Mai 2019): Rückflug über Wien nach Europa
Mit über 220 gesehen Arten und hoffentlich bleibenden Eindrücken unberührter Natur und gastfreundlichen Menschen fliegen wir heute Nacht um 04:30 Uhr über Wien zurück nach Deutschland, Schweiz und Österreich, wo wir am Vormittag eintreffen.

Andrè Müller (Reiseleiter)

Im Jahr 2020 steht auch diese Reise zur Vogelwelt im Großen Kaukasus wieder im Bartmeise-Reiseprogramm (24.04.-06.05.2020), und kann gebucht werden! 

Startfoto: Bartmeise-Reisegruppe (Ausschnitt) 2020 im Großen Kaukasus. Rechts im Bild Reiseleiter Andrè Müller. Foto: A. Sutter.

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