Reisebericht Griechenland: Krauskopfpelikane und Zwerggänse am Kerkinisee

Reisebericht Griechenland: Krauskopfpelikane und Zwerggänse am Kerkinisee

Reisebericht über die Reise an den Kerkinisee/Griechenland vom 22. bis 27.02.2016

22.02.2016 – Anreise nach Griechland:

Krauskopfpelikane im Brutkleid auf dem Kerkinisee. Foto 2015 A. Schonert.

Mit reichlich Rückenwind erreicht unsere erste Reisegruppe 2016 aus Berlin-Schönefeld wie üblich mit easyJet kommend nach zwei Stunden Flugzeit die nordgriechische Metropole Thessaloniki. Unser griechischer Bird-Guide, George, holt uns ab und wir fahren in ein ländliches Randgebiet der Stadt, um noch etwas Zeit bis zur Ankunft eines weiteren Reisegastes aus München zu überbrücken. Der Olymp, mit knapp 3.000 mNN Griechenlands höchstes Gebirge, leucht Schnee bedeckt im Westen in der Nachmittagssonne. Das kleine Feuchtgebiet erreichen wir zwar nicht mehr, dafür entdecken wir aber Hunderte Schwarzkopfmöwen, die offenbar gerade aus den Winterquartieren angekommen sind. Die Vögel, die gerade ins Brutkleid mausern, können bei der Jagd nach Insekten über Wiesen und Felder beobachtet werden. Gegen 13.30 Uhr holen wir unseren letzten  Reisegast am Flughafen ab und es geht auf direktem Weg an den Kerkinisee. Etwa nach einer Stunde Fahrtzeit sind die rund 70 km geschafft und wir fahren gleich zu Fischer Thomas, um nach den Krauskopfpelikanen zu schauen. Dort halten sich an diesem Nachmittag aber nur wenige immature Vögel auf, da die adulten bereits mit dem Brutgeschäft – die Eiablage hat wohl schon begonnen – beschäftigt sind.  Das späte Nachmittagslicht dieses wunderbaren Frühlingstages mit +18°C und völliger Windstille erlaubt noch einen Besuch auf dem Westdamm des Sees. Dort lassen sich zwei verschiedene Schelladler gut beobachten. Der See hat noch den für das Frühjahr typischen äußerst niedrigen Wasserstand und auf den weiten Schlammflächen können bis zu 15 Zwergschwäne unter Flamingos, Löfflern und Silberreiher, zahlreichen Entenarten, Kormoranen und Zwergscharben sowie diversen anderen Rast- und Brutvögeln ausgemacht werden. Nach diesem ersten Eindruck fahren wir nach Chrysohorafa und checken in unserem kleinen  Hotel ein. Nikos, Ornithologe und Hotelier,  begrüßt wie immer herzlich alle Gäste, und anschließend wartet im Restaurant schräg gegenüber ein üppiges Abendessen, mit dem der Anreisetag endet.

23.02.2016 – 1. Beobachtungstag:

Ausschnitt aus einem Art reinen Trupp von 84 Zwerggänsen am Kerkinisee. Foto: 23.02.2016 G. Spiridakis.

Ausschnitt aus einem Art reinen Trupp von 84 Zwerggänsen am Kerkinisee. Foto: 23.02.2016 G. Spiridakis.

Die Wettervorschau trifft erneut zu 100 Prozent zu: Ein weiterer Frühlingstag am See mit Temperaturen wieder um die 18-20°C und völlig windstillem Wetter wartet. Gleich nach dem Frühstück haben wir Eile und wollen vom Westdamm aus versuchen, die bis gestern Morgen am See noch zu beobachtenden skandinavischen Zwerggänse zu sehen. Es wurden in diesem Jahr mit 118 Vögeln die höchste Individuenzahl  bisher in diesem EU-Life-Projekt für die vom Aussterben bedrohte Vogelart festgestellt.  Auch ihr Aufenthalt am See ist offenbar länger als sonst, denn als spätester Heimzugtermin galt bisher immer der 20.02. Und tatsächlich, wir haben Glück: Nachdem die schon kraftvolle Sonne den Morgennebel durchbrochen hatte, konnten wir bis zu 84 Individuen in einem Art reinen Trupp über eine Stunde lang und unter besten Bedingungen sowie aus geringer Entfernung beobachten (und fotografieren), bevor die gesamte Gruppe abflog. Eich echter Höhepunkt, der nicht jedes Jahrs so zu erleben ist!

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Schelladler am Kerkinisee. Foto 2015 B. Möckel.

Bis zum fünf verschiedene Schelladler ließen sich heute sehen, der Seeadler und eine männliche Kornweihe kreuzten die schon besetzen Kormorankolonien im schwimmenden Wald. Zahlreiche Wasservögel, nordische und südlichen Arten bunt gemischt wie in diesem Nationalpark üblich, wurden entdeckt.  Zilpzalpe und Seidensänger singen, und ein erster Schwarzstorch stand zwischen RosaflamingosLöfflern, Rost- und Brandgänsen sowie Pfeif- und Spießenten. Sogar eine Gruppe von um die 15 Rosapelikanen war schon zeitig aus dem Winterquartier zurück und ergänzte die mehreren Hundert Krauskopfpelikane.

Grauspecht an Telefonmast. Foto 23.02.2016 G. Spiridakis.

Nach einer gemütlichen Mittagsrast in der historischen Bahnhofskneipe von Vironia am südlichen Seeende, die aufgrund der milden Frühlingstemperaturen im Freien stattfinden konnte, ging es weiter zum Beobachten in den nahen Steinbruch.  Zippammern waren sehr aktiv und  ein Paar Felsenkleiber sang am Nest. Kurzzeitig waren Rufe vom Uhu zu vernehmen. Zwei adulte Steinadler, vermutlich ein Brutpaar, kreiste über anhaltend über den Bellis-Bergen auf rund 2.000 m Höhe. Ein Grauspecht war äußerst fotogen und lies sich aus nächster Nähe betrachten. Der Blick über den Strymonas-Fluss, der den Kerkinisee speist, ist von hier oben aus immer wieder ein Erlebnis.

Bei einem kurzen Stopp in Mandraki konnten die Krauskopfpelikan-Brutkolonien, die „voll“ besetzt schienen, gut eingesehen werden. Auch eine im Vorjahr dort neu aufgeschüttete große Steininsel scheint besetzt zu sein. Vielleicht werden es ja in diesem Jahr sogar schon wieder mehr als 120 Brutpaare sein? Als weitere Rastvögel konnte hier noch eine Gruppe von Blässgänsen und um die 27 Kraniche festgestellt werden. Die ersten Säbelschnäbler arbeiteten sich durch die Schlammflächen und verschiedene weitere neue Wasservogelarten konnten der Tagesliste hinzu gefügt werden.  Der Blutspecht, ein hier üblicher Brutvogel, rief und in den bereits  blühenden Weiden summten die Bienen den Frühling in Zentralmakedonien ein. Auf der Rückfahrt durch die Dörfer an der Ostseite des  Sees entdeckten wir sich sonnende Steinkäuze im Abendlicht. Von einem der neuen Beobachtungstürme aus bot sich ein imposanter Blick auf eine große Gruppe gemeinsam fischender Krauskopfpelikane, begleitet von den üblichen Kormoranen und Möwen. Damit ging ein langer und schöner erster Beobachtungstag zu Ende.  Im Hotel wartete kur nach unserer Rückkehr schon unser Abendessen, Haus gemachtem Mousaka und vielen leckeren griechischiche Salate.

24.02.2016 – 2. Beobachtungstag: Hier in den zentralmazedonischen Dörfern dürfen die Hähne noch das machen, was sie seit Menschengedenken

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Trupp von über 1.500 Weidensperlingen in einem Getreidefeld. Foto: G. Spiridakis

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Weidensperlinge und Grauammern. Foto 24.02.2016 G. Spiridakis.

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ad. Weidensperling. Foto 24.02.2016 G. Spiridakis

tun: nämlich kräftig krähen, und das ab ca. 4.00 Uhr morgens, und um die Wette. Dazu bellen die Hunde und ein offenbar noch einsam gebliebener Steinkauz ruft die ganze Nacht am Limneo-Hotel. Der heute trübe Morgen, das Wetter ist bedeckt und es sind Regenschauer zu erwarten, wird aber wieder vom Konzert der Türkentauben eröffnet, die defacto an jedem Haus in jeder Himmelsrichtung ein Brutpaar haben. Eine Amsel, die hier in der Region scheuer Waldvogel ist, hätte keine Chance gehört zu werden. Ihr Gesang würde im Morgenkonzert der Türkentauben völlig untergehen. Nach dem Frühstück fahren wir heute die rund 70 Kilometer in Richtung Thessaloniki, denn im Beobachtungsprogramm stehen die Kolochori-Lagunen, die früheren Salinen von Thessaloniki. Dort präsentieren sich Rosaflamingos im schönsten Brutkleid und der Jahreszeit entsprechend zahlreiche Wasser- und Watvögel.  Erneut fallen Hunderte von Schwarzkopfmöwen auf, die gerade aus den Winterquartieren eintreffen, sich hier an der Küste sammeln um endgültig ins Brutkleid zu mausen, bevor sie ihre Brutplätze aufsuchen. Wiesenpieper und Buchfinken sind auf dem Heimzug und auch der Wasserpieper wird gesehen. Schwarzhalstaucher, Mittelsäger, Zwergscharben und viele Mittelmeermöwen beleben die Küste. Nach dem Mittagslunch fahren wir heute einige Kilometer westlich zum “Axios-Loudias-Aliakmonas-Nationalpark”, ein Flussdeltagebiet am Meer. Hier in diesen Wetlands kann man erahnen, welche Bedeutung dieses Gebiet als Brutplatz z.B.  für Seeregenpfeifer und die südlichen Reiherarten, die aber noch nicht an ihren Brutplätzen angekommen sind, hat.  Die Zufahrt ins das Delta führt durch kleinbäuerlich strukturierte Getreidefelder, deren Ernterste sowie Stoppeln vom letzten Herbst Körnerfressern noch Nahrung bieten. Und so sind sind diese hier auch in großer Anzahl zu finden: Tausende Grauammern, die in großen Trupps auf den Leitungsdrähten im Straßenrand sitzen. Ein für heutige Verhältnisse riesiger Sperlingsschwarm erregt unsere Aufmerksamkeit! Es sind Weidensperlinge, die wie Stare immer wieder aus der Deckung eines mit Brombeeren und Gebüsch bestandenen Feldrains in die Getreidefelder einfliegen. 1.000, 1.500 oder mehr Vögel … an dieser einen Stelle!  Die Flugmanöver dieser Schwarmvögel sind einfach faszinierend. Am späten Nachmittag fahren wir zurück an den Kerkinisee. Das Abendessen wartet im Restaurant.

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Krauskopfpelikan im Brutkleid. Foto 2015 A. Schonert.

25.02.2016 – 3. Beobachtungstag: Heute ist unsere Krauskopfpelikan-Tag. Nach dem Frühstück im Limneo-Hotel stoppen wir kurz im Xiropotamus-Flusstal. Hier können wir die Zaunammer als neue Art für unsere Tour beobachten. Dann geht es weiter zu den Fischern, die bereits auf unser warten. Mit einem kleinen Fischerkahn, gesteuert von Nikos, unserem Hotelier, fahren wir zu den etwas weiter draußen schon auf der Lauer liegenden Krauskopfpelikanen. Die Vögel wissen genau, dass sich ihnen morgens, wenn die Fischer ihre Reusen einholen,  leichte Beute bietet. Doch der aktuell noch mildere Winter als der vorangegangene hat wohl mit dafür gesorgt, dass die Pelikane in diesem Jahr noch etwas früher als 2015 mit der Brutzeit begonnen haben. Und so ist die Schar der Pelikane,  die Lust auf unseren Fisch hat, eher überschaubar. Die Brutpaare sitzen bereits auf bzw. an ihren Nestern in den Brutkolonien.  Und viele der immaturen Vögel sind doch recht scheu und halten eher einen gehörigen Sicherheitsabstand zu den Booten ein. Aber dennoch, eine Gruppe Pelikane  kann der leichten Beute nicht widerstehen und kommt sofort näher und bedient sich des mitgebrachten Fischs. Es ist immer wieder beeindruckend, die großen Vögel, noch dazu in dieser Jahreszeit, in der sich die Altvögel mit den

Quartier für alle Bartmeise-Reisegruppen im Nationalpark Kerkinisee ist das kleine Hotel „Limneo“ im Dorf Chrysochorafa. In den acht schönen Zimmern mit Bad/Dusche, Kamin, Klimaanlage, Balkon fühlen sich die Gäste stets sehr wohl. Der Inhaber, Nikos Gallios, ist selber Ornithologe und hilft bei allen Aktivitäten. Foto: H. Meyer.

Quartier für alle Bartmeise-Reisegruppen im Nationalpark Kerkinisee ist das kleine Hotel „Limneo“ im Dorf Chrysochorafa. In den acht schönen Zimmern mit Bad/Dusche, Kamin, Klimaanlage, Balkon fühlen sich die Gäste stets sehr wohl. Der Inhaber, Nikos Gallios, ist selber Ornithologe und hilft bei allen Aktivitäten. Foto: H. Meyer.

leuchtend rot-orangen Kehlsäcken und der witzigen Federhaube schmücken, aus geringer Entfernung beobachten zu können. Das gelingt schließlich hier am Kerkinisee am besten, denn die großen Vögel sind in diesem griechischen Nationalpark die Stars. Fischer und Fischfresser leben hier einträchtig zusammen und Jagd ist nicht erlaubt. Das ist sicher auch ein Grund dafür, warum es jedes Jahr zahlreiche Ornithologen und Vogelfotografen vom Kontinent und weit darüber hinaus an diesen See in die nordgriechische Provinz Makedonien zieht, die noch dazu eine reizvolle Landschaft eingebettet in die Berge des Balkan bietet.

Nachmittgas exkursieren wir an der Westseite des Sees und können weitere neue Arten für die Reise entdecken. Von einem Naturdenkmal aus, den angeblich 800-jährigen Platanen von Mandraki, bietet sich nochmals ein Blick auf das grandiose Flussdelta des Strymonas, der hier den Kerkinisee aufstaut. Dann wartet schon ein frühes Abendessen in Vironia auf uns ehe es zurück ins Hotel geht. …

(Auszug)

Hartmut Meyer

 

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3 Kommentare

  1. Edgar Weber Author März 25, 2016 (12:10 pm)

    Ein eindrucksvoller und spannender Reisebericht! Meine Frau und ich freuen uns auf die “Osterreise” zum Kerkinisee. Was werden wir erleben?

  2. Margret kühl Author Oktober 9, 2016 (8:48 am)

    Ein wunderschöner Bericht! Ich bin zwar keine Ornithologin, aber dieses Naturschauspiel habe ich zwei Tage im August mit Sohn und Enkelsohn genossen. Wir waren auch bei Nikos in Chrisochorafa im Hotel und haben auch in dieser herrlichen bahnhofstaverne gegessen (25% Rabatt, weil wir von Nikos kamen!) die vielen Storchennester auf den Lichtmasten, im August leider leer! die Büffelherden beeindruckten uns ebenso sehr.
    Da will ich noch einmal hin! Ist April eine gute Zeit für den Kerkinisee?
    Mit besten Grüßen von einer Griechenlandfreundin
    Margret

    • Hartmut Meyer Author Oktober 9, 2016 (9:54 am)

      Guten Morgen Margret,
      vielen Dank für Ihre Schilderung. So erleben wir das auch fast jedes Jahr. Ja, der April ist eine gute Zeit am See! Die Zugvögel kehren zurück, voller Vogelgesang, die Natur erblüht. Vielleicht noch etwas besser ist der Monatswechsel April zum Mai. Aber das Frühjahr im Nationalpark Kerkinisee ist insgesamt einfach zauberhaft.

      Haben Sie derzeit im TV – meistens in den dritten Programmen bzw. bei NTV oder ähnlich – die zweiteilige Natur-Dokumentation von Andreas Kieling über “Die letzten ihrer Art” gesehen? Im 2. Teil kommen kommen die Krauskopfpelikane im Naturparadies Kerkinisee vor. Eine gute Beschreibung. Wir haben Herrn Andreas Kieling im Februar im Vorjahr bei Dreharbeiten am See getroffen. Und morgen fliegen wir mit einer Gruppe zum herbstlichen See … Ich freue mich schon!

      Ihnen viele weitere schöne Naturbeobachtungen wünscht
      Hartmut Meyer

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