Reisebericht über die Reise “Aserbaidschan – Erlebnis Zwergtrappen im Winter und Vogelzug zwischen großem Kaukasus und Kaspischem Meer” vom 01. bis 07. März 2020
Tag 1:
Gegen Mittag trifft sich ein Großteil der Teilnehmer im Abfluggate des Frankfurter Flughafens. Zwei weitere Gäste und unser Guide sind etwas früher direkt von Berlin nach Baku geflogen.
Unser Flug startet pünktlich und nach ca 4h Flug (3h Zeitverschiebung) landen wir gegen halb zehn in Baku. Unser Fahrer erwartet uns bereits, so dass wir nach kurzer Fahrt im Hotel ankommen. Dort treffen wir bereits auf Kai, welcher uns euphorisch von der Sichtung des Letzen Schneekranichs der westsibirischen Population am Ob berichtet. Nach kurzem Abendessen geht es direkt ins Bett denn wir wollen am nächsten morgen früh starten.
Tag 2:
Nach einem zeitigem Frühstück beginnen wir unsere etwa einstündige Fahrt in den Shirvan-Nationalpark. Das Wetter zeigt sich heute, wie angekündigt, leider von seiner schlechtesten Seite. Den ganzen Tag begleitet uns starker Dauerregen. Im Nationalpark angekommen steigen wir in Geländewagen um. Das Umsteigen verzögert sich ein wenig, da die Autos erst noch betankt werden müssen. Schließlich fahren wir los und können schon die riesigen Trupps von mehreren Tausend Zwergtrappen sehen, welche sehr mobil sind, oft aufsteigen, um gleich wieder zu landen. Nach kurzen Stopps und der Sichtung erster Kropfgazellen gehen wir zu dem Punkt, an dem tags zuvor der Schneekranich gemeldet wurde. Doch die Sensation bleibt uns leider verwehrt.
Für unser Mittagessen fahren wir in ein kleines Restaurant. Dort können wir uns aufwärmen. Aufgrund des schlechten Wetters entscheiden wir jedoch, ins Hotel zurück zu fahren. Nach kurzer Erholung brechen wir erneut auf, um die Zeit zu nutzen. Erneut besuchen wir den Shirvan-Nationalpark. Am Ende des Tages sind wir heute froh, wieder im Hotel zu sein.
Tag 3:
Unseren Tag verbringen wir heute in der Meeresbucht von Kizil Agach. Das Wetter hat sich zum Guten gewendet, ist relativ warm und sonnig. Auf einem Damm und entlang der Küste lassen sich viele Limikolen beobachten. Hier gelingen nun auch erste Beobachtung von Fischmöwen, welche zu unserem Erstaunen eine sehr große Fluchtdistanz haben. Am Strand sitzt für längere Zeit ein Merlin. Auch Dünnschnabelmöwen fliegen immer mal wieder vorbei. Am Nachmittag wechseln wir erneut unseren Standort. In küstennaher Vegetation entdeckt Kai einen Pazifikpieper. Markant sind sein hellgraues Gefieder und der auffällige Halsfleck. Allein hätten wir diesen Pieper, welcher für uns alle neu war, wohl nicht entdeckt. Am späten Nachmittag fahren wir nach Masalli in unser Hotel.
Tag 4:
Aufgrund des schlechten Wetters am ersten Tag entscheiden wir uns dafür, den Shirvan-Nationalpark erneut zu besuchen. Am frühen Morgen können wir mehrere Halsbandfrankoline sehen, welche durch ihren charakteristischen Ruf nicht zu überhören sind. Bei schönem Wetter können wir dieses Mal erneut ein grandioses Schauspiel erleben: bis zu 10.000 Zwertrappen (Ausschnitt Titelfoto K. Gauger) erheben sich, um nach kurzer Flugstrecke mit Richtungsänderungen auch gleich wieder zu landen. Solche großen Ansammlungen von der Zwergtrappe, die man gewöhnlicherweise maximal von der Einzelbalz aus Ländern wie Spanien kennt, sind absolut beeindruckend! Weiterhin lassen sich wieder zahlreiche Wasservögel wie Flamingos sowie Schnatter-, Krick- und Löffelenten sehen. Von einem Beobachtungsturm aus können wir, zur großen Freude aller, längere Zeit eine Rohrkatze beobachten.
Am Nachmittag machen wir einen kurzen Abstecher zu den Schlammvulkane bei Gobustan. Beeindruckend, wie diese winzigen Vulkane doch über die Zeit ganze Berge entstehen lassen können.
Am Nachmittag beobachten wir an alten Fischenteichen in der Nähe von Hajigabul. In der Flachwasserzone eines Sees können wir neben anderen Limikolen immerhin 25 Teichwasserläufer und am Ufer sehr viele Weißschwanzkiebitze sehen. In den Schilfbeständen an den Fischteichen lässt sich unter zahlreichen Beutelmeisen ein Individuum der Kaspischen Unterart beobachten. Am frühen Abend fahren wir nicht mehr lang, dann erreichen wir unser Hotel in Shirvan.
Tag 5:
Nach dem Frühstück steht erneut das riesige Gebiet der Fischteiche bei Hajiabul im Interesse. Bei einer ersten kurzen Wanderung lässt sich ein Kaiseradler auf einem Strommast ausgiebig beobachten. Mariskenrohrsänger singen aus dem Schilf. Der Morgen bringt aber sonst nicht sehr viel Neues. Unser Mittagessen haben wir im Gobustan Nationalpark. Dabei können wir Felsenkleiber und Chuckarhühner beobachten. Anschließend besichtigen wir die berühmten Felszeichnungen. Den Rest des Nachmittags verbringen wir im Umfeld des Nationalparks. Zu erwarten waren unter anderem Felsensteinschmätzer und Alpenkrähen, die wir gut sehen konnten. Später fahren wir zurück nach Baku in unser Hotel.
Tag 6:
Heute haben wir unseren letzten Beobachtungstag. Diesen verbringen wir auf der Abseron-Halbinsel, östlich von Baku und dem gleichnamigen Nationalpark. Wir können ausgiebig die Jagdflüge eines Raufußbussards beobachten. Daneben kreuzt noch ein Pärchen Kornweihen unseren Weg. Highlight ist die Beobachtung von vier Goldschakalen. Daneben lassen sich auch wieder Dünnschnabel- und Fischmöwen sehen. Eine Thunbergschafstelze mit sehr schwarzem Kopf bereitet uns Bestimmungsschwierigkeiten, obwohl sie unter besten Bedingungen zu beobachten ist. Wir fahren nicht allzu spät zurück nach Baku. Wir wollen uns noch ein wenig die Stadt anschauen. Wir laufen entlang der Uferpromenade und anschließend durch die Altstadt. Dabei können wir auch unsere letzte neue Art für diese Reise notieren. Halsbandsittiche haben, wie in vielen anderen europäischen Metropolen, auch Baku besiedelt.
Unseren letzten Abend verbringen wir wieder im Restaurant vom Vortag. Das Essen auf dieser Reise war durchweg landesüblich und traditionell. Frische Kräuter mit dem geliebten oder gehassten Kerbel haben bei keiner Mahlzeit gefehlt.
Wir schließen unsere Vogelliste ab. Mit über 140 Arten haben wir in etwa das Spektrum erreicht, welches im Winter hier möglich ist. In der kommenden Nacht steht für die meisten Gäste die Rückreise nach Deutschland an. Zwei Gäste fliegen einen Tag später direkt nach Berlin, drei andere Gäste aus der Schweiz verlängern privat noch einige Tage.
Fazit: Diese winterliche Kurzreise galt insbesondere der Zwergtrappe, die in ihren mitteleuropäischen Rest-Brutgebieten vom Aussterben bedroht ist und selbst in der spanischen Extremadura nur noch Insidern gefunden wird. Nirgend wo anders im Verbreitungsgebiet der Art als hier in Aserbaidjan hat man die Möglichkeit, derartig gewaltige Winterkonzentrationen in Trupps von um 10.000 Individuen zu sehen. Dieses Schauspiel zu erleben war Ziel dieser Reise. Die Fotos belegen mehr als eindrücklich, dass das Ziel der Reise erreicht wurde.
Andre Müller
Reiseleiter