Reisebericht Armenien: Unterwegs im Kleinen Kaukasus auf der Suche nach dem Kaspikönigshuhn

Reisebericht Armenien: Unterwegs im Kleinen Kaukasus auf der Suche nach dem Kaspikönigshuhn

Reisebericht über die Reise nach Armenien vom 6. bis 18. Mai 2018

Sonntag, 6. Mai 2018: Anreise nach Jerewan
Per Nachtflug mit Austrian Airlines geht es abends von Berlin und Hamburg über Wien in die armenische Hauptstadt nach Jerewan. Ankunft dort um 4.30 Uhr am frühen Morgen. Transfer zum Hotel Stadthotel.

Weißschwanzkiebitz. Foto: Bernd Möckel.

Montag, 7. Mai 2018: An den Aramash-Fischteichen
Nach sehr kurzer Nacht, einem ersten Frühstück und der Begrüßung aller Gäste starten wir mit unserem armenischen Guide Artem an die für ihre reiche Vogelwelt berühmten Armash-Fischteiche. Dort halten wir uns den Rest des Tages auf. Highlight für viele sind die Weißschwanzkiebitze, welche wir in aller Ruhe aus geringer Distanz betrachten können. Eine Vielzahl verschiedener Reiher -und Entenarten können gesehen werden, darunter auch Seltenheiten wie Weißkopf-Ruderente, Moor- und sogar Marmelente. Wir haben zudem noch Glück und können noch etwas vom ausklingenden Heimzug der Limikolen erleben. So sehen wir neben fast ausgefärbten Sichelstrandläufern, Dunklen Wasserläufern und Zwergstrandläufern auch etwa 20 Odinshühnchen. In den trockenen Randbereichen der Fischteiche lassen sich Stummellerchen entdecken. Ein weiteres Highlight für viele sind die schönen Blauwangenspinte, die im Gebiet unterwegs sind. Nach diesen tollen Beobachtungen – und pünktlich vor dem einsetzenden Regen – schließen wir den ersten Beobachtungstag ab, und es geht zurück in unser Hotel nach Jerewan.

Dienstag, 8. Mai: Programmänderung – In Buchenwäldern auf dem Weg nach Dilijan
Im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen in Armenien und damit zu erwartenden Kundgebungen und Feierlichkeiten im Stadtgebiet bestand die Gefahr, dass wir aufgrund von Straßensperrungen die Stadt mit dem Auto nicht mehr verlassen könnten. Diese Umstände haben es nötig gemacht, den gesamten Ablauf der Reise zu ändern. Unsere für diesen Tag geplante Exkursion in die Halbwüsten von Vedi musste daher an das Ende der Tour verschoben werden.

Bartmeise-Gruppe in Armenien, links: Andre Müller, Reiseleiter. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Nach dem Frühstück können wir die Stadt verlassen und fahren direkt in den Norden nach Dilijan. Hinter einer Gebirgskette ändert sich schlagartig die Vegetation: wir finden uns in dichten Buchenwäldern wieder. Dort gelingen wunderbare Beobachtungen von Halbring -und Zwergschnäppern. Der Gesang des Wacholderlaubsängers ist häufig zu hören. Zudem lässt sich ein Gartenrotschwanz des Unterart samamisicus recht schön beobachten. Am Nachmittag besichtigen wir noch die Klosteranlage Haghartsin. Abendessen und Übernachtung im Hotel in Dilijan.

Mittwoch, 9. Mai: Kaukasusbirkhuhn und Armenienmöwen
Nach kurzer Nacht werden wir um 5.00 Uhr von vier Geländefahrzeugen abgeholt, um in höhere Gebirgslagen zu gelangen. Nach langem beschwerlichen Weg, welcher unseren Fahrern Können abverlangt, stoppen wir vor großen Schneefeldern. Zum Glück sind wir schon hoch genug, um nach kurzer Wanderung das ersehnte Kauskasusbirkhuhn gut sehen zu können. Nach weiteren Beobachtungen von Karmingimpel, Bergzilpzalp und Bergpieper geht es zurück zum Hotel. Nach kurzer Erholung Abfahrt Richtung Sewansee. Dort angekommen, haben wir ausgiebig Zeit zum Beobachten. Armeniermöwen in großer Zahl, fast alle möglichen Reiher- und viele Enten- sowie drei Seeschwalbenarten lassen sich beobachten. Kurz vor der Rückfahrt können wir noch einen gemischten Trupp Rot- und Schwarzflügelbrachschwalben entdecken. Anschließend Fahrt zurück zum Hotel in Dilijan.

Rosenstare. Foto: Bernd Möckel.

Donnerstag, 10. Mai (Himmelfahrt): Steinbraunelle am Selim-Pass
Zeitig verlassen wir unser Hotel und fahren in die Gegend um Lichk unweit des Sewansees. In diesem Offenland mit zwei Fischteichen gelingen uns schöne Beobachtungen von Rosenstaren und Schwarzstirnwürgern. Weiter geht die Fahrt zum Selim-Pass. Kurz vor dem Pass machen wir einen Stopp und können Steinrötel und Steinbraunelle entdecken. Anschließend besuchen wir kurz die bekannteste Karawanserei Armeniens. Kurz vor Ankunft in unserer Unterkunft stoppen wir nochmals im Offenland. Dort finden wir Felsenkleiber am Nest, Kappenammer, Chuckarhuhn und Rotstirngirlitz. Als besonderes Highlight des Vogelzuges können wir mehrere Hundert Wespenbussarde bei ihrem Flug in die Brutgebiete beobachten. Danach kurze Fahrt zum Hotel in Yeghegnadzor.

Weißkehlsänger. Foto: Bernd Möckel.

Freitag, 11. Mai: Bei Weißkehlsänger und Rotstirngirlitz
Unsere geplante Exkursion zum Kaspikönigshuhn muss aufgrund des Regens in der Nacht leider ausfallen. Dafür können wir etwas länger schlafen. Nach unserer Abreise auf dem Weg stoppen wir an verschiedenen Stellen. Erneut lässt sich ein großer Trupp ziehender Wespenbussarde entdecken. Nach diesem schönen Vormittag geht es weiter zu einem sicheren Platz für den Weißkehlsänger. Und, wie von unserem Guide – fast – versprochen, gelingen hier auch wunderbare Beobachtungen von dieser nicht häufigen Art. Unser Mittagessen nehmen wir heute in einem Restaurant in einer Höhle ein. Danach besichtigen wir die Klosteranlage in Noravank. Dort lassen sich Steinadler, Rotstirngirlitz und der ersehnte Bartgeier beobachten. Anschließend Fahrt ins Hotel nach Goris. Auf dem Weg dorthin besuchen wir kurz eine Rötelfalken-Kolonie. Übernachtung im Hotel in Goris.

Sonnabend, 12. Mai: Auf dem Weg an den Grenzfluss zum Iran
Unser Weg führt uns weiter Richtung Süden. Zwischendurch haben wir kurze Stopps an interessanten Orten. Von einer schönen Stelle nahe Goris lassen sich Gänsegeier in den Felsen beobachten. Zusätzlich können wir noch einen Steinkauz und Wanderfalken entdecken. Kurz vor Ankunft in unserem Hotel in Meghri machen wir einen ersten Stopp am Araks River. Unsere Anwesenheit und das Beobachten am Grenzfluss zum Iran bleibt von den Grenzsoldaten nicht unbemerkt. So müssen wir eine kurze, aber harmlose Kontrolle über uns ergehen lassen. Ankunft am Abend in Mehgri an der iranischen Grenze. Wir haben damit den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Unsere Gastgeberin serviert uns ein besonders üppiges und leckeres Abendessen.

Alpenkrähen. Foto: Bernd Möckel.

Sonntag, 13. Mai: Beim Halsbandfrankolin am Araks-Fluss
Vor dem Frühstück fahren wir, begleitet von armenischen Rangern, zum Araks-Fluss. Dieser bildet die Grenze zum Iran und beherbergt das einzige Vorkommen des Halsbandfrankolin in Armenien. Bestens lässt sich ein Vogel auf einem kleinen Hügel jenseits des Flusses beim Rufen beobachten. Die Obstplantagen entlang des Flusses sind voll mit Karmingimpeln und Rosenstaren. Hier bekommen wird die ersten Kirschen zum Kosten angeboten. Gegen 8.00 Uhr geht es zurück zur Unterkunft, wo wir unser Frühstück einnehmen. Anschließend fahren wir in eine Schlucht, wo wir Dornspötter, Felsenkleiber, Nachtigallengrasmücke und Kurzfangsperber sehen können. Eine Wanderung in einer anderen Schlucht wird leider durch einen Regenschauer unterbrochen und zwingt uns zur Pause in einem Café. Nach dem Regen erneut kurze Wanderung am Araks-Fluß. Dort können wir noch Blauracken und Alpenkrähen betrachten. Erneut fliegt ein Bartgeier über uns hinweg. Anschließend Rückfahrt nach Mehgri.

Montag, 14. Mai: Reisetag nach Norden mit Zwergohreulen
Unser Weg führt uns nun wieder zurück nach Norden. Wir fahren über den Vorotan-Pass und machen später einen kurzen Stopp in der Agrarlandschaft. Dort gelingt eine überraschend schöne Beobachtung einer Sumpfohreule. Später Ankunft in Yeghegnadzor. In diesem kleinen Feriendorf in schöner Lage lassen sich Zwergohreulen frei auf Leitungen sitzend beobachten.

Also, der Bär war mindestens sooo groß … Lunch-Diskussionen. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Dienstag, 15. Mai: Highlight Kaspikönigshuhn und ein Bär …
Heute Morgen macht uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung, und so wir können mit vier Jeeps die Fahrt ins Habitat des Kaspikönigshuhn wagen. Dort angekommen passiert lange Zeit erst einmal gar nichts. Irgendwann werden aus großer Ferne zwei Hühner am gegenüberliegenden Felsmassiv entdeckt. Die Beobachtung eines Bären zwischenzeitlich ist für alle eine große Freude! Kurz vor dem Rückweg haben wir dann doch noch Glück: Ein Kaspikönigshuhn beginnt zu rufen und lässt sich aus einer guten Entfernung beobachten. Zudem lässt überraschenderweise ein Ziegenmelker kurz seinen Gesang hören. Danach fahren wir zufrieden zurück zur Unterkunft. Nach einer kurzen Erholungspause geht es weiter Richtung Norden in die Aragatberge. Auf dem Weg halten wir nochmals am Kloster Khor Virab. Der vorgelagerte Fiedhof mit seinen vielen kleinen Zäunen scheint dem Optimalhabitat des Heckensängers zu entsprechen, welcher hier in sehr großer Dichte vorkommt. Anschließend Weiterfahrt zum Hotel am Aragat.

Mittwoch, 16. Mai: In den Bergen bei Steinbraunelle, Steinrötel und Weißkehlsänger
Nach einem entspannten Morgen, den jeder für sich in der attraktiven Umgebung des Hotels nutzen kann, fahren wir nicht weit bergauf. An einer markanten Stelle stoppen wir für eine Weile. Gut beobachten lassen sich dort unter anderem Steinbraunelle, Blaumerle, Ortolan, Steinrötel und Weißkehlsänger. Weiter geht der Weg bis zu einer Bergstation unterhalb des Gipfels auf ca. 3100m NN. Dort, und auf dem Weg dorthin, sehen wir Ohrenlerchen, Alpenbraunellen, Berghänflinge und Blaukehlchen. Mit vielen tollen Eindrücken dieser Gebirgslandschaften geht die Fahrt zurück ins hektische Jerewan. Am Abend besichtigen wir noch die Teppichmanufaktur Megerian Carpet. Danach essen im Restaurant zu Abend.

Heckensänger. Foto: Bernd Möckel.

Donnerstag, 17. Mai: Dornspötter und Felsensteinschmätzer in den Halbwüsten bei Vedi
Unseren letzten Beobachtungstag, der eigentlich der zweite gewesen wäre, verbringen wir in den Halbwüsten bei Vedi. Neben zahlreichen Isabellsteinschmätzern, welche uns mit ihrem äußerst variablen Gesang beeindrucken, können Felsensteinschmätzer und Dornspötter beobachtet werden. An Steilwänden befinden sich großen Kolonien von Steinsperlingen. Schmutz- und Gänsegeier gleiten über uns hinweg. Vom Steinortolan, welchen wir dort finden wollten, ist leider nichts zu sehen. Gegen Nachmittag fahren wir zurück ins Hotel nach Jerewan.

Nach dem letzten Abendessen und dem Abschlussabend endet diese Reise mit Eindrücken und Beobachtungen, die den meisten in hoffentlich schöner Erinnerung bleiben werden.

Freitag, 18. Mai: Heimreise mit Hindernissen …
Zeitig in der Nacht verlassen wir unser Hotel, denn bereits um 4.30 Uhr soll unser Rückflug von Jerewan zuerst nach Wien, von dort weiter zu diverseren innerdeutschen Flughäfen starten. Leider allerdings schon mit Verspätung, sodass in Wien die Anschlüsse nicht mehr funktionieren. Den ganzen Tag legt eine technische Störung (wie wir später erfahren des unterirdischen Tanksystems für die Flugzeuge) den Flughafen Schwechat lahm, in dessen Folge es zu stundenlangen Verspätungen und vielen Flugausfällen kommt. Müde, teilweise nach langen Wartezeiten, erreichen die letzten Gäste erst am späten Nachmittag ihre Ausgangsflughäfen in Deutschland.

Schwarzflügelbrachschwalbe. Foto: Bernd Möckel.

Zusammenfassung: Mit über 220 gesehenen Vogelarten ist unsere diesjährige Reisegruppe nach 11 Tagen aus dem Kleinen Kaukasus zurückgekehrt. Die 14 Teilnehmer konnten während der Reise die verschiedenen Landschaften Armeniens von Nord nach Süd intensiv kennenlernen. Dabei wurde eine Vielzahl der Charakterarten aus verschiedenen Habitaten gesehen. Unsere Reise startete in einem der bedeutendsten Feuchtgebiete Armeniens, den Armash-Fischteichen, wo eine Vielzahl Wasservögel inclusive Marmelente und Weißkopf-Ruderente beobachtet werden konnten. Weiter ging es über den Norden Armeniens mit Arten wie Wacholderlaubsänger, Zwerg- und Halbringschnäpper in den üppigen Bergmischwäldern, über den Sevansee mit den Armeniermöwen bis in den trockenen Süden an die iranische Grenze. Bei ausgiebigen Beobachtungstouren gelang es, Arten wie Weißkehlsänger, Heckensänger, Kurzfangsperber, Rotstirngirlitz und Tamariskengrasmücke zu entdecken.

Unterwegs in den Bergen. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Highlight der Reise waren unter anderen zwei sehr zeitige Exkursionen ins Hochgebirge, die die Beobachtung von Kauskasus-Birkhuhn und Kaspi-Königshuhn erbrachten. Gegen Ende der Reise rundeten die Aragat-Berge mit Arten wie Ohrenlerche, Berghämpfling und Alpenbraunelle das Artenspektrum ab. Den meisten Reisegästen werden sicherlich die großen Trupps von mehreren Hundert ziehenden Wespenbusssarden sowie die regelrecht häufig gesehenen Bartgeier in guter Erinnerung bleiben. Das reichhaltige traditionelle Essen, die Gastfreundschaft der Armenier, die Besichtigung Jahrhunderte alter Kirchen und eine ungewöhnliche Vielfalt an Orchideen in höheren Lagen bestimmen den positiven Gesamteindruck vom Land Armenien.

Andre Müller, Bartmeise-Reiseleiter, und unser armenischer Birdguide Artem. Foto: Dr. Torsten Langgemach.

Wir danken erneut unseren armenischen Partnern für die zuverlässige Ausführung auch dieser Reise. Herrn Bernd Möckel gilt unser Dank für die wunderbaren Aufnahmen von Vogelarten dieser Reise, die zur Bebilderung dieses Reiseberichtes verwendet werden dürfen. Dr. Torsten Langgemach stellte freundlicherweise Gruppenaufnahmen zur Verfügung.

Andre Müller (Reiseleiter)

Startfoto: Bartmeise-Reisegruppe Armenien 2018 im Kleinen Kaukasus. Foto: Andre Müller

 

Doppelschnepfenbalz, Lasurmeise und Terekwasserläufer am Brutplatz in den weißrussischen Sümpfen

Doppelschnepfenbalz, Lasurmeise und Terekwasserläufer am Brutplatz in den weißrussischen Sümpfen

Lasurmeise. Foto: P. Simeonov.

Am Pfingstsonntag (20.05.2018) kehrte unsere diesjährige Reisegruppe aus den weißrussischen Pripjat-Sümpfen zurück. Die zehn Teilnehmer in diesem Jahr kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unsere Reise startete fulminant mit Seggenrohrsänger und Bartkauz in der Nähe von Bereza, gefolgt von Lasurmeise nahe Liaskavicy und endete mit der spektakulären Doppelschnepfenbalz in den Feuchtwiesen von Turov. Die Gruppe konnte alle Zielarten und insgesamt 163 Arten beobachten, wie zum Beispiel Terekwässerlaufer, Weißrückenspecht, Zwergschnäpper und viele weitere. Für die meisten Gäste waren die genannten Vogelarten neu, insbesondere die Lasurmeise am Brutplatz in einem Stromkasten sorgte für Begeisterung. Ein weiterer Höhepunkt war die Balz der Doppelschnepfe an einem Balzplatz, der von mindestens 20 Männchen besetzt war.

Diese Reise findet im Jahr 2020 (2019 nicht!) erneut statt.

Martin Winter

Startfoto: Gruppe bei der Doppelschnepfenbalz am 18.05.2018. Foto: M. Winter

Terekwasserläufer: Foto: P. Simeonov.

„Wilder Balkan“: Bartmeise-Reisegruppe von Brutvogelwelt am und um den Kerkinisee begeistert

„Wilder Balkan“: Bartmeise-Reisegruppe von Brutvogelwelt am und um den Kerkinisee begeistert

Bootstour im “schwimmenden Wald” vor der Traumkulisse des Balkan-Gebirges. Foto: H. Meyer

Mit einer „vollen“ Artenliste von (ca.) 163 Vogelarten sozusagen von Austernfischer bis Zwergohreule, kehrte die Bartmeise-Reisegruppe Kerkinisee am 18.05.2018 sehr zufrieden aus der griechischen Provinz Makedonien pünktlich vor Pfingsten nach Hause zurück. Der Kerkinisee präsentierte sich auch im Monat Mai von seiner schönsten Seite: Krauskopfpelikane am Brutplatz, besetzten Reiherkolonien im „Schwimmenden Wald“ wie immer bei einer Bootstour, allen Sumpfseeschwalben-Arten und mit mediterranen Brutvögeln in reicher Auswahl von Bienenfresser über Maskenwürger bis zum Olivenspötter. Blauracken konnten am Brutplatz (schon mit Futter für die Jungen!) beobachtet werden, Kurzfangensperber und Schreiadler bei der Balz. Die in diesem Jahr zeitig reifen, sehr köstlichen Maulbeeren lockten auch schon Rosenstare an den See, über die sich alle Reiseteilnehmer freuen konnten. Wie üblich führte eine Tagestour auch etwas weiter an die Küste bei Thessaloniki, wo neben Triel und Rotflügelbrachschwalbe u.a. auch Seeregenpfeifer und Spornkiebitz (am westlichsten griechischen Vorkommen überhaupt) gesehen und fotografiert werden konnten, letztere sogar mit Jungvögeln.

Den gelungenen Rahmen für den Aufenthalt bot wieder unser schönes Hotel am See, das von unseren Reisegruppen bereits seit Jahren genutzt wird. Gelobt wurde wieder die üppige Verpflegung zur Reise, die neben dem Frühstück im Hotel und einem reichhaltigem Lunch-Pack für unterwegs am Abend in den umliegenden Restaurants zum Dinner viele lokale Salate der Saison unlimitiert zur Auswahl für jeden Reisegast sowie Hauptspeise und Dessert im Vollpensionspreis bot.

„Wieder zu Hause. Tolle Reise mit einer tollen Truppe. Der Kerkinisee ist ein Paradies für Birdwatching. 163 Vogelarten haben wir gesehen. Das spricht für sich. Bartmeise-Reisen kann man nur empfehlen. Eine rundum zufriedenstellende Reise.“ schreibt Teilnehmer Michael Franke (Dresden) auf seiner Facebook-Seite zur Reise.

Abendessen im Restaurant. Leckere griechische Speisen der Saison in reicher Auswahl. Unter Hotellier und Birdguide Nikos (li.) hat wie immer hervorragende Arbeit für die Gruppe geleistet. Foto: H. Meyer

Unsere nächste Tour zu diesem in jeder Jahreszeit absolut lohnenden Hotspot der europäischen Vogelwelt findet zum Herbstzug, vom 15. bis zum 21. Oktober 2018, statt. Die Reiseleitung dieser Gruppe übernimmt dann der griechisch-deutsche Künstler und Vogelmaler (Bildautor des „ADEBAR“-Atlas – Atlas Deutscher Brutvogelarten), Paschalis Dougalis (München). Noch sind einige Plätze auf dieser Kurzreise (in den sächsischen Herbstferien) buchbar. Für junge Gäste (Kinder, Jugendliche bis hin zu wirtschaftlich Unselbstständigen) sind Sonderkonditionen möglich (bitte erfragen; Kinder/Jugendliche immer in Begleitung eines normal zahlenden Erwachsenen). Anfragen dazu an: info@bartmeise.de.

Hartmut Meyer

Reisebericht Indien: Unterwegs zwischen Indischem Ozean und Western Ghats

Reisebericht Indien: Unterwegs zwischen Indischem Ozean und Western Ghats

Reisebericht: Südindien vom 6. bis 23. Januar 2018

Entspannte Anreise in der Premium-Economy-Class der Lufthansa. Foto: H. Meyer

Sonnabend/Sonntag, 06./07. Januar 2018: Anreise nach Indien
Zeitig in der Nacht starten die ersten Gäste per Taxitransfer von der Haustür zum Flughafen Dresden, und ab Hamburg nach München, mittags von dort weiter mit Lufthansa nach Mumbai, wo die Gruppe ziemlich genau Mitternacht eintrifft. Andere Gäste aus Frankfurt kommend erreichen ebenfalls um diese Uhrzeit Dehli. Nachdem die indische Ein- und Weiterreise-Bürokratie erfolgreich gemeistert wurde, treffen alle Gäste am Morgen des 7. Januar in Kochi an der Bengalensee/Indischer Ozean im südlichen Bundesstaat Kerala ein. Unser indisches Partnerunternehmen holt uns ab und nach kurzer Fahrt gegen 10:30 Uhr erreichen wir das angenehme Boutique-Hotel in Fort Kochi. Freundlicherweise stehen die Zimmer bereits zur Verfügung, und so können sich alle von der – durch den mitternächtlichen Umstieg – anstrengenden Reise erholen. Am Sonntagnachmittag dann ein Rundgang an der durch einen Taifun erheblich beschädigten Uferpromenade, an der wir einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Kulturen des indischen Subkontinentes bekommen. Übernachtung in Fort Kochi.

Montag, 8. Januar: Bootsausflug zu Pelagen und Delfinen in die Bengalische See

Reisegast Knut ergreift beherzt das Ruder der Yacht. Foto: H. Meyer

Hinaus auf den Ind. Ozean vorbei an den chinesischen Fischernetzen. Foto: H. Meyer

Mit Tagesanbruch steht eine gecharterte Hochseeyacht bereit, die uns einige Meilen hinaus in die Bengalensee/Indischer Ozean bringt. Zuerst geht es vorbei an den berühmten chinesischen Fischernetzen, feststehende riesige Senknetze. Wir können den mühsamen und meist erfolglosen Fischfang beobachten, der nur ein wenig Futter für die schon wartenden Reiher, Mohren– und Braunwangenscharben (Little- & Indian Comorant) bringt. Immer wieder entdecken wir links und rechts neben unserer Yacht Delfine. Von den insgesamt fünf hier vorkommenden Arten können wir zwei relativ sicher ausmachen: Common Dolphin und Humpacked Dolfin. Dann geht es vorbei an den Öl- und Gas-Terminals im Hafen von Fort Kochi und bald ist das Ufer nicht mehr in Sicht. Weißbart– und Lachseeschwalben (Whiskered- & Common Gull-billed Tern) sowie Braunkopfmöwen (Brown-headed Gull) und immer wieder Fischmöwen (Pallas‘s Gull) begleiten uns hinaus aufs Meer. Heuglins- und Steppenmöwen (Heuglin’s & Steppe Gull, wohl der Unterart L. c. barabensis zugehörig) sind zu sehen. Das Meer ist eigentlich ruhig, macht keine Schwierigkeiten, aber dennoch ist einigen Gästen vom Seegang etwas unwohl … Weiter draußen lassen sich einzelne Rüppel– und größere Trupps von Eilseeschschwalben (Lesser- & Greater Crested Tern) die auf den Wasserzeichen rasten, entdecken. Mehrere Spatelraubmöwen (Pomarine Jaeger) auf Nahrungssuche bedrängen Möwen und Seeschwalben. Unser mitgebrachtes Frühstück verzehren wir auf der Yacht und genießen dabei die tolle Stimmung.

Mittags sind wir zurück, denn es steht eine kurze Stadtbesichtigung im historischen Teil von Kochi auf dem (Vor-)Programm diese Reise. Eine historische Wäscherei, die jüdische Kathedrale und das jüdische Viertel mit seinen prächtigen Läden, die älteste römisch-katholische Kirche und der viel beschriebene Mattancherry-Palast mit seinen historischen Wandgemälden sind das Ziel. Zum Abschluss noch ein indisches Kulturhighlight, ein Muss für den Kerala-Besucher: eine Vorstellung im berühmten Kathakali-Theater, deren Darsteller ausschließlich pantomimisch spielen und tanzen, von gelegentlichen Schreien oder Rufen abgesehen, während die Handlung von einem oder zwei Musikern, die sich im Hintergrund halten, gesungen wird. Ein Theaterstück zu erleben, das nur bestehend aus Mimik und Gestik besteht, ist mit Sicherheit etwas ganz Besonderes. Übernachtung in Fort Kochi.

Dienstag/Mittwoch, 09./10.01.: Mangrovensetzlinge für den Natur- und Artenschutz

Bartmeise-Reisegruppe pflanzt Mangroven …

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns aus Fort Kochi und machen uns auf die Fahrt in die Backwaters. Unterwegs stoppen wir heute ausnahmsweise einmal nicht um Vögel zu beobachten, sondern um einen kleinen Beitrag für den Natur- und Artenschutz im Küstenbundesstaat Kerala zu leisten. Die Bartmeise-Reisegäste haben als Spende bei einer privaten Umweltschutz-Initiative (nichts anderes gibt es in Kerala!) Mangrovensetzlinge gekauft und nehmen hier deren Pflanzung selber mit vor. Mag sein, dass diese Aktion eher symbolischen Charakter trägt. Aber darüber einmal nachzudenken, welche positive Wirkung es haben könnte, wenn das auch jede andere Reisegesellschaft, die tagtäglich irgendwo an den Küsten in der Welt unterwegs ist, machen würde, darf man schon. Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht, und auch die örtlichen Organisatoren, die uns ihr Öko-Projekt für Schulkinder und Interessierte gern und ausführlich vorstellen, freuen sich über die Unterstützung aus Deutschland. Man reicht uns als Dankeschön zum Abschied Kaffee, Tee und lokale Süßigkeiten. Gegen 11.00 Uhr wartet unser Bus auf uns.

… als kleinen Beitrag für den Arten- und auch Küstenschutz in Kerala. Fotos: H. Meyer

Wir erreichen Alleppey und die Anlegestelle unserer schwimmenden Hotels gegen 13.00 Uhr. Hinter einem tropischen Garten verbergen sich am Hauptkanal zwei Hausboote, jedes mit vier komfortablen Hotelzimmern. Wir checken in die schwimmenden Zimmer ein und nach dem Mittagessen auf den Schiffen gleiten wir zum ersten Mal hinaus in die Kanäle, gesäumt von kleinen Ortschaften, Gärten und einer bezaubernden tropischen Vegetation. Unmittelbar hinter dem teilweise nur sechs bis zehn Meter breiten Landstreifen rechts und links der Kanäle schließen sich die üppig grünen, endlosen Reisefeldern an. Die meisten sind nach der Ernte im Dezember schon wieder bestellt und das Getreide steht 20-30 cm hoch. Aber ab und an finden sich noch Felder in Bearbeitung, die Scharen von Limikolen und anderen Wasservögeln anziehen. Unser beiden jungen Kapitäne stoppen wann immer wir etwas Interessantes entdecken. Und so können wir an beiden Tagen verschiedene Enten-, alle Reiher-, Scharben, Rallen und Wasserhühner, darunter auch Wasserfasan (Pheasent-tailed Jacana), und zahlreiche Limikolenarten, wie z.B. Tundra-Goldregenpfeifer (Pazific Golden Plover), die hier überwintern, Eisvögel, darunter auch den Storchschnabelliest (Stork-billed Kingfisher), beobachten. Hunderte Weißbart- und Lachseeschwalben (Whiskered- & Common Gull-billed Tern) bevölkern die Kanäle und sitzen teilweise wie Schwalben auf Leitungsdrähten über den Kanälen. Die Luft ist voller Brahminiweihen (Brahmini Kite), die ständig damit beschäftigt sind, nach Fressbarem Ausschau zu halten. Es wimmelt an Vögeln … An den Ufern lärmen Hirtenmainas (Common Myna) und das vielstimmige Morgenkonzert der (endemischen) Grünbartvögel (White-cheeked Barbet) ist unser Wecker. Viele Vogelarten Südindiens, die aufzuzählen zu weit führen würde, begegnen wir hier im Gebiet zum ersten Mal auf dieser Reise. Morgens und abends schauen wir den beeindruckenden Indischen Riesenflughunden (Indian Flying Fox) bei ihren Flügen zu den Tagesruheplätzen zu. Übernachtung auf den Hausbooten.

Der Zauber der Backwaters, der indischen Küche und freundlicher Menschen

Mit zwei solcher schwimmenden Hotelboote zwei Tage durch die Backwaters. Foto: H. Meyer

Indische Gaumengnüsse. Foto: H. Meyer

Diese 640 Quadratkilometer große, mit kleinen Hausbooten beschiffbare Kanalsystem im Rücken des indischen Ozeans ist längst kein Geheimtipp mehr, wie der enorme Bootsverkehr lokaler Urlaubsgäste in diesen Tagen zeigte, aber gleichzeitig auch ein unglaubliches Eldorado für Vögel, wenn auch jahreszeitlich unterschiedlich besetzt und vorgegeben durch die Erntefolge der Reisefelder. In einem Monat kann man Zehntausende Limikolen in frisch bestellen Reisefelder entdecken, im nächsten Monat verschwinden diese im wachsenden Reis. Manche ornithologischen Reisegruppen bleiben allein vier bis sechs Tage im Gebiet, welches man nach Aussagen der Bootscrews 14 Tage lang befahren könnte, ohne an der gleichen Stelle zweimal vorbei gekommen zu sein!

An dieser Stelle sei auf die vorzügliche indische Küche verwiesen, die wir während der gesamten Reise, insbesondere aber hier auf den Booten genießen durften. Die täglichen Zusammenstellungen an diversen Gemüse-, Reis-, Fisch- Nudel- und Hühnchen-Gerichten, Broten, frischen Salaten und zahlreichen Süßspeisen, angerichtet mit den landestypischen Gewürzen, die uns als Europäer vielfach noch immer ungekannt sind, war ein täglicher Genuss für den Gaumen und für alle Sinne. Die indische Küche kann zudem als Paradies für Vegetarier empfohlen werden. Eine solche Auswahl an  leckeren fleischlosen Speisen findet man wohl kaum anderswo auf der Welt. Und noch etwas spricht für die gute und saubere Küche: Keiner unserer Reisegäste hatte je ernsthafte Magen- bzw. Darmprobleme, zu keiner Zeit auf dieser Reise!

Gruppe bei der Mahlzeit auf den Hausbooten. Foto: H. Meyer

Auch ein anderer bemerkenswerter Vorgang soll kurz erwähnt werden: Eine Dame aus unserer Reisegruppe nahm einen Stopp am Morgen in einer kleinen Ortschaft zu touristischen Einkäufen war und zahlte diese mit ihrer Kreditkarte. Weder sie noch das Personal im Shop merkten sofort, dass die zu zahlenden Summe für den Einkauf möglicherweise infolge einer technischen Störung gleich viermal belastet wurde. Beim abendlichen Anlegen zur Nachtruhe wartete der Ladenbesitzer mit seinem Verkäufer auf unsere Boote und suchten die betreffende Kundin. Einer mehrfachen Entschuldigung für das Versehen folgte die Zurückzahlung der dreimal zu viel geleisteten Einkaufsumme in bar.

Donnerstag, 11.01.: Abschied von den „Backwaters“ und Fahrt zum „Salim-Ali-Vogelschutzgebiet“

Im Hornbill-Camp am Peryar-Fluss. Foto: H. Meyer

Zwei erlebnisreiche und eher lockere Tage in einem der schönsten Gebiete an der Südküste Indiens, in den Backwaters, sind vorüber. Ein letztes Frühstück auf unseren Hausbooten, dann Verabschiedung vom freundlichen Personal, die uns in den vergangenen Tagen wie in einem 5-Sterne-Hotel jeden Wunsch erfüllt hatten. Jetzt warten die Vogelschutzgebiete auf uns! Von Alleppey bis nach Thattekad, unserem Ziel, drängen wir uns rund 120 Kilometer durch die dichte Besiedlung Keralas und den unglaublich chaotischen Verkehr, der für unsere europäischen Sinne eher eine Zumutung ist. Hier vielleicht selber zu fahren: ein Albtraum, auch für den geübten Autofahrer! Wir kommen auch erst nach rund vier Stunden in unserem nächsten Camp, einer self-contained-Zeltanlage direkt an einem Seitenarm des Periyar-Flusses gelegen, an. Nicht nur das Personal der Anlage, auch eine lärmende Gruppe (gewöhnlicherweise ganze Familienverbände, die gesellig zusammenleben) mit dem treffenden deutschen Namen Dschungelschwatzhäherlinge (Jungle Babbler), heißen uns bei tropischen Temperaturen willkommen. Rasch beziehen wir unsere Zelte, und dann wartet schon das Mittagsbuffet. Trotz hoher Temperaturen über 30°C und ca. 48 % Luftfeuchte sind wir zwischen 16.00 und 18.00 Uhr auf Birdingtour um das Camp unterwegs. Viele Vogelarten, die wir heute kurz sehen, können wir an den Folgetagen noch ausführlicher beobachten. Zum Höhepunkt des Nachmittags wird aber ein Berghaubenadler der Unterart Nisaetus n. kalaarti (Legg’s Hawk Eagle), für den es (noch) keinen eigenen deutschen Namen gibt. Dieser seltene Adler, der relativ sicher nur hier im Gebiet beobachtet werden kann, ist eine der Zielarten und zieht Ornithologen und Vogelbegeisterte aus aller Welt hierher. Zum Tagesabschluss lässt sich noch der hiesige Vertreter der Sperlingskäuze, der Dschungelzwergkauz (Jungle Owlet) sehen. Im Schein der Taschenlampe leuchten die Augen der Riesenachtschwalbe (Great eared-nightjar), die wir noch vom Zeltbett aus zusammen mit den weiteren Stimmen der aus Urwaldnacht rufen hören.

Freitag, 12.01: Wilde Hühner im Wald, Endemiten-Festival und Bengalenpitta

Indienpitta am Periyarfluss. Foto: S. Daniel

Unser erster voller Tag im Gebiet beginnt noch in der Dunkelheit. Mit unserem Frühstück im Gepäck fahren wir knappe 45 Minuten bis zum Idamalayar Forst, dessen semiarides Klima eine in der jetzigen Trockenzeit teilweise Laub abwerfende Baumflora aufweist. In unserer Zielartenliste für die Region stehen verschiedene endemische Arten, um die wir uns bemühen wollen. Zuerst: wilde Hühner im Wald? Natürlich, denn wir sind in Asien, der Heimat unserer domestizierten Eierlieferranten, und hier kommt das seltene Sonnerathuhn (Grey Junglefowl), von dem wir einen Hahn mit vier, fünf Hennen … beim Verzehr unserer mitgebrachten Frühstückseier beobachten. Die Kapokbäume beginnen zu blühen und locken mit ihren süßen Blüten diverse Vogelarten an. Graustirn-Pompadurtauben (Grey-fronted Green-pigeon) ebenso wie Malabartoko (Malabar Grey Hornbill), Taubensittich (Malabar Parakeet), Scharlachmenningvogel (Scarlet Minivet), Kerala-Goldbrustbülbül (Flame-throated Bulbul), Däumlingsnektarvögel (Crimson-backed Sundbird) und den Malabarstar (Blyth‘s Starling) um nur Vertreter aus der Gruppe der Endemiten zu nennen.

Gegen 11.00 Uhr steigen die Temperaturen hier im Tiefland (70m NN) auf über 33°C an und die Vogelwelt verstummt. Wir ziehen uns zum Mittagessen zurück ins Camp und in unsere mit Deckenventilatoren und zusätzlich mit Klimaanlagen ausgestatteten Zeltbehausungen zur Mittagsruhe zurück. Am späten Nachmittag auf unserer zweiten Birdingrunde können wir dank der guten Insiderkenntnisse unseres lokalen Birdguides den beeindruckenden Fischuhu (Brown Fish-owl) und einen Falkenkauz (Brown Boobook), jeweils am Tageseinstand entdecken. Zum Abschluss des Tages, in den letzten 10 Minuten Tageslicht, wartet noch eine farbenprächtige Bengalenpitta (Indian Pitta) im Unterholz direkt am Straßenrand auf uns. Eine Art, die wie überall in den Tropen die Vogelfreunde aus nah und fern fasziniert. Was für ein schöner Tagesabschluss!

Sonnabend, 13.01.: Begegnung mit dem seltensten Vogel Südindiens

Noch vor dem Hellwerden stehen wir bereit zur Abfahrt in unser heutiges Beobachtungsgebiet in der am Rande des „Salim-Ali-Vogelschutzgebietes“. Wir wissen noch nicht, dass der heutige Tag ein ornithologisches Highlights der Reise bereithält. Zuerst erfreuen wir uns aber an einer neuen Bartvogelart, dem endemischen Malabar-Schmiedbartvogel (Malabar Barbet), dann folgt ein eher unscheinbarer, aber als Zielart des Gebiets ebenso wichtiger Vogel, der Einfarb-Mistelfresser (Nilgiri Flowerpecker), wieder ein Vertreter der Endemiten Südindiens.  Zum ersten Mal treffen wir heute auch auf das farbenprächtige Indische Königsriesenhörnchen (Indian Giant-squirrel), eines der größten Eichhörnchen der Welt.

Ceylonmaskeneule. Digiskopiefoto: H. Meyer

Im dichten Unterholz, nur zwei bis drei Meter über dem Erdboden, hat unser indischer Birdguide Jijo zwei den Tag verschlafende, nachtaktive Ceylonfroschmaul (Sri Lanka Frogmouth) entdeckt, die auf ihre Tarnung vertrauen und ihr typisches vertrautes Verhalten zeigen. Der Höhepunkt des Vormittags, ja der bisherigen Reise insgesamt, wartet aber gleich im Anschluss. Seit einiger Zeit hält sich der vermutlich seltenste Vogel Südindiens, eine Ceylonmaskeneule (Sri Lanka Bay-owl) hier im Gebiet auf und hat bereits – vergleichbar bei uns mit Ereignissen auf Helgoland – für einiges Aufsehen unter den asiatischen Twichtern und Birdern gesorgt. Denn diese sind ebenso vernetzt wie die europäischen oder amerikanischen, und so pilgern sie in das Gebiet, um diesen geheimnisvollen Vogel, über dessen Biologie fast nichts bekannt ist, zu sehen. Unser Guide ist gut aufgestellt und kann mit den neusten Informationen aus der Szene den an eine Schleiereule erinnernden (aber im Gesicht deutlich anders gezeichneten) Vogel im Unterholz rasch finden. Mit einem guten Gefühl und vollen Speicherchips in den Kameras beenden wir den hoch interessanten Birding-Vormittag. Im Camp wartet das Mittagsbuffet und die Mittagsruhe.

Nachmittags suchen wir nach einer weiteren Zielart des Gebietes, der endemischen Weißbauch-Baumelster (White-bellid Treepie), die wir auch gut beobachten können. In der Abenddämmerung fliegen Maharadschanachtschwalben (Jerdon’s Nightjar) im Schwein der Taschenlampe rufend um uns. Ein Mangokauz (Mottled Wood-owl), den wir allerdings nicht entdecken können, verabschiedet uns mit seinen Rufen in die Nacht. Nach dem Abendessen steht wie immer die tägliche Birdliste im Programm, dann begibt sich jeder in seine komfortable Zeltbehausung zur letzten Nacht hier.

Sonntag, 14.01.: Ein Baum voller Däumlingsnektarvögel – auf dem Weg in die Western Ghats

Nilgirilangur mit Jungtier. Foto: S. Grüttner

Eine Geburtstagstorte für Reisegast Wolfgang. Foto: H. Meyer

Nach dem Frühstück checken wir aus und verlassen unser Birdwatcher-Camp im tropischen Tiefland, in dem wir wunderbare Stunden verbracht und die südindische Vogelwelt genossen haben. Wir fahren entlang des Periyar-Flusses in Richtung der Berge der Western Ghats. Obwohl die Strecke bis zum nächsten Zielpunkt auf 880mNN gelegen nur 110 km lang ist, brauchen wir über vier Stunden für die Fahrt auf einer sehr schlechten Straße, die teilweise nur Schrittgeschwindigkeit zulässt. Unterwegs stoppen wir am Fluss und suchen nach einer weiteren endemischen Vogelart Südindiens, die hier verbreitet ist, den Graukopfbülbul (Grey-haeded Bulbul), den unser Guide schnell für uns findet. Begeisterung löst unterdessen ein üppig blühender Tropenbaum aus, an dessen gelben Blüten es von Nektarvögeln nur so wimmelt. Etwa 40 bis 50 der endemischen Däumlingsknektarvögel (Crimson-backed Sunbird) und einige Lotennektarvögel (Loten‘s Sundbird) zeigen hier Ihre Art als „Asiatische Kolibris“. Die Landschaft steigt an und wir gelangen auf eine erste Hochfläche der Western Ghats. Teeplantagen tauchen auf und bieten einen Kontrast zu den Bananen- und Ananasfeldern, Palmenhainen sowie Gemüsegärten der Ebene. Mit dem Erreichen der Western Ghats ändert sich auch das Klima: das feuchtheiße Tieflandsklima der ersten Reisewoche zwischen Kochi und den Thattekad weicht trockeneren Klima und kühleren Temperaturen. Wir checken in unser schönes Hotel ein, genießen das Mittagsbuffet und unternehmen in den letzten drei Stunden Tageslicht noch einen ersten Beobachtungsgang in den „Thekkady-Nationalpark“. Hier begrüßt uns zuerst der asiatische Vertreter der Paradiesschnäpper, der Hainparadiesschnäpper (Indian Paradis-flycatcher), noch dazu ein Männchen im prächtigen Brutkleid. Auch bei den asiatischen Primatenarten gibt es hier eine endemische, gefährdete Art (vulnerable) zu entdecken. Der Nilgiri-Langur, der in kleinen Gruppe durch die Urwaldriesen streift, lässt sich rasch gut per Spektiv beobachten.

Für einen Reiseteilnehmer hält der Abend noch eine Überraschung bereit: Eine Schwarzwälder-Kirsch-Geburtstagstorte … in Südindien für das Geburtstagskind Wolfgang!  Zwei Flaschen Wein gehören auch zum Geschenk, welches unsere indischen Kollegen für diesen Anlass organisiert haben. Abendbuffet/Übernachtung in einem schönen ****-Hotel am Rande des Nationalparks.

Montag, 15. Januar: Besondere Vogelarten im Periyar-Tiger-Reserve

Keralablauschnäpper. Foto: S. Grüttner

Am zeitigen Morgen setzen wir mit einem Bambusfloß über einen Nebenarm des Periyar-Flusses und beginnen unsere Wanderung im Schutzgebiet. Aus den Urwaldriesen entlang des Flussufers ertönt auch hier der vielstimmige Chor der Grünbartvögel (White-cheeked Barbet), und die Nilgiri-Languren begrüßen uns mit ihrem Morgengesang. Eine Familie Indischer Fischotter (Smooth-coated Otter) spielt entspannt im Wasser und dann im Ufersand. Schopfwesenbussarde (Oriental Honey-buzzard), Malaien- (Black Eagle) und Schelladler (Greater Spotted Eagle) sind bereits in der Luft. Wir suchen aber heute nach weiteren endemischen Arten Südindiens, auf die wir auf diese Reise nur hier eine Chance haben. Als ersten Vertreter dieser Gruppe können wir uns aus nächster Nähe den Keralablauschnäpper (White-bellied Blue-flycatcher), der seinem Namen alle Ehre macht, anschauen. Zuerst ein Weibchen, dann eines der blau gefärbten Männchen. Unsere Birgduides suchen unterdessen schon nach der nächsten Rarität in der Vogelwelt, die man auch nicht jeden Tag zu Gesicht bekommen kann. Aber es gelingt. Plötzlich kommt Bewegung ins Unterholz. Eine Gruppe Häherlinge macht sich bemerkbar. Und, es sind die gesuchten, die endemischen Rostflankenhäherlinge (Wynaard Laughinthrush)! Mehr als 15 Individuen umfasst der Verband, der sehr nah an uns vorbeizieht.

Frische Tigerspuren im Schlamm, die wohl von einem kräftigen Männchen stammen, erregen Aufmerksamkeit! Durchdringender Aasgeruch sticht in der Nase. Wir müssen uns zurückziehen. Die Rancher sind sich sicher, dass die Großkatze noch in der Nähe an ihrem Riss sein muss. Es ist zu gefährlich, hier zu bleiben.

Damadrossel. Foto: S. Grüttner

Auf dem Rückweg kommt uns noch der wunderbar orange-schwarz gefärbte (near endemic) Malaientrogon (Malabar Trogon) vor die Optik. Auch eine Zielart dieses Gebietes, ebenso wie die nicht häufigen Hindusegler (White-rumped Spinetail), die niedrig überm Wasser auf Nahrungssuche sind. Zufällig entdecken wir noch eine Damadrossel (Orange-headed Thrush), die wir eigentlich schon vor Tagen vergeblich gesucht hatten. Mittags erreichen wir unser Hotel und das Buffet wartet auf die hungrigen Vogelbeobachter.

Die Nachmittagsrunde brachte die erhofften weiteren endemischen Arten, die im Gebiet gefunden werden können: Malabarvanga (Malabar Woodshrike) und Graustirndrossling (Roufus Babbler). In einer feuchten Wiese rasten Spießbekassinen (Pintail Snipe), Wintergäste aus Sibirien. In einem alten Baum lässt sich noch eine neue Zwergohreulen-Art finden, die Orient-Zwergohreule (Oriental Scops-owl). Ein wieder interessanter Tag in einem bemerkenswerten Schutzgebiet endet nach der Birdliste mit der Nachtruhe der Birder.

Dienstag, 16.01.: Hinauf nach Munnar ins Tea Vally in den Western Ghats

In den Teeplantagen bei Munnar. Foto: B. Nikolov

Flötenhäherling. Foto: S. Grüttner

Nach dem Frühstück verlassen Periyar und fahren im Tal auf ca. 450mNN entlang der sehr trockenen, Regen abgewandten Ostseite der Western Ghats. Eine savannenartige Landschaft mit Akazien überrascht und erinnert an Afrika. Eigentlich fehlen nur die Giraffen … Bevor wir uns die enge Bergstraße hinauf schlängeln, stoppen wir um nach einigen Vogelarten Ausschau zu halten. Nochmals können wir die Bengalenpitta (Indian Pitta) gut beobachten. Wir sind diesen Umweg durch den Bundesstaat Tamilaru nach Munnar insbesondere deswegen gefahren, um eine weitere spannende endemische Vogelart dieses Lebensraumes beobachten zu können. Direkt an der Bergstraße auf ca. 1.000mNN entdecken wir dann auch den schicken Goldkehlbülbül (Yellow-throated Bulbul). Gegen 14.00 Uhr, nach insgesamt sechs Stunden Fahrtzeit für „nur“ 150 Kilometer Strecke erreichen wir die Stadt Munnar, ein in ganz Indien bekannter und beliebter Luftkurort, auf 1.500 Meter Höhe gelegen. Die Umgebung der Stadt ist vom Teeanbau geprägt, für den die Western Ghats berühmt sind. Die Zeit nach dem Mittag nutzen wir, um uns im am Stadtrand gelegenen „Tea Valley“ umzuschauen. Auch hier ist die Dramatik des Habitatverlustes in der Agrarlandschaft, die weltweit die Vogelwelt bedroht, deutlich sichtbar. Allein vier endemische Vogelarten kommen hier in einem winzigeren Restwäldchen, von Teeplantagen regelrecht umzingelt und auch noch von einer Straße durchschnitten, vor: Nilgiritaube (Nilgiri-Wood pigeon), Nilgiri-Flycatcher, Flötenhäherling (Kerala Laugthingtrhus) und Weißbauchschmätzer (White-bellied Blue-robin). Ob diese gefährdeten Vogelarten auch in einigen Jahren noch hier zu finden sind, steht sicher in den Sternen …

Der Nachmittag wird etwas individueller gestaltet. Einige Gäste besuchen das Tee-Museum der Stadt und suchen in dem einen oder anderen Geschäft nach einigen typischen Reisemitbringseln. Die „harten“ Birder hingegen entdecken auch am Nachmittag weitere neue Vogelarten bzw. erfreuen sich nochmals an einem Fischuhu (Brown Fish-owl), der völlig frei sitzende auf einem Stein im Fluss auf Beute wartet.

Mittwoch, 17.01.: Besuch im „Eravikulum Nationalpark“ bei Nilgiripieper und Nilgiritahr

Nilgiripieper. Foto: S. Grüttner

Nach der Nacht im kolonial-edlen TAJ-Hotel, angeblich dem besten Hotel Südindiens, fahren wir zeitig in den „Eravikulan Nationalpark“, der auf ca. 1.700 mNN beginnt. Hier beschäftigt uns vor allem eine Vogelart, der endemische Nilgiripieper (Niligiri-Pitpit) der nur hier im weitläufigen Grasland vorkommt. In diesen Nationalpark führt nur ein einziger Weg hinein und wieder hinaus, ansonsten herrscht strenges Betretungsverbot. Aber wir haben auch hier Glück und können gleich zu Beginn die gesuchte Art gut und ausführlich beobachten. Zum ersten Mal auf dieser Reise entdecken wir auch die Indienamsel (Indian Black-Bird). Auch die nicht häufige Hill Swallow (Splitt von der Tahitischwalbe) ist hier Brutvogel. Das Schutzgebiet gilt insbesondere auch einer weiteren endemischen Säugeiterart, dem Nilgiri Tahr, einer seltenen Wildziegenart, die wir ebenso beobachten können. Nach dem Mittagaessen lassen sich nochmals einige neue Vogelarten entdecken: Graukopf-Kanarienschnäpper (Grey-headed Canary-flycatscher), Purpurnektarvogel (Purple Sunbird) und Eilsegler (Brown-backed Needletail). Hier bei Munnar liegt auch der mit knapp 2.700 mNN höchste Berg der Western Ghats, gleichzeitig die höchste Erhebung südlich des Himalajas.

Donnerstag, 18.01.: Eine außergewöhnliche Seltenheit am Stadtrand von Munnar

Malabarpfeifdrossel. Foto: S. Grüttner

Die (near endemic) Malbar-Pfeifdrossel (Malabar Wisthling-Trush) weckt uns mit ihrem flötenden Gesang, und nach einem tollen Frühstücksbuffet checken wir aus. Heue liegt ein Reisetag über rund 250 km vor uns. Unterwegs stoppen wir aber, um noch einige Vogelarten zu entdecken. Gleich am Stadtrand wartet eine handfeste Überraschung auf uns. Wir können der endemischen Nilgiridrossel (Nilgiri Trush), einer typischen Erdrossel, die in den Bergen der Western Ghats in einem winzigen Verbreitungsgebiet vertreten ist, bei der Nahrungssuche zuschauen (und einige Belegfotos anfertigen)! Die Art ist so selten, dass es von ihr bis heute angeblich keine Tonaufnahme gibt. Die Wahrscheinlichkeit, diese Drossel zu sehen, liegt normalerweise bei null! Später legen wir einen weiteren Stopp in einem anderen Schutzgebiet, dem „Chinnar Wildlife Sanctuary“ (480m NN) ein. Hier wollen wir noch eine interessante Eule, den Nepaluhu (Spot-bellied Eagle-owl), beobachten. Nach einiger Suche kann die Art, auf die wir nur hier eine echte Chance haben, im Tageseinstand dösend entdeckt werden.

Auch die heutige Fahrstrecke ist landschaftlich wieder überaus reizvoll. Zuerst fahren wir aus den Bergen von Munnar (um 1.500 mNN) auf die bei 480mNN gelegene Talsohle zurück und weiter entlang der Regen abgewandten, trockenen Region der Western Ghats in nördliche Richtung. Plötzlich taucht wieder das Gebirge auf uns es geht erneut steil hinauf in atemberaubenden Haarnadel-Kurven zum auf 2.400 m Höhe gelegenen Hauptort der Nilgiri-Region, nach Ooty. Ein tolles Hotel, angeblich das beste Hotel Südindiens, wartet im berühmten Kurort auf uns.

Freitag, 19.01.: Ein Gaur-Bulle im Raureif in den Nilgiri-Bergen, und letzter Endemit der Reise

atemberaubender Anblick: ein wilder Gauer-Bulle in der Morgensonne. Foto: S. Grüttner

Vor dem Frühstück fahren wir in ein winziges Waldgebiet am Stadtrand, um drei endemische Arten zu suchen. Die Nacht war kalt, sogar mit leichtem Nachtfrost, die Autos sind am Morgen komplett vereist und es liegt Raureif auf den Wiesen. In einer aufgegebenen, verkrauteten Teeplantage am Waldrand steht in der aufgehenden Sonne ein gewaltiger Gaur-Bulle. Seine Nüstern dampfen im Raureif des kalten Morgens. Ehrfurchtsvoll betrachten wir das riesige Wildrind. Was für ein beeindruckender Anblick! Wir beobachten Zimtbrusthäherling (Nilgiri Laughingthrus) und den wunderbar schwarz-orange gezeichneten Orangeschnäpper (Black-and-orange Flycatcher). Etwas mehr Zeit benötigen wir, um den seltenen Nilgirischmätzer (Nilgiri Blue Robin) zu finden. Aber schließlich entdecken wir die Art in einem Gebüsch. Damit haben wir die drei hier vorkommenden Endemiten gefunden, gesehen und fahren zurück ins Hotel, wo das Frühstück wartet. Danach checken aus und verlassen die Nilgiriberge, die nicht nur für die gesamte Region, sondern auch für zahlreiche seltene Tierarten Namensgeber sind. Nach nicht allzu langer Fahrt erreichen wir Nachmittag den „Mundulai Nationalpark“ wieder zu Fuße der Western Ghats, wo uns eine naturnah gelegene Logde abseits der indischen Zivilisation erwartet. Wir checken ein in die geräumigen Bungalows und starten nach einer Stärkung auch sofort zum Birdwatching. Neben verschiedenen neuen Vogelarten sehen wir hier die Malabarlerche (Malabar Lark). Mit dieser letzten endemischen Art können wir die Liste aller 25 endemischen Vogelarten Südindiens schließen. Wir haben sie alle sehen können! Der Abend endet mit noch einer Geburtstagsfeier, denn auch Evelyn feiert auf dieser Reise ihren Ehrentag. Und natürlich ist auch für sie eine Überraschung vorbereitet.

Sonnabend, 20.01.: Tiger-Safari ohne Tiger – Tiger auf der Straße

Fischuhu. Foto: S. Grüttner

Vor und nach dem Frühstück birden wir in der Umgebung der Logde wieder im Savannen-artigen, trockenem Gelände, am Rande des „Mundulai Nationalparkes“. Mehr als 20 neue Vogelarten können wir feststellen. Darunter auch solche Seltenheiten wie Weißbauch-Menningvogel (White-bellied Minivet) und (near endemic) Fleckenbrust-Fächerschwanz (White-spotted Fantail). Wir freuen uns über besonders attraktive Arten wie Kastanienkleiber (Indian Nuthatch), der hier im Gebiet sein südlichstes Vorkommen hat, sowie über Gelblappenkiebitz (Yellow-wattled Lapwing), Thickellblauschnäpper (Thickell‘s Blu-Flycatcher und Elsterraupenschmätzer (Bar-wingend Flycatcher-shrike), die zwischen unseren Bungalows im Logde-Gelände aktiv sind. Mit dem Brahmakauz (Spotted Owlett) sehen wir die achte Eulenart auf dieser Reise.

Den Nachmittag gestalten wir optional auf Wunsch aller Teilnehmer mit einer Tiger-Safari im Schutzgebiet. Dazu fahren wir aber etwas weiter in den nächsten Bundesstaat zum „Bandipur Tiger Reserve“ im Bandipur Nationalpark, weil nach Auskunft unserer indischen Begleiter dort die Chancen, Bengaltiger zu sehen, am höchsten sein sollen. Die indische Bürokratie überbrücken wir Vogelbeobachtung und entdecken die zweite Fächerschwanz-Art des Tages, den Weißstirn-Fächerschwanz (White-browed Funtail). Damit haben wir beide in Südindien vorkommende Arten gesehen. Erwartungsfroh besteigen wir nun das für uns bereitgestellte Safarifahrzeug, müssen uns aber zu unserer Verwunderung kurze Zeit später am Eingang zum Schutzgebiet in den indischen Massentourismus „Tiger“ einreihen. Ein junger indischer Birder, der mit uns im Fahrzeug fährt, zeigt stolz seine Aufnahmen vom Sonntag vor einer Woche aus diesen Gebiet: eine Tiger-Aufnahme schöner als die andere, dazu einen Leoparden!

Bengaltiger. Foto Nepal: Som Gharti Chetri

Fast drei Stunden fahren wir durch das Schutzgebiet … und sehen nichts! Keine wilden Elefanten, obwohl es überall nach diesen und deren frischen Dung riecht, keine Wildrinder, keinen Leoparden und schon gar keinen Tiger. Okay, einmal machte sich Unruhe breit. Im Gebüsch soll einer gewesen sein, aber niemand hat wirklich etwas gesehen. Alle sind etwas traurig, aber wir waren nicht im Zoo! Tierbeobachtungen in der Wildnis sind Glücksache. Wir steigen in unseren Tourbus um und fahren die Straße durch das Schutzgebiet zurück, auf der wir schon gekommen waren. „Schlafende Polizisten“ alle paar Hundert Meter zwingen unser Fahrzeug zu ständiger Schrittgeschwindigkeit und obwohl eigentlich überflüssig mahnen große bebilderte Tafel am Straßenrand permanent zu langsamer Fahrt …, weil wilde Elefanten, Wildrinder, Leopard und Tiger die Straße überqueren würden. Und, unglaublich, wenige Meter weiter überquert tatsächlich ein stattlicher Bengaltiger unaufgeregt direkt vor unserem Bus die Straße um in der Dunkelheit zu verschwinden … Unglaublich!

Im Camp wartet das leckere Abendbuffet, und nach der Vogel- wird die Säugetierliste um den Tiger ergänzt … bevor die Nachtruhe, begleitet von den Rufen von Dschungel- & Hindunachtschwalbe (Jungle- & Indian Nightjar), eingeläutet wird.

Sonntag, 21. Januar: Im Maharadschapalast von Mysore

Der Maharadschapalast von Mysore. Foto: H. Meyer

Im Palast. Foto: H. Meyer

Heute verlassen wir nach dem Frühstück das Camp, dessen wundervolle Natur und stille Umgebung für indische Verhältnisse geradezu erholsam wirkte, und machen uns auf die Weiterreise Richtung Bangalore, von wo aus wir übermorgen unsere Heimreise antreten werden. Wir werden heute aber eine Zwischenübernachtung in Mysore (765 m NN) einlegen. Bis zur Stadt birden wir nochmals ein einigen Punkten. Auf einer Ruderalfläche können wir zwei weitere neue Arten, die uns noch in der Liste fehlen, entdecken: Rostbauchprinie (Ashy Prinia) und Grauscheitellerche (Ashy-ground Sparrow-lark). Gegen 13.00 Uhr treffen wir nach ca. 90 Kilometer Fahrt in Mysore ein. Ein wunderbares Stadthotel wartet auf uns. Am Nachmittag, zum Abschluss der Rundreise durch Südindien, steht noch etwas Kultur auf dem Programm. Wir besichtigen den Maharadscha-Palast von Mysore. Nicht mehr unerwartet findet auch hier „indischer Massentourismus“, der uns in seiner „Masse“ durchaus erschreckt, statt, aber die Menschenmassen, die sich zeitgleich mit uns durch prächtigen Hallen und Gemächer, verziert mit Kiloweise Gold, Edelsteinen und wertvollen Wandmalereien, schmäleren nichts vom erhabenen Gesamteindruck dieses ganz außergewöhnlichen Königsschlosses, welches in ganz Indien seinesgleichen sucht.

Montag, 22. Januar: Vogelkolonien im Rangnitthuri-Schutzgebiet zum Abschluss

Bartmeise-Reisegruppe Südindien. Foto: H. Meyer

Nach dem Frühstück treten wir die letzte längere Etappe nach Bangalore, in die indische „Gartenstadt“, an. Die 200 Kilometer Strecke unterbrechen wir am Morgen kurz nach Mysore am Keveri-Fluss, wo der abschließende vogelkundliche Höhepunkt wartet: Ein Besuch im Rangnithuri-Vogelschutzgebiet mit einer Bootsfahrt zu den Wasservogel-Brutkolonien. Zusammen mit einigen indischen Vogelfotografen sind wir heute Morgen die ersten Birder, die eines der von Hand geruderten Boote besteigen. Wir gleiten in völliger Stille, nur vom vielstimmigen Vogelkonzert begleitet, am Flussufer entlang. Buntstorch (Painted Stork), Silberklaffschnabel (Asian Openbill) und – neu –  auch Graupelikane (Spot-billed Pelican) sind in Brutstimmung und zeigen sich im Prachtkleid an ihren Nestern, ebenso wie verschiedene Reiherarten in diesen gemischten Kolonien. Beeindruckend sind auch hier wieder Hunderte Indische Riesenflughunde, die zwischen den Nestern der Vögel im Bambus hängen. Noch eine neue Vogelart können wir auch beobachten. Der Krabbentriel (Great Thick-knee) ist hier mit einigen Brutpaaren vertreten und sitzt neben den Respekt einflößenden Indischen Sumpfkrokodilen und einigen Kaimanen auf den Felsen im Fluss.

Wir erreichen am späten Nachmittag unser Hotel in der Nähe des Flughafens von Bangalore, wo unser Abschlussessen wartet und wo wir uns bis Mitternacht noch frisch für die lange Reise machen können.

Dienstag, 22. Januar 2018: Eine rote Rose zum Abschied in Frankfurt

Alles “rot” in Kerale – rote Partei, rote Vorbilder … und rote Früchte (rechts). Foto: H. Meyer

Kurz nach Mitternacht startet der Transfer zum internationalen Flughafen von Bangalore, wo um 3:35 Uhr Ortszeit die Lufthansa-Maschine nach Frankfurt wartet. Alles verläuft reibungslos, fast pünktlich startet die Boeing 747-800 mit Ziel Frankfurt. Lufthansa wird auch heute Nacht seine seiner Auszeichnung zur einzigen 5-Sterne-Ariline Europas gerecht und bietet besten Service. Fast alle Gäste nutzen für den 9,5 h Flug die neue und bequeme Premium-Economy-Klasse, wodurch auch etwas Nachtschlaf möglich wird.  Beim Aussteigen in Frankfurt reicht die Lufthansa allen Damen unserer Gruppe eine rote Rose zum Abschied. Für alle Gäste symbolisch vielleicht auch der Abschied von dieser Reise und der ganzen Gruppe, die herausragend gut harmonierte.

Fazit: Diese vogelkundliche Rundreise durch Südindien, fast ausschließlich durch den (für indische Verhältnisse) recht außergewöhnlich wohlhabenden Bundesstaat Kerala, führte über 1.600 Kilometer Gesamtstrecke in kurzen Tagesetappen vom tropischen Tiefland am Indischen Ozean bis in die höchsten Berge südlich des Himalaya, in die Western Ghats (bis ca. 2.700 mNN). Die Temperaturen lagen zwischen (maximal) + 35°C und (minimal) 0°C, also bis 35°C Temperaturdifferenz in 15 Tagen! Ziel der Reise waren neben der südindischen Vogelwelt insgesamt natürlich auch die 25 möglichen endemischen Vogelarten (Südindiens und der Western Ghats), die wir dank eines gut aufgestellten, kenntnisreichen Birdguides auch ausnahmslos alle beobachten konnten. Die seltensten Arten auf dieser Reise waren wohl die Ceylonmaskeneule und Nilgiridrossel, deren Beobachtungswahrscheinlichkeit normalweise bei null liegt. Insgesamt rund 270 (von 550-600 möglichen) Vogelarten konnten beobachtet werden. Ungewöhnlich viele Säuger, darunter auch einige endemische Arten, dazu Bengaltiger, Wildrinder, Hirsche bis hin zu Indischen Königsriesen- und Zwerghörnchen, Fischottern sowie Riesenflughunden konnten nebenbei studiert werden. Trotz auch hier deutlich sichtbarer Umweltprobleme – insbesondere Habitatverluste durch die Bevölkerungsexplosion – erlebten wir eine reichhaltige Vogel- und Tierwelt, die durch die Bevölkerung (religiöse Gründe im hinduistischen und buddhistischen Glauben) keinerlei Nachstellung ausgesetzt ist!

Südindische Tropenlandschaft. Foto: H. Meyer

Die Reise bot zudem einen Einblick in die Kultur und tropische Landschaft sowie in die Bergwelt der Western Ghats. Wir erlebten ausschließlich freundliche, stets Service bereite Menschen, die dezent jeden Wunsch der Gäste erfüllten. Die gute indische Küche, ein Paradies für Vegetarier, sehr gute bis gute, hygienisch einwandfreie Hotels und Logdes und eine herausragend gute Tour-Betreuung durch unsere indischen Partner trugen dazu bei, dass alle Gäste die gesamte Reise ohne irgendwelche Ausfälle gesundheitlicher Art genießen konnten (darunter auch Gäste, die überhaupt zum allerersten Mal eine tropische Region bereisten)! Trotz heftiger Klimatisierung aller öffentlichen Bereiche waren auch keinerlei Ausfälle durch Erkältungskrankheiten zu verzeichnen. Ein für die gesamte Reise für die Reisegruppe zur Verfügung stehender mobiler WiFi-Hot Spot ließen auch die Verbindung auch dort, wo diese in abgelegenen Gegenden nicht stabil war, in die Heimat nicht abreisen

Startbild: Bartmeise-Reisegruppe im Salim-Ali-Vogelschutzgebiet. Foto: H. Meyer

Hartmut Meyer

 

Gäste-Stimmen zur Reise:
“Eine grandiose Reise. Wir waren überwältigt von diesem so spannenden und kontrastreichen Indien, seiner vielfältigen Vogelwelt ( zahlreiche endemische und seltene Arten, v.a. Eulen und Bengalenpitta ), den wunderschönen, teils luxuriösen Unterkünften, dem phantastischen vegetarischen Essen, der bewegenden Freundlichkeit der indischen Bevölkerung und der Harmonie in unserer Gruppe. Zudem waren die Organisation und die Betreuung vor Ort nicht zu übertreffen … Mona und Wolfgang Horn”. 

Wir waren wir noch nie in Asien. Wir sind mit großen Erwartungen dorthin gefahren und müssen sagen, unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Die Reise war von Anfang bis Ende bestens organisiert, die Reiseroute  so angelegt, dass wir in den verschiedensten Regionen wohl einen großen Teil der dort lebenden Vögel beobachten konnten, was nur durch die hervorragende Ortskenntnis unserer indischen Begleiter möglich war. Die vielen Begegnungen mit den Menschen werden uns ebenfalls lange in Erinnerung bleiben. Die kulturelle Vielfalt konnten wir ebenfalls erleben. Unterkunft und Verpflegung waren hervorragend. Das zeigt sich wohl auch darin, dass kein Reiseteilnehmer gesundheitliche Probleme bekam.Vielleicht könnte man im traumhaft gelegenen Camp ‘Dschungel Hut’ den Aufenthalt so organisieren, dass ein halber Tag zur freien Verfügung steht … Cornelia Leunert & Bernd Voigtländer.” 

“Diese Reise war für mich ein tolles Erlebnis. Zeitig in der Frühe draußen in der Natur sein und langsam immer mehr entdecken, was man im Vorbeigehen kaum sehen würde. Die Augen daran gewöhnen, die kleinsten Regungen in der Umgebung wahr zu nehmen, gespannt zu sein und dann die Freude, wenn man das kleine Lebewesen endlich entdeckt hat. Das bunte, freundliche, warme Land. Ich habe es trotz Gedränge in den Straßen, dem Müll, der Unvollkommenheit vieler Bauten, als sanftmütig und angenehm empfunden. Die Landschaft, einmalig in ihrer Vielfalt, bei uns in dieser Form nicht zu haben, deshalb für mich etwas Besonderes und Kostbares. Nicht zu vergessen der Duft und der Geschmack der Gewürze, der Früchte und der Speisen, ein Genuss … Am schönsten waren für mich die beiden Camps mit ihren weitläufigen Geländen. Die Backwaters erlebte ich wie eine Filmkulisse, und der Palast in Mysore war ein kulturelles Highlight, unbedingt sehenswert. Die Organisation war hervorragend. Ich habe mich immer sehr wohl und sicher gefühlt …  Dr. Evelyne Schöne.“

Seltene Vögel, Ameisenbär und Mähnenwolf in der endlosen Steppe von Minas Gerais

Seltene Vögel, Ameisenbär und Mähnenwolf in der endlosen Steppe von Minas Gerais

Reisebericht Brasilien/Cerrado, 4. bis 17. Oktober 2017

Endemit – Kobaltämmerling: Foto: A. Eisen Rupp.

Mittwoch/Donnerstag, 4./5. Oktober 2017: Reise nach Minas Gerais
Am Nachmittag trifft sich die Bartmeise-Entdecker-Gruppe auf dem Flughafen Berlin-Tegel, um mit Air France über Paris in den brasilianischen Bundestaat Minas Gerais zu reisen. Kurz vor Mitternacht starten ab Paris Charles de Gaulle die Fernflüge nach Rio de Janeiro bzw. nach Sao Paulo. Beide AF-Maschinen mit unseren Gästen landen pünktlich am Morgen des 5. Oktober nach knapp 11 Stunden  in den brasilianischen Metropolen. Die Gäste über Rio de Janeiro treffen am Vormittag unseren Birdguide Adrian Eisen Rupp. Gemeinsam mit ihm geht es in einem kurzen Flug mit der GOL weiter zum Zielort Belo Horizonte. In den für die Fußball-WM 2014 neu gebauten Flughafen übernehmen wir unsere beiden Mietwagen und starten zügig unsere Fahrt zum ‚Serra da Cipo‘-Nationalpark, der ersten Station dieser Reise. Die Strecke bis in den Ort Santana de Riacho ist nur rund 75 km lang, und so können wir unterwegs noch ein gutes Mittagesse mit typischen und landesweit bekannten und beliebten Speisen aus dem Bundesstaat Minas Gerais genießen. Gegen 15.00 Uhr erreichen wir unsere schöne Logde und checken in die Zimmer ein. Wir nutzen die restlichen beiden Stunden Tageslicht und schauen uns im Ort nach ersten Vogelarten um. In fruchtenden Bäumen können wir allein schon vier Papageienarten entdecken. Gruppen der kleinen Blue-winged Parrots (Blauflügel-Sperlingspapagei) und die für die Steppe typischen Yellow-chevroned Parakett (Gelbflügelsittich) lärmen in den Bäumen. White-eyed Parakett (Pavuasittich) und die großen Scaly-headed Parrot (Maximilianpapagei) gesellen sich dazu. Ein Vertreter aus der Familie der Sperlingskäuze, Ferruginous Pygmy-owl (Brasilzwergkauz) hat am Straßenrand in einem Baum eine Höhle bezogen und lässt sich aus wenigen Metern Distanz gut beobachten. Wir unternehmen noch eine kurze Erkundungsfahrt in das Hochland (ca. 1.300 mNN) mit Blick auf die scheinbar endlosen Steinsteppen. Hier suchen wir nach dem Höhepunkt des Nachmittags, dem endemischen (oder fast – unklar?) Blue Finch (Kobaltämmerling), einem der seltensten Vögel der Cerrado. Wir haben Glück! Die Art finden wir unweit der Straße im schütteren Gebüsch, wo sie sich ausgiebig betrachten (und fotografieren) lässt. Wir genießen hier einen tollen Sonnenuntergang, bevor wir zum Abendessen eilen und danach übermüdet nach mehr als 24 Stunden Reise- und Aktivitätszeit in die Betten sinken.

Freitag, 6. Oktober: Unterwegs im ‚Serra da Cipo‘-Nationalpark und in der Hochland-Steinsteppe
Nach dem Frühstück um 6.00 Uhr beginnen wir mit einer Exkursion in den ‚Cerra da Cipo‘-Nationalpark, der direkt am Ortsrand beginnt. Der Nationalpark mit seinen rund 33.000 ha ist für brasilianische Verhältnisse zwar klein, beherbergt aber eine Fülle von typischen Vogelarten der brasilianischen Steppe. Hier im Tal nahe dem Cipo-Fluss kommt man sich eher „afrikanisch“ als „südamerikanisch“ vor, da die Steppe locker bewaldet ist und mit ihren Dornbüschen an Ostafrika erinnert. Morgens liegen die Temperaturen hier bei angenehmen 15-17°C, in der Mittagszeit steigen diese auf 28-30°C an. Wir wandern ca. drei Kilometer in die Baumsteppe hinein und entdecken rund 70 Vogelarten, darunter typische Arten dieser trockenen Lebensräume wie die zahlreich vertretenen Flycatcher (Tyrannen). Wir finden Plain-crested Elaenia (Braunscheitel-Olivtyrann; near endemic), Highland- und Yellow-bellied Elaenia (Olivkopfelaenia, Gelbbauch-Olivtyrann), White-rumped Monjita (Weißbinden-Nonnentyrann), Streamer-tailed Tyrant (Kehlband-Schleppentyrann) und auch einen Zwerg aus dieser Gruppe, Mouse-colored Tyrannulet (Graubraun-Kleintyrann). Wir freuen uns, zwei weitere Endemiten beobachten zu können: Cinnamon Tananger (Gimpeltangare) und Grey-eyed Greenlet (Grauaugenvireo). Typisch für die Trockensteppe sind auch Arten wie Firewood-gatherer (Weikehl-) und Rufous fronted Thornbird (Rotstirn-Bündelnister), deren typische ‚Reisighaufen‘-Nester in den Bäumen nicht zu übersehen sind.

nicht selten, aber nur in speziellen Lebensräumen zu finden, die attraktive Helmpipra. Foto: A. Eisen Rupp.

Zum ‚Vogel des Vormittags‘ wählen wir aber einstimmig den wunderbar schwarz-roten gefärbten, mit einer über den Schnabel nach vorn stehenden Federhaube geschmückten Helmeted Manakin (Helmpipra). Die Art ist zwar recht verbreitet, aber dennoch nur in bestimmten Lebensräumen zu finden. Der Vogel zeigt sich überhaupt nicht scheu, und so kommen auch alle Fotofragen auf ihre Kosten. Nach der Mittagspause verbringen wir die restlichen Stunden Tageslicht im Hochland, in der Steinsteppe (bis 1.600 mNN) außerhalb des Nationalparks. Hier in der fast baumlosen Landschaft suchen wir nach typischen Vertretern dieser speziellen Vogelwelt. Wir finden nahe der Statue „Juquinha da Serra“ weitere Bewohner des Graslandes z.B. Helmayr’s Pipit (Hellmayrpieper), Striped-tailed Yellow-finch (Zitronengelbammer) und Wegde-tailed Grass-finch (Keilschwanzammer). Wahrscheinlich beobachten wir einen Bicolored Hawk (Zweifarbsperber) bei der Vogeljagd im Gebüsch. Und im Sonnenuntergang, der hier auf der Südhalbkugel in dieser Jahreszeit schon vor 18.00 Uhr beginnt, schauen wir den großen White-Collard Swifts (Halsbandsegler) bei der Insektenjagd zu. Die aus der Ferne erklingenden Rufe der Red-legged Serima (Rotfußserima) beenden unseren Beobachtungstag.

Faszinierende Landschaft in der ‘Cerra da Cipo’. Foto: H. Meyer

Sonnabend, 7. Oktober: Unterwegs zu den meist gesuchten Endemiten der Steppe
Heute erwartet und ein ganz besonders spannender Tag in wieder einer anderen, sehr markanten Region der ‚Cerra da Cipo‘, in der vier der seltensten brasilianischen Vögel (Endemiten der Cerra) leben. Wir fahren nach dem Frühstück rund 40 km bis in ein verschlafenes Örtchen in den Bergen „Alto di Palaciao“ gelegen. Hier im Hinterland der ‚Mata Atlantica‘ beobachten wir am Rande eines weiteren Tales staunend ein tolles Wetterphänomen: gewaltige Regenwolken vom Atlantik stauen sich an Tepui-artigen Bergen auf und stürzen fast senkrecht nach unten. Ein atemberaubender Anblick.
So wie Ornithologen aus aller Welt wollen wir die seltensten brasilianischen Vogelarten sehen, die nur hier im Bundesstaat Minas Gerais zu finden sind: Cipo Canastero und Cipo Cincloides. Zuerst müssen wir aber einige Kilometer auf abenteuerlicher Straße und eine für PKWs nicht unkritische Wasserfurt bestehen, um den Ausgangspunkt für unseren ca. 6 Kilometer langen Fußmarsch (hin/zurück) zu erreichen. Die Sonne scheint erbarmungslos, doch ein kalter, stürmischer Nordwest-Wind pfeift durch das Tal. Er nimmt alle Stimmen mit sich, und wir befürchten schon, die Zielarten des Tages nicht finden zu können. Wir wandern bergan in die beeindruckende Steinsteppe. Nur das Heulen des Windes begleitet uns, die Tierwelt schein sich zu verstecken. In dieser südamerikanischen Wildwest-Kulisse, in der man gedanklich hinter jedem Felsen klassische Gauchos zu Pferde erwartet, kommen uns – was für eine Enttäuschung – Mountain-Biker auf modernen Drahteseln entgegen … Doch dann findet ein Reisegast ein Hufeisen und wirft es hinter sich, da es altem Brauch gemäß Glück bringen soll. Und tatsächlich, das Blatt wendet sich bald. Wir erreichen im oberen Talbereich die Schattenseite des Windes, und plötzlich ist wieder Vogelleben zu verzeichnen. Es dauert auch nicht lange und unser kenntnisreicher Birdguide Adrian hört von weiter oben aus den Felsen die Gesänge der gesuchten Endemiten Cipo Canastero (Minas Gerais-Canastero) und auch gleich Cipo Cincloides (Cipouferwipper). Und wir entdecken hier auch noch die brasilianischen Endemiten Grey-backed Tachuri (Graunacken-Grastyrann) und Pale-throated Pampa-finch (Langschwanzammer). Was für ein toller Moment: vier der seltensten brasilianischen Vögel am gleichen Ort beobachten (und fotografieren) zu können! Wir genießen das ungewöhnliche ornithologische Erlebnis und lassen uns vom Aasgeruch einer toten Kuh, die hier auf ihre „Verwerter“, die Geier wartet, auch nicht stören.

Endemit der Steppe, der Grünmaskenkolibri. Foto: A. Eisen Rupp.

Voller Glücksgefühle treten wir den Rückweg an und haben trotz Temperaturen von um die 30°C nochmals Glück. An kleinen, unscheinbaren Blüten entdecken wir einen endemischen, dazu sehr seltenen Kolibri, den es auch nur im Hochland der brasilianischen Serra gibt: Hyacinth Visorbearer (Grünmaskenkolibri). Weiter unten im Tal finden wir noch zwei andere seltene und bedrohte (‚near endemic‘) Tangarenarten ebenfalls aus dem Serra-Biom: Withe-rumped Tanager (Weißbürzeltangare) und Black-throated Saltator (Schwarzhalssaltator). Dieser Tag war für alle ein Volltreffer! Jetzt ist aber ein später Mittagslunch fällig. Wir fahren in den kleinen Ort, der mit seinen unbefestigten Straßen und schiefen Häusern eine Vorstellung von Brasilien vor 100 Jahren liefert, und genießen in einer urigen Dorfkneipe mit Kassenhäuschen und Uralt-Interieur Hühnchen und Chips, typisch brasilianisches Local-food. Dann schauen wir uns noch am nahen See um, entdecken die eine oder andere Wasservogelart, die auf unserer Reise in die trockene Steppe eine Ausnahme darstellt. Rückfahrt und Übernachtung im Hotel.

Sonntag, 8. Oktober: Weiterreise in den ‘Serra da Canastra’-Nationalpark
Zum Frühstück um 6.00 Uhr in der Pousada kommt ein Reisegast aus dem Fenster seines Zimmers im Erdgeschoss geklettert, weil sich das Türschloss nicht mehr öffnen lässt … was aber die Freude auf das gute Frühstück nun überhaupt nicht trübt. Dann packen wir unsere Sachen in die Autos und starten unseren langen Reisetag über 460 km. Bevor wir jedoch auf die Autobahn Richtung Belo Horizonte abbiegen, halten wir in einem kleinen bewaldeten Tal an. Hier suchen wir nach einem weiteren Endemiten, dem Silvery-cheeked Antshrike (Silberwangen-Ameisenwürger). Das hübsche Vögelchen hat förmlich auf uns gewartet, sitzt im offenen Gebüsch und singt. Curl-rested Jays (Krauskopf-Blauraben) fliegen durch die Bäume, und eine neue Kolibriart, Sapphire-spangled Emerald (Saphiramazilie), lässt sich auch entdecken. Ein wirklich schöner Abschied vom ‚Cerra do Cipo‘-Nationalpark, seiner beeindrucken Landschaft und eindrucksvollen, seltenen Vogelwelt!
Auf der Fahrt nach Nordwesten sehen wir immer wieder Serimas in der Landschaft, und aus den Bäumen am Straßenrand leuchten oft die farbenprächtigen Toco Toucane (Riesentukan), auch ein typischer Vogel der Trockensteppe. Unsere Fahrt auf der Autobahn bzw. auf Autobahn ähnlichen Straßen verläuft zügig, und so erreichen wir (Mittagsrast eingeschlossen) bereits am frühen Nachmittag die Region um den ‚Serra da Canasta‘-Nationalpark im Gebiet Sao Roque de Minas. Um aber dorthin zu gelangen, müssen wir noch 45 km Staubpiste, die von Mensch und Material alles abverlangt, bestehen. Gegen 16.00 Uhr treffen wir eingestaubt von der roten Erde und durchgeschüttelt von der Piste im Hotel ein. Zum Glück wartet hier ein schöner Pool, der die Strapazen der Fahrt vergessen lässt.

Selten und bedroht: Hahnenschwanztyrann. Foto: A. Eisen Rupp.

Montag, 9. Oktober: Ameisenbär und Mähnenwolf im ‚Serra da Canastra‘-Nationalpark
Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr, das Frühstück wartet um 5.00 Uhr, und unser offener Landrover, der uns heute im 133.000 ha großen Park zur Verfügung steht, ist für 5:30 Uhr bestellt. Es ist wieder kühl am Morgen, nur um die 15°C, und der Fahrtwind im offenen Fahrzeug lässt jetzt alles noch kälter erscheinen, auch wenn mittags bis 32°C erwartet werden. Ein voller Beobachtungstag über 13 Stunden steht heute im Programm. Auch in diesem Steppengebiet warten mind. sechs Endemiten auf unsere Entdeckung. Dazu kommen weitere seltene und stark bedrohte Vogelarten, da Landschafts- und Klimawandel leider auch vor den südamerikanischen Steppen nicht Halt machen.

Noch vor Erreichen des Parkeingangs sehen wir eine endemische Papageienart, Golden-capped Parakeet (Goldkopfsittich), der uns auch im Nationalpark begleiten wird. Außerdem entdecken wir den ursprünglich nach dem berühmten Leipziger Ornithologen und Brasilien-Forscher des 19. Jahrhundert, Prof. Dr. Helmut Sick, benannten Segler Sick’s Swift (der neu als Grauschwanzsegler benannt wurde). Wir fahren langsam einem Hauptweg im Kammbereich der Steppe (um 1.350 mNN) entlang und erfreuen uns immer wieder am hier recht häufigen Cock-tailed Tyrant (Hahnenschwanztyrann). Die Männchen dieser ansonsten seltenen und bedrohten Steppenvogelart sind jetzt im brasilianischen Frühling im Brutkleid, und die Schmuckfedern des Schwanzes lassen diese beim Fliegen wie das Höhenruder eines Flugzeuges erscheinen. Auch der ebenfalls seltene Sharp-tailed Tyrant (Spitzschwanz-Grastyrann) lässt sich beobachten und fotografieren. Im Laufe des Tages können wir in der kargen Landschaft viele weitere interessante Vogelarten, Zielarten der Reise für dieses Gebiet, finden. Es gelingt sogar, den endemischen Brasilia Tabaculo (Brasielentapaculo) zu sehen und zu fotografieren. Weitere Endemiten der Cerrado wie White-banded Tanager (Flügelbindentangare), Black-masked Finch (Schwarzkopftangare) und den nur hier vorkommenden Chapada Flycatcher (Chapadatyrann) bekommen wir vor die Ferngläser (und Fotolinsen). Wir beobachten auch den seltenen Segde Wren (Graszaunkönig) und Campo Minor (Camposerdhacker), ‚near endemic‘ mit unklarer Verbreitung, ein absolutes Highlight der Vogelwelt des Gebietes.

Königsgeier. Foto: A. Eisen Rupp.

Zur Mittagsrast erreichen wir den ersten großen Wasserfall am bekannten San Francisco-Fluss, der hier im Gebiet seine Quelle hat. Der Wasserfall stürzt über 180 Meter über Felskaskaden hinunter in ein tiefes Tal. An einem Felsvorsprung beobachten wir kreisende Geier und entdecken den beeindruckenden King Vulture (Königsgeier), den wir im Aufwind sowohl von unten als auch in der Draufsicht sehen können. Am späten Nachmittag lassen sich dann endlich auch die berühmten Symbol-Tiere der südamerikanischen Steppe finden. Zuerst sehen wir weiter im Grasland von uns einen Ameisenbär, dann finden wir immer mehr, vielleicht 10 bis 12 verschiedene Individuen. Einige sind ganz nah am Weg aktiv und lassen sich gut fotografieren. Die Dämmerung zieht bereits auf, als wir auf der Rückfahrt wieder an der Quelle des San Francisco-Flusses stoppen. Und da ist er endlich! Ein Mähnenwolf tritt aus der Deckung und trottet langsam weiter. Der südamerikanische Wolf lässt sich eine Weile betrachten, ehe er in der Steppe unsichtbar wird. Ein tolles Naturerlebnis! Hoch zufrieden mit der Beobachtungsausbeute des Tages – wir haben alles gesehen, was hier möglich war und erwartet werden konnte – treten wir die Rückfahrt an. Mehr als 100 Kilometer (2x ca. 50km) waren wir heute in diesem riesigen Steppengebiet unterwegs. Eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Hotel. Die Dusche färbt sich rot vom Staub der Steppe, auch die ehemals weißen Handtücher bleiben nicht verschont. Nach dem Abendessen im Restaurant singen uns die Zikaden in den Schlaf …

Mehr vom Mähnenwolf in der Fortsetzung … 

Mähnenwolf. Repro aus Video.

 

Hartmut Meyer

Vogelwelt, Landschaft und Menschen der afro-alpinen Bergwelt Äthiopiens

Vogelwelt, Landschaft und Menschen der afro-alpinen Bergwelt Äthiopiens

Unterwegs in den Bale-Mountains. Foto: K. Gedeon.

Unter Leitung von Äthiopien-Experte Dr. Kai Gedeon reiste im Januar 2018 erneut eine Bartmeise-Reisegruppe durch die berühmten Bale-Mountains Äthiopiens, dem weltweit größten afro-alpinen Schutzgebiet. Auch ein Besuch auf dem Tulu Dimtu, mit 4377 mNN der zweithöchste Berg in Äthiopien, stand im Programm. Zu den weiteren Höhepunkten dieser Reise zählten u.a. das Sanetti Plateau mit Harenna Forest, Liben Plain, der Awash Nationalpark mit den Awash-Wasserfällen und dem Awash See, der Abijata-Shala- und der Borana Nationalpark. Unterwegs konnten die wichtigen endemischen Vogelarten Äthiopiens wie z.B. Blauflügelgans, Strichelstirnkiebitz, Erzrabe, Mönchspirol, Singtimalie usw. beobachtet werden. In den Savannengebieten mit seiner einzigartigen Vogelwelt wurden Schwarzstirnfrankolin, Stresemannhäher, Weißschwanzschwalbe und Libenlerche gesucht.

Dank der auch umfangreichen völkerkundlichen Kenntnisse von Reiseleiter Dr. Kai Gedeon konnten die Reisegäste auch einen intensiven und nachdrücklichen Einblick in die unbekannte Kultur Äthiopiens und seiner Bevölkerung erhalten.

Unsere nächste Reise nach Äthiopien findet 2019 statt (Reiseankündigung in Kürze).

Hartmut Meyer

Titelfoto: Bartmeise-Reisegruppe an den Awash-Wasserfällen. Foto: K. Gedeon

Stimmen unserer Reisegäste zu dieser Reise: 

„Aus meiner Sicht ist besonders hervorzuheben, dass die Reise nicht nur gut organisiert sondern auch authentisch war, das heißt keine Luxuslodges in Alleinlage sondern mitten drin in den Orten, im afrikanischen Alltag. Kai Gedeon hat uns mit seiner langjährigen Landeskenntnis nicht nur die außergewöhnliche Vogelwelt nahegebracht sondern auch einen ersten Einblick in die Kultur und Lebenswirklichkeit … Als Fazit war es aber eine außergewöhnliche Reise fernab des Tourismus. Dank nochmals an Kai  Gedeon… Claudia Leitz“

„Die Tour ist in wenigen Worten zusammenzufassen: Sie war einfach toll. Es lag zum einem an unserem Reiseleiter Kai Gedeon, der nicht nur durch kompetentes Fachwissen sondern auch durch seine ausgesprochene Fürsorge zum Gelingen der Tour wesentlich beigetragen hat. Mir … hat es besonders gefallen, dass Kai immer die Nähe der Bevölkerung gesucht hat und uns so Land und Leute nähergebracht hat. Es war eine Tour, die ich nicht missen möchte und am liebsten sofort wiederholen würde … Dr. Bernd-Rüdiger Mund“

Wir hatten eine sehr schöne Äthiopienreise, leider zu kurz. Wir haben eindrucksvolle Landschaften und viele interessante Vogel- und andere Tierbeobachtungen erlebt. Dank Dr. Kai Gedeon konnten wir uns gut in der Bevölkerung bewegen und hatten engen Kontakt zu den freundlichen Menschen des Landes, sei es beim Besuch von Dörfern, Märkten oder beim alltäglichen Kaffeetrinken. Kai ist ein hervorragender Reiseleiter, der uns viel über die Natur und das Land erzählen konnte. Auch die Organisation der Tour war sehr gut. Die Fahrer waren zuverlässig und hilfsbereit. Ein Fahrzeug war leider mangelhaft … Dr. Max Schulz“

„Um es vorweg zu nehmen: Ich bin restlos begeistert! Meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht erfüllt bzw. übertroffen. Kai Gedeon hat uns dank seiner exzellenten Kenntnisse das Land von sehr vielen Seiten nahe gebracht …   Auch war die Mischung aus Vogelbeobachtung, Naturerleben und dem Kennenlernen von Land und Leuten für mich absolut gelungen … Ich bedanke mich ganz herzlich für diese ungewöhnliche und großartige Reise! Insbesondere natürlich bei Dr. Kai Kai, ohne den diese Reise nicht hätte annähernd so eindrucksvoll sein können … Claudia Ruhnke“

„Auf dieser Reise war es der spezielle Hintergrund von Dr. Kai Gedeon, von dem wir sehr profitiert haben und der die Reise zusätzlich reich gemacht hat. Wir haben viel über das Land erfahren, und durch seine persönlichen Beziehungen zu den Borana Einblicke gewinnen können, die ohne ihn nicht möglich gewesen wären … Jedenfalls: wir fanden die Mischung aus Vogelkunde und Landeskunde sehr gut. Auch jetzt … sind die Erinnerungen an die Reise immer noch sehr lebendig … Dr. Gisela und Dr. Stefan Reichmuth“

Nepal-Reise mit Ibisschnabel und Igeldrossling erfolgreich beendet

Nepal-Reise mit Ibisschnabel und Igeldrossling erfolgreich beendet

Saruskraniche bei der Balz. Foto: Som Gharti Chhetri.

Mit knapp 360 Vogelarten “im Gepäck” ist unsere diesjährige Reise durch das subtropische Flachland im Westen Nepals am Sonntag zu Ende gegangen. Die Teilnehmer kehrten heute Nacht (04./05.03.2018) wohlbehalten nach Deutschland und in die Schweiz zurück. Zu den Höhepunkten der Rundreise durch das subtropische Flachland im Westen Nepals (von Kathmandu bis Lumbini und Pokahara) zählten der berühmte Chitwan-Nationalpark, Lumbini mit den Saruskranich-Brutplätzen und das “Tor zur Anapurna-Region”, Pokhara. Dass diese Reise einen der erhofften Höhepunkte, die Beobachtung von Ibisschnäbeln im Winterquartier am Rapti-Fluss, erbracht hat, konnten wir schon vor einigen Tagen berichten. Zu den weiteren ornithologischen Höhepunkten der Reise zählen auf jeden Fall auch wunderbare Beobachtungen der einzigen endemischen Vogelart des Landes, des Igeldrosslings (Spinny-Babbler), der in der Umgebung von Pokhara gefunden (und fotografiert – siehe Titelbild) werden konnte. Beim Besuch eines von Birdlife Nepal betriebenen Geier-Restaurants, welches der Stützung der Bestandssituation der großen Aasfresser dient, konnten allein sechs Geierarten beim ‘Dinner’ beobachtet werden. Der größte Kranich der Welt, der Saruskranich (eine der nach IUCN “Globally threatenend Birds”), der seine Brutplätze in Nepal ausschließlich in der Region um Lumbini hat, konnte dort bei der Balz eindrücklich und aus nächster Nähe beobachtet, fotografiert und vom Straßenrand aus dem Tourbus heraus gefilmt werden.

Diese Reise, die zu den Höhepunkten in unserem Reiseprogramm gehört, wird im kommenden Jahr ca. ab 23.02.2019 (+/1 1-2 Tage) wieder durchgeführt. Stimmen von Reiseteilnehmern zu dieser Reise in Kürze hier.

Startbild: Spinny-Babbler (Igeldrossling, endem.) singend bei Pokhara. Foto: Som Gharti Chhetri.

Hartmut Meyer

Vogelwelt im Himalaja – Bartmeise-Reisegruppe bei Ibisschnabel und Himalajarotschwanz eingetroffen

Vogelwelt im Himalaja – Bartmeise-Reisegruppe bei Ibisschnabel und Himalajarotschwanz eingetroffen

Ibisschnabel am Rapti-River. Fotos (2): Som Gharti Chhetri

Am Sonnabend (17.02.2018) traf wieder eine Bartmeise-Reisegruppe im Himalajaland Nepal ein. Auf dem Programm dieser Reise steht die Vogelwelt hauptsächlich im Westen des Landes, zwischen der Hauptstadt Katmandu, den Pulchowski-Bergen, dem berühmten Chitwan-Nationalpark, dem Farmland um Lumbini, Pokhara und dem “Australien Camp” (2.000 mNN) zu Füßen der Anapurna-Region, der höchsten Berge der Welt. Bevor unsere Gruppe heute im Chitwan-Nationalpark eintraf, stand ein weiterer vogelkundlicher Höhepunkt im Programm: Die Suche nach dem seltenen Ibisschnabel (Ibisbill) im Überwinterungsgebiet am Rapti-Fluss bei Hetauda. Um die Art möglichst sicher sehen zu können, wurde die diesjährige Reise um 10 Tage vor den sonst üblichen Termin gelegt …, und wir hatten tatsächlich Glück! Gestern Nachmittag konnten wir 2 (3) Ibisschnäbel am mächtigen Gebirgsfluss aus naher Distanz (wie auf den Fotos) gut beobachten (eines der beiden hier gezeigten Fotos entstand genau an diesem Plazt, allerdings bereits vor zwei Jahren. Die Flugaufnahme gelang unserem nepalesischen Guide Som, mit dem wir unterwegs sind, an einem anderen Platz im Himalaja). Ein tolles Erlebnis, dass bei allen Reisegästen für Begeisterung sorgte!

Ab Morgen werden wir zwei volle im Nationalpark zwischen Panzernashörnern, wilden Elefanten, Lippenbären und hoffentlich auch dem Benagltiger nach diversen seltenen Vogelarten Ausschau halten. Danach steht im Gebiet um Pokahara auch Nepal’s einziger (echter) Endemit, der Igeldrossling (Spinny Babbler) auf dem Programm. Auch dem Geburtsplatz Buddhas, dem weltweit wichtigsten Ort für alle Buddisten (vergleichbar mit der Geburtskirche Jesu in Jerusalem) werden wir einen Besuch abstatten. Mehr vom Reiseverlauf später an dieser Stelle.

Hartmut Meyer

Reisebericht Bulgarien: Arktische Rothalsgänse im Winter am Schwarzen Meer

Reisebericht Bulgarien: Arktische Rothalsgänse im Winter am Schwarzen Meer

Reisebericht über die Kurzreise: 29. Januar bis 4. Februar 2018

zu Gast in der Branta-Logde. Foto: Pavel Simeonov.

Montag, 29. Januar: Zu den Rothalsgänsen ans Schwarze Meer
Am Morgen startet eine Bartmeise-Gruppe aus Leipzig und Hamburg kommend mit Austrian Airlines über Wien nach Varna ans bulgarische Schwarze Meer. Obwohl die Umsteigezeit in Wien nur 30 Minuten beträgt, macht der schicke Flughafen Schwechat seiner Werbung, das Umsteigen in 25 Minuten zu garantieren, alle Ehre, und so treffen wir wohlbehalten (mit Reisegepäck) kurz vor 13.00 Uhr in Varna am Schwarzen Meer ein. Hier herrscht winterliche Ruhe vor dem Sommerurlauber-Ansturm, und so geht die gesamte Abfertigung zügig vonstatten. Unser Guide und Gastgeber Pavel Simoenov, Inhaber der „Branta-Logde“, engagierter Vogelschützer und Pionier des Natur- sowie Ökotourismus in Bulgarien, wartet im leeren Flughafen und ‚brieft‘ uns auch gleich auf die schwierige Situation in diesem Winter. Dieser ist sogar hier im Osten so ungewöhnlich mild, so dass nur wenige Rothalsgänse in den Überwinterungsgebieten am See eingetroffen sind. Das konnte man auch bereits aus dem Wetterverlauf von zu Hause aus verfolgen und so waren Erwartungen auch entsprechend gedämpft. Wir beschließen, das Beste aus einer Situation, die niemand ändern kann, zu machen. Aber Pavel hat bei der Fahrt zum Flughafen einen Rothalsgans-Trupp in der Feldflur entdeckt, den wir sofort aufsuchen, denn das könnte im Moment unsere einzige Chance sein! Die Gänse sind noch da und wir können uns diesen bis auf ca. 400 Metern nähern. Es sind etwa 400 Rothalsgänse und dazu rund 2.000 Blässgänse, die wir gut beobachten können. Es ist faszinierend, dieser kleinen, agilen arktischen Gänseart bei der Nahrungssuche zuschauen zu können. Die meisten Reiseteilnehmer kannten die Art bisher nur in Einzelindividuen überfliegend in gemischten Weißwangengans-Trupps. Pavel macht uns nochmals klar, dass das vermutlich hier in Bulgarien in den nächsten Tagen die einzige Chance auf die Art gewesen sein könnte. Und das sollte auch so sein, wie wir feststellen werden.
Auf der ca. 100 Kilometer langen Fahrt vom Flughafen zur Logde nahe der rumänischen Grenze staunen wir über die hier zahlreichen Grauammern, sehen Rohrammern am Straßenrand und entdecken neben diversen Greifvögeln auch Raubwürger. In der Logde angekommen erwarten uns komfortable Zimmer (alle mit eigenem Bad) und das Abendessen.

Bartmeise-Gruppe am Schwarzen Meer. Links: Pavel Simeonov. Foto: H. Meyer

Dienstag, 30. Januar: Adlerbussard, Korn- und Rohrweihen am Durankulak-See
In der Nacht hören wir vom Bett aus Schakale im Duett, und am Morgen schwärmen Zenttausende Stare vom Schlafplatz im Schilf kommend um die Branta-Logde. Nach dem Frühstück beobachten wir heute in der Umgebung des Durankulak-Sees und am Schwarzen Meer. In kurzen Abständen können wir in der Feldflur, die hier geprägt ist von ausgedehnten Wintergetreide-, Raps- und Grünland-Schlägen, aber immer wieder unterbrochen wird von Äckern, Brachen, Steppen und Windschutzstreifen, Korn- und Rohrweihen ungewöhnlich häufig beobachten. In der Feldflur sind es meist Kornweihen, die hier zahlreich überwintern, und an den Seen die Rohrweihe. 20-30 Vögel gleichzeitig in der Luft, dazu Kornweihen und Mäusebussarde, sind nicht ungewöhnlich. Besonders interessant und auffallend sind jedoch Adlerbussarde. Wir entdecken heute bis zu drei verschiedene Individuen. Auch der Raufußbussard kann beobachtet werden, ist aber in diesem milden Winter nur in geringer Individuenzahl vertreten. Am Schwarzen Meer sehen wir die ersten Krähenscharben, die offenbar bereits ihr Brutgeschäft an den Felsklippen begonnen haben und sich daher im Brutkleid präsentieren. Ein leider verölter Prachttaucher wartet am Strand auf sein Ende. Bei Sveti Nikola in einer steppenartigen Landschaft entdecken wir einen Trupp von um die 60 Kalanderlerchen, deren Winterverhalten eng zusammen in Gruppen ganz anders ist als zur Brutzeit, in der die Art nur paarweise lebt, Auch zwei Schwarzkehlchen zeigen sich hier. Am abendlichen Shabla-See erregen Hunderte Bleßrallen unsere Aufmerksamkeit. Ein Bild, das es auf heimischen Gewässern fast nicht mehr gibt. Seidensänger singen ihr hastiges Lied und ein Mariskensänger ist akustisch zu vernehmen, singt aber noch nicht. Verschiedene Wasservogelarten, darunter Kolben- und die im Winter hier seltenen Moorente finden wir im Abendlicht. Zwergscharben sind häufig zu sehen und mit einem Blick auf ein gewaltiges Seeadlernest beenden wir diesen Tag zwischen Shabla- und Durankulaksee, … leider und wie vorausgesagt ohne weitere Rothalsgans-Beobachtungen. Nach dem Abendessen geben unsere Gastgeber Pavel und Tatjana Simeonov einen kleinen Einblick in ihr auch musikalisches Talent und unterhalten uns mit hausgemachter Musik am Flügel und mit Gesang.

Mittwoch, 31. Januar: Rote Felsen am Kap Kaliakra
Noch vor dem Hellwerden fahren wir heute Morgen an den direkt gegenüber der Logde gelegenen Durankulak-See, auf dem in der Nacht Gänse geschlafen haben. Es ist bitterkalt, aber ruhig. Glutrot geht die Sonne auf und wir können einen kleinen Trupp Rothalsgänse, vielleicht die 400 Individuen vom Montag, am südlichen Seeufer erkennen. Ein Rancher von BirdLife Bulgarien überwacht etwas weiter den morgendlichen Gänseausflug. Aber leider, der Abflug der Gänse wird rasch gestört von Jägern, die den heutigen letzten erlaubten Jagdtag zur Spaß-Jagd auf Wildgänse nutzen. Eine Blässgans sitzt offenbar angeschossen auf dem Feld und kann nicht mehr fliehen. Sie wird aus wenigen Meter Entfernung eiskalt abgeknallt. Was empfinden solche Menschen? Wir empfinden Verachtung. Zwar ist die Wasserfläche des Sees Schutzgebiet (vergleichbar wie auch bei uns in Deutschland), aber eben nur die Wasserfläche und daher dürfen Freizeit-Jäger auf die abfliegenden Gänse schießen, wie auf Tontauben. Völlig egal, ob dabei Blässgänse oder hier die geschützten Rothalsgänse getroffen werden. Zu diesem EU-Absurdum der Vernichtung global bedrohter Arten, währenddessen die biologische Vielfalt in den EU-Ländern dramatisch zurückgeht, zum Schluss noch einige Anmerkungen.

Wir fahren zum Frühstück in die Logde. Anschließend besuchen wir den Shable-See sowie das berühmte Kap Kaliakra. Kurz vor dem Kap in einem geschützten Steppen-Biotop können wir Haubenlerchen beobachten. Zur Brutzeit finden sich hier bis zu 120 Brutpaare Kurzzehenlerchen, die aber im Januar noch fehlen. Das winterliche Kap mit seinen bis zu 70 Meter hohen Klippen, die heute golden und rot in der Sonne leuchten, haben wir und die Vögel ganz allein für uns. Krähenscharben, die ihr Brutgeschäft in den Felsenhöhlen begonnen haben, können wir beim Fischen zuschauen. Von den im Sommerhalbjahr bis zu 5.000 hier jagenden Sturmtauchern ist heute allerding keiner zu sehen. Gleich hinter dem Kap beginnt ein enges Kerbtal, in dem der Uhu brütet. Wir müssen auch gar nicht so lange warten, dann erscheint die große Eule und sitzt auf der oberen Felswand in der Abendsonne, bevor der Vogel in die angrenzende Steppe zum Jagen fliegt. Fast wie die original roten Helgoländer Klippen tauchen die vom Kap Kaliakra von der Abendsonne angestrahlten Felsen in einem phantastisches Rot. Ein toller Anblick zum Abschluss des Tages.

Donnerstag, 1. Februar: Rothalsgänse und Fischmöwen im südlichen Donaudelta in Rumänien
Die Nacht war erneut frostig und die Temperaturen liegen morgens daher auch kaum über 0°C. Die Sonne schiebt den winterlichen Morgendunst jedoch rasch beiseite und erwärmt das Land, allerdings tragen die flachen Seen heute eine Eisschicht. Wir haben uns für eine Tagesexkursion zur angrenzenden südlichen Schwarzmeerküste nach Rumänien entschieden. Da die Grenze nach Rumänien nur ca. sechs Kilometer von der Branta-Logde entfernt ist, stehen wir wenige Minuten nach unserem Start an der Grenzkontrolle, die ohne Probleme schnell erledigt ist. Im Grenzort entdecken wir wieder den Blutspecht, der hier in den Dörfern recht häufig zu finden ist.

Die Südküste Rumäniens hat eine deutlich dichtere Infrastruktur als der Norden des bulgarischen Schwarzen Meeres und so fahren wir rasch an den Hafenanlangen von Mangalia vorbei. Dann erreichen wir die Eforie (bekanntes Seebad) am Rande der Großstadt Konstanza, wo wir einen Stopp am größten künstlichen (Trinkwasser-) See Rumäniens, dem Techirghol-See einlegen. Sofort fallen die Konzentrationen von Schwarzhalstauchern auf. Um die 400 Vögel sind dicht gedrängt zu beobachten. Wir können nur einen Teil des riesigen Sees einsehen, aber auf diesem halten sich bestimmt um die 1.000 Individuen auf. Dieses Gewässer ist auch bekannt dafür, dass im Winterhalbjahr gelegentlich bis zu 20.000 Zwergsäger rasten. Heute ist aber kein einziger zu entdecken. Wir umfahren Konstanza und erreichen rasch das südliche Ende des Donaudeltas im Biosphärenreservat bei Vadu (Grindul Chituc). Auch wenn hier winterliche Stille herrscht kann man sich vorstellen, welches reichhaltige Vogelleben zur Brutzeit anzutreffen ist. Heute entdecken wir jedenfalls einige weitere Arten für unsere Liste wie Großer Brachvogel, Löffelente, Graureiher und auch die ersten Kiebitze. In Richtung Sinoe sehen wir einen riesigen Trupp Gänse fliegen. Genau das haben wir gesucht! Wir beeilen uns und kommen rasch in diese in der an das Delta angrenzenden Feldflur heran. Die Gänse sitzen nicht weit von der Ortschaft Säcele im Wintergetreide für uns günstig mit Licht im Rücken windgeschützt vor einer Anhöhe im Gelände. Wir fahren vorsichtshalber nur bis auf ca. 800 Meter heran und sind gebannt vom Schauspiel: mind. 7.000 Rothalsgänse und vielleicht um die 12.000 Blässgänse fressen ungestört. Dabei ist ein etwa gleichgroßer Gänse Trupp vor unserer Ankunft offenbar zum Trinken ins angrenzenden Delta abgeflogen. Wir genießen dieses Schauspiel ungefähr 1 ½ h lang und erfreuen uns an den attraktiven Gänsen von der Taymirhalbinsel. Wie bei uns zu Hause sitzen Schwäne im angrenzenden Raps. Allerdings keine Höcker- sondern ausschließlich Singschwäne. Bestimmt 800 Vögel können wir vom Standpunkt aus erkennen. Später noch viele mehr.

ad. Fischmöwe. Foto: Pavel Simeonov

Freitag und Sonnabend, 2. und 3. Februar: Beobachtungen zwischen Meer und Seen
An beiden Tagen sind wir in der Umgebung von Durankulak bis nach Kavarna unterwegs. Wir beobachten in und um die Brackwasser- und Feuchtgebiete, in der Feldlur und in den teilweise sehr ursprünglichen Ortschaften. Verschiedene neue Vogelarten, von Kiebitz, über Rebhuhn bis Waldohreule (am Schlafplatz), von Seeadler (brütend) bis Sakerfalke und von Blutspecht bis Rohrammer werden gesehen. In der Feldflur finden wir einen Adlerbussard mit interessanten Beute, wie auch immer: einer Sumpfohreule! Wir schließen unsere Vogelliste mit 103 Arten ab, darunter auch einige, die aufgrund des milden Winters unerwartet gesehen werden konnten.

Fazit: Diese Kurzreise galt insbesondere den arktischen Rothalsgänsen in ihrem wichtigsten Winterquartier am Schwarzen Meer. Trotz ungünstiger klimatischer Verhältnisse durch den auch hier bisher außergewöhnlich milden Winter gelang es, mind. 7.000 Rothalsgänse zu sehen. Auch die Bedrohung dieser global gefährdeten Art im durch Freizeitjäger mussten wir zur Kenntnis nehmen. Weitere Zielarten der Reise waren Fischmöwe und Adlerbussard, die ebenfalls sehr ausführlich beobachtet werden konnten. Die Region um Durankulak mit seinen Brackwasser- und Feuchtgebieten, bekannten Seen und Steppen in der Feldflur bzw. im Küstenhinterland bietet zusammen mit dem unmittelbar auf rumänischer Seite angrenzenden südlichen Donaudelta ausgezeichnete Beobachtungbedingungen, die ggf. nur durch die Jagdausübung (je bis 31.01.) gestört werden. Die Rahmenbedingungen in der Branta-Logde von Bidguide Pavel und Tatjana Simeonov als Quartier und Ausgangspunkt für alle Exkursionen können als ausgezeichnet eingeschätzt werden.

Rothalsgänse: Foto: Pavel Simeonov

Gänsejagd
Die Bejagung von Wildgänsen, indirekt auch der streng geschützten Arten, insbesondere hier am Schwarzen Meer die global gefährdete Rothalsgans betreffend, zeigt einmal mehr die Absurdität und Wirkungslosigkeit der EU als Staatenverbund auf, deren verantwortliche Umwelt-Politiker offenbar planlos agieren und auch über keinerlei Konzept verfügen, den dramatischen Verlust an Biodiversität in Europa zu stoppen. Man ist nicht schon einmal nicht in der Lage, internationale Konventionen und Abkommen wie z.B. solche zum Schutz wandernder Tierarten oder auch RAMSAR durch-, geschweige die eigene EU-Vogelschutzrichtlinie umzusetzen, noch die Mitgliedsländer auf die Einhaltung der Gesetze zum Schutz bedrohter Arten zu verpflichten! Dies gilt bei Weitem ja nicht nur für Bulgarien und Rumänien! Auch in Deutschland, das von einem noch dramatischeren Biodiversitätsverlust gerade auch in der Agrarlandschaft betroffen ist, darf die Spaß-Jagd auf Vögel ungebremst weitergehen. Es ist traurig erleben zu müssen, wie offenbar von ausuferndem Lobbyismus gesteuerte „Volksvertreter“ das Vertrauens der Menschen in die Europäische Union zerstören, und sich daher auch in den Kernländern der EU gefährlicher Nationalismus ausbreitet.

Hartmut Meyer

Startfoto: Rothalsgänse in Durankulak. Foto: Pavel Simeonov

Rothalsgänse, Fischmöwen und Adlerbussarde am Schwarzen Meer in Bulgarien und Rumänien

Rothalsgänse, Fischmöwen und Adlerbussarde am Schwarzen Meer in Bulgarien und Rumänien

Rothalsgänse im Winter vor der Branta-Logde (früheres) Foto: Pavel Simeonov.

Eine Kleingruppe von vier Gästen besuchte vom 29. Januar bis 4. Februar 2018 die Region um Durankulak an der nördlichen bulgarischen Schwarzmeerküste. Ziel diese Kurzreise waren die am Schwarzen Meer überwinternden arktischen Rothalsgänse. Trotz äußerst ungünstiger Wetterverhältnisse, bedingt durch einen viel zu milden Winter, konnten bis zu 7.000 Individuen in einem Trupp unter mind. 12.000 Blässgänsen gut beobachtet werden. Auch Fischmöwen in verschiedenen Alterskleidern waren abends am Schlafgewässer gut zu sehen. Unsere Reisegruppe hatte Quartier bezogen in der Branta-Logde von Pavel Simeonov direkt am Durankulak-See, der Schlafgewässer für die Rothalsgänse ist. Trotz der witterungsbedingten Einschränkungen waren die Beobachtungsbedingungen ausgezeichnet. Neben den Wasservögeln konnten zudem bemerkenswert viele Greifvögel, zahlreiche Korn- und Rohrweihen sowie Adler- und Raufußbussarde beobachtet werden. Auch das berühmte Kap Kaliakra und die vorgelagerten Steppenlandschaften waren Exkursionsziele. Diese interessante Kurzreise bieten wir auch Anfang Februar 2019 wieder an (zeitnah im Reiseprogramm zu finden).

Hartmut Meyer

 

Alle Mahlzeiten in der Branta-Logde immer frisch von Frau Simeonov zubereitet. Fisch nach Art des Hauses. Foto: H. Meyer

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